Kommentar
10:07 Uhr, 10.08.2017

Bullenmarkt am Ende: Die finale Sektor-Rotation?

In den unterschiedlichen Phasen eines Bullen- und Bärenmarktes variiert die Performance der einzelnen Sektoren. Jetzt ist eine Gruppe mit der Outperformance dran, die Anleger aufhorchen lassen sollte.

Man lernt nie aus. Jeder weiß zwar, dass nicht jeder Sektor immer gleich gut performt, doch dass sich gerade am Ende eines Bullenmarktes eine ganz bestimmte Rotation ergibt, dürfte nicht jedem bekannt sein. Die Société Générale brachte das Thema vor kurzem auf den Punkt.

Die Bank wies darauf hin, dass derzeit Wachstumswerte besonders gut performen. Dazu gehören nicht nur die ganz großen Technologiewerte wie Amazon, Alphabet und Microsoft, sondern praktisch alles, was den Stempel „Wachstum“ hat. Wenn eine Anlageklasse allen anderen davonrennt, fällt das auf.

Unternehmen, die schnell wachsen, sind für Anleger auf den ersten Blick immer ein Gewinn. Schnelles Wachstum bei Umsatz und Gewinn sollten auch die Aktienkurse überproportional steigen lassen. So einfach ist die Sache freilich nicht ganz.

Viele Unternehmen wachsen zwar schnell, nicht aber unbedingt beim Gewinn. Viele der Firmen, die am schnellsten wachsen, schreiben überhaupt keinen Gewinn, sondern Verluste. Man denke nur an Tesla. Der Umsatz verdoppelt sich regelmäßig – so aber auch der Verlust. Trotzdem wird die Aktie gekauft, dass einem der Atem stockt.

Besonders am Ende eines Bullenmarktes haben es Anleger auf solche Firmen abgesehen. Die Logik dahinter ist einfach wie bestechend. Am Ende eines Wirtschaftsaufschwungs schwächt sich das Wachstum ab und der Gewinn stagniert. Das gilt für viele Sektoren und etablierte Unternehmen. Firmen wie Tesla sind die Ausnahme. Hier greifen Anleger zu. Andernorts gibt es nicht viel zu holen.

Soweit die These. Praktisch scheint sich das zu bestätigen. Grafik 1 zeigt die letzten drei Bullenmärkte und vergleicht Wachstums- und Value-Aktien. Jeder Bullenmarkt beginnt ähnlich. Nach einem Bärenmarkt wird erst einmal alles gekauft, ob Wachstum oder Value spielt keine Rolle. Beide Anlageklassen verlaufen parallel.


Je älter ein Bullenmarkt wird, desto mehr setzen sich Wachstumswerte ab. Das war bis 2000 besonders ausgeprägt, weil Anleger ohne jegliche Vernunft bei Technologiewerten zugriffen. Dafür taten sich Wachstumswerte im darauffolgenden Bullenmarkt ab 2003 schwer. Die Lücke wurde gegen Ende des Bullenmarktes etwas geschlossen, doch zu einer Outperformance kam es am Ende nicht mehr.

Im aktuellen Zyklus zeigte sich bereits bis Anfang 2015 eine klare Outperformance. Die fast einjährige Korrekturbewegung behob diesen Zustand. Jetzt klafft wieder eine große Lücke, die sich praktisch täglich ausweitet. Das ist ein Warnsignal.

Das Warnsignal erscheint überdeutlich. Als Anleger muss man aber nicht gleich die Hoffnung aufgeben. Bei Small Caps gilt die Systematik so nicht (Grafik 2). Wachstum und Value performen über den Zyklus immer ähnlich. Ausnahme war die letzte Phase der Überreibung bis zum Jahr 2000.


Man muss auch festhalten, dass die klare Unterscheidung zwischen Value und Wachstum noch nicht so lange existiert. Die Stichprobe, um die Vermutung und Logik in der Praxis zu testen, ist also klein. Allein aufgrund dieser Divergenz, die wir bei Large Caps sehen, würde ich das Depot noch nicht leerräumen. Die Masse an Anzeichen, dass dem Markt so langsam die Luft ausgeht, wird allerdings immer erdrückender. Ich vermute, dass bald der letzte Tropfen folgt, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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