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15:57 Uhr, 02.05.2020

Buffett meldet 50-Milliarden-Dollar-Verlust

Die von US-Starinvestor Warren Buffett geführte Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat im ersten Quartal einen Nettoverlust von fast 50 Milliarden Dollar verbucht. Verantwortlich waren die Kursverluste bei den von Berkshire gehaltenen Aktienpaketen.

Erwähnte Instrumente

  • Berkshire Hathaway Inc. - WKN: A0YJQ2 - ISIN: US0846707026 - Kurs: 182,670 $ (NYSE)

Der Corona-Crash an den Aktienmärkten ist auch an US-Starinvestor Warren Buffett nicht spurlos vorübergegangen. Die von Buffett geführte Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway verbuchte im ersten Quartal einen Rekordverlust von 49,7 Milliarden Dollar, wie Berkshire Hathaway am Samstag mitteilte. Im Vorjahresquartal war ein Nettogewinn von 21,7 Milliarden Dollar verbucht worden.

Verantwortlich für das Minus waren vor allem Kursverluste bei den von Berkshire Hathaway gehaltenen Aktienpaketen und Derivaten, die sich auf rund 55,6 Milliarden Dollar beliefen, nach einem Gewinn von 16,1 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Im Zuge der Coronakrise waren die Aktienmärkte ab Mitte Februar bis Mitte März stark eingebrochen.

Wegen einer Änderung der Bilanzierungsregeln muss Berkshire Hathaway seit dem Jahr 2018 auch unrealisierte Kursverluste in der Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigen. Buffett hatte das scharf kritisiert und Anlegern empfohlen, dem Nettogewinn keine Beachtung mehr zu schenken.

Im operativen Geschäft von Berkshire Hathaway lief es deutlich besser. Hier wurde im ersten Quartal ein Gewinn von 5,9 Milliarden Dollar verbucht, einem Gewinn von 5,6 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal.

Seit Jahren hat Berkshire Hathaway ein riesiges Cashpolster aufgebaut, weil Buffett kaum noch Unternehmen und Aktien fand, die zu einem attraktiven Preis zu haben waren. Am Ende des ersten Quartals 2020 beliefen sich die liquiden Mittel auf rund 137 Milliarden Dollar und lagen damit fast noch einmal 10 Milliarden Dollar höher als ein Quartal zuvor.

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Der inzwischen 89-jährige Buffett hatte das ehemalige Textilunternehmen Berkshire Hathaway im Jahr 1965 übernommen und zu einer Beteiligungsgesellschaft umgebaut. Mehr als 80 Unternehmen besitzt Berkshire Hathaway inzwischen ganz, zudem hält Berkshire zahlreiche große Aktienpakete an börsennotierten Unternehmen wie Apple, Coca-Cola, Kraft Heinz oder American Express. Buffett gilt als weltweit wichtigster Value-Investor, der seine Anlageentscheidungen nach fundamentalen Gesichtspunkten trifft und überwiegend langfristig in Unternehmen investiert. Dabei setzt Buffett vor allem auf "langweilige" Qualitätsaktien bekannter Konzerne.

Mit seinen klugen Anlageentscheidungen ist Buffett zum derzeit viertreichsten Menschen der Welt geworden. Buffett besitzt noch rund 16 Prozent des Berkshire-Eigenkapitals und 30,9 Prozent der Stimmrechte. Im Rahmen der Kampagne "The Giving Pledge" hat sich Buffett dazu verfplichtet, nach seinem Tod den Großteil seines Vermögens an gemeinnützuge Stiftungen zu spenden. Seit dem Jahr 2006 hat Buffett bereits jährlich milliardenschwere Aktienpakete verschenkt, wobei rund vier Fünftel an die Bill und Melinda Gates Foundation des Microsoft-Gründers Bill Gates flossen.

Am heutigen Samstagabend findet ab 22.00 Uhr MESZ auch die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway statt. Für viele Value-Anleger gehört die Hauptversammlung zu den Highlights des Jahres, schließlich beantworten normalerweise Buffett und sein ebenfalls legendärer Co-Chef Charlie Munger stundenlang die Fragen von Journalisten und Berkshire-Aktionären. Wegen der Corona-Pandemie ist dieses Mal aber auch bei der mitunter als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichneten Veranstaltung alles anders als normal.

Die Veranstaltung findet als reine Online-Veranstaltung statt, Charlie Munger wird nicht mit dabei sein (er wird vom Berkshire-Manager Greg Abel vertreten) und die Veranstaltung wird deutlich kürzer sein als üblich. Die Hauptversammlung wird live von Yahoo Finance übertragen.

Mit Spannung wird erwartet, wie sich Buffett auf der Hauptversammlung zum Corona-Crash und den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie äußern wird, nachdem es seit fast zwei Monaten auffallend still um Buffett war. Wie aus Pflichtmitteilungen hervorgeht, verkaufte Buffett während des Corona-Crashs Aktien von zwei Airlines und einer Bank. Buffetts Vizechef Charlie Munger äußerte sich in einem Interview seitdem sehr besorgt über die Situation an den Aktienmärkten.

Update: Sinngemäße Aussagen von Warren Buffett auf der Hauptversammlung

  • In Bezug auf das Virus kann ich nichts beitragen, was Sie nicht schon gehört haben. Aber ich kann mich zur Wirtschaft äußern,
  • Wir wissen nicht, was passiert, wenn man einen großen Teil der Wirtschaft bewusst abschaltet. Es ist ein ziemliches Experiment. Manche Folgen könnten erst in Jahren sichtbar sein.
  • Wir sind mit größeren Problemen fertig geworden als mit dem Coronavirus und wir werden auch damit fertig werden.
  • Wir sind mit 231 Jahren ein sehr junges Land, aber was wir zustande gebracht haben, ist ein Wunder. Im Jahr 1790 lebten 3,9 Millionen Menschen auf dem Gebiet der USA. Niemand hätte sich vorstellen kann, dass 231 Jahre später 280 Millionen Fahrzeuge in den USA unterwegs sind und Menschen in 40.000 Fuß Höhe mit Flugzeugen von Küste zu Küste fliegen.
  • Der Wohlstand der Nation ist von ungefähr einer Milliarde Dollar im Jahr 1789 bis heute auf über 100 Billionen Dollar gewachsen. Aus einem Dollar wurden 100.000 Dollar. Inflationsbereinigt könnte aus einem Dollar ungefähr das 5000-Fache geworden sein.
  • Aber es waren keine 231 Jahre von ununterbrochenem Fortschritt. Es gab ziemliche "Unebenheiten in der Straße".
  • Im Bürgerkrieg (1861-1865) wurden ungefähr sechs Prozent der männlichen Bevölkerung zwischen 18 und 60 getötet. Dies würde heute ungefähr vier Millionen Toten in dieser Gruppe entsprechen.
  • Am 3. September 1929 schloss der Dow Jones Industrial Average bei 381,17 Punkten. Damals war die Nation 140 Jahre alt. Bis zum 13. November sank der Index um 48 Prozent auf 198,69 Punkte. Bis zum Tag vor meiner Geburt, dem 29. August 1930, hatte sich der Dow um 20 Prozent erholt. Damals sah es nach einer normalen Rezession, nicht nach einer Depression aus. Bis zum 8. Juli 1932, dem Tiefpunkt nach meiner Geburt, sank der Dow auf 41,22 Punkte. Aus 1.000 Dollar wurden 170 Dollar in weniger als zwei Jahren. Es dauerte bis zum 04. Januar 1951, bis die Verluste wieder aufgeholt wurden. Als der Dow Jones im Jahr 1954 auf 400 Punkte stieg, fragten sich die Leute, ob erneut ein Jahr wie 1929 droht, weil der Dow so hoch gestiegen war. Es gab sogar eine Untersuchung im Parlament zu dieser Frage. Heute steht der Dow Industrial Average bei über 24.000 Punkten. Aus jedem Dollar, den man investierte, als ich das College verließ, wurden 100 Dollar.
  • Warren Buffett: Wir sind im Jahr 2020 ein viel besseres Land als wir es 1789 waren. Und auch ein viel reicheres.
  • Die Nation wurde im Jahr 1776 auf Basis des Grundsatzes gegründet, das alle Menschen gleich sind. Trotzdem waren 1790 mehr als 15 Prozent der Menschen Sklaven. Es dauerte 131 Jahre, bis Frauen wählen durften. Dann dauerte es 61 weitere Jahre, bis die erste Frau Richterin am Supreme Court wurde. Wir sind heute bei Weitem eine bessere Gesellschaft, als es 1789 der Fall war.
  • Man sollte niemals gegen Amerika wetten. Aber niemand weiß, was der Markt morgen, nächste Woche oder nächstes Jahr machen wird. In Bezug auf den Markt ist grundsätzlich alles möglich.
  • Es steht fest, dass Aktien langfristig besser performen werden als Staatsanleihen, die mit 1,25 Prozent rentieren oder als Geld, das unter der Matratze liegt.
  • Wenn einem ein Unternehmen vor dem Virus gefallen hat, sollte man es nicht verkaufen, nachdem das Virus aufgetaucht ist, solange das Geschäft des Unternehmens durch das Virus nicht zerstört wird.
  • Die Ergebnisse im ersten Quartal sagen nichts über die Ergebnisse im Rest des Jahres aus. Unser operatives Ergebnis wird durch das Virus deutlich belastet werden. Manche unserer Unternehmen werden durch das Virus stark belastet.
  • Wir werden immer ausreichend Cash in der Hinterhand behalten. Wir wollen immer in einer Position der Stärke sein. Es gibt Zeiten, in denen der Geldkreislauf fast stoppt. Das hatten wir 2008.
  • Der Markt für Staatsanleihen wäre im März fast ausgetrocknet. Zum Glück hat die Fed eingegriffen. Wir waren in einer Situation, wo große Unternehmen kaum noch an Geld kommen konnten. Das hätte das Virus fast wie einen Sturm im Wasserglas aussehen lassen.
  • Wir wissen nicht welche Konsequenzen die Bilanzausweitung der Fed haben wird. Aber wir wissen, was passiert wäre, wenn die Fed keine drastischen Maßnahmen ergriffen hätte.
  • Wir haben im ersten Quartal insgesamt Aktien für 4,003 Milliarden Dollar gekauft und Aktien für 2,166 Milliarden Dollar verkauft. Im April haben wir für 426 Millionen Dollar Aktien gekauft und für 6,509 Milliarden Dollar Aktien verkauft. Dass wir im April netto Aktien verkauft haben hat nichts damit zu tun, dass ich damit rechne, dass der Markt sinken wird, sondern weil die Airlines durch das Virus stark getroffen werden und in Zukunft nicht so viel Geld verdienen werde, wie ich gedacht hatte. Wir haben deshalb Aktien der Airlines verkauft.
  • Ich weiß nicht, ob die Menschen in drei oder vier Jahren so viel fliegen werden, wie sie letztes Jahr geflogen sind, aber das Airline-Geschäft ist für mich weit schlechter zu durchschauen als zuvor. Ein Problem der Airlines ist, dass wenn die Menschen wieder fliegen werden, es zu viele Flugzeuge geben wird.
  • Es gibt einige Industrien, die durch die Shutdowns wirklich getroffen werden, und die Airlines gehören dazu.
  • Wir haben die Aktien der Fluggesellschaften komplett verkauft. Wir haben deutlich weniger dafür bekommen, als wir gezahlt haben.
  • Wer heute Aktien kauft, wird auf Sicht von 20 oder 30 Jahren ein gutes Geschäft machen, aber ich weiß nicht, ob das auch auf Sicht von zwei oder drei Jahren gilt.
  • Wir sind in der aktuellen Krise nicht als "Kreditgeber der letzten Instanz" tätig geworden, weil es keine attraktiven Deals gab. Die Fed hat viel Liquidität in die Märkte gepumpt, es wird jetzt viel Geld zu Zinssätzen verliehen, zum denen wir nichts verleihen würden.
  • Aktuell ist eine sehr gute Zeit, um sich Geld zu leihen, was auch bedeutet, dass es eine weniger gute Zeit ist, um Geld zu verleihen.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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