Kommentar
15:34 Uhr, 29.04.2020

Brisante Prognose: Wirtschaftskrise dauert Jahre

Alle hoffen auf eine schnelle Normalisierung. Diese dürfte Jahre in Anspruch nehmen, viel länger als bisher gedacht.

Eine Behörde in den USA dürfte gerade viele Freunde in der Regierung verloren haben. Das CBO (Congressional Budget Office) hat eine neue Prognose erstellt. Das CBO existiert, um den Kongress Prognosen über das Defizit zu geben, damit Gesetzgeber eine Entscheidungsgrundlage haben. Um das Defizit vorhersagen zu können, braucht es eine ganze Reihe an Prognosen. Ohne das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosigkeit zu kennen, können Defizite nicht bestimmt werden. Genau an diesem Punkt wird es brisant. Der Blick in die Zukunft ist nämlich sehr düster. Die Regierung hat mit ihren Ausgabenprogrammen vollkommen richtig gehandelt. Um die Wirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren und das Finanzsystem mit in den Abgrund zu reißen, wurden historisch hohe Ausgaben beschlossen. Im Vergleich zur Finanzkrise ist das Tempo atemberaubend...


Das erste Konjunkturprogramm vor Eskalation der Krise wurde im Februar 2008 beschlossen. Es dauerte ein Jahr bis das Maximum von fast 2 Billionen Dollar erreicht wurde. Die Maßnahmen enthalten auch das TARP (Troubled Asset Relief Program), welches Banken stützte.

Soweit sind die Gesetzgeber aktuell noch nicht, doch schon jetzt summieren sich die Ausgaben auf 3 Billionen Dollar. Das vierte Hilfsprogramm wurde gerade erst beschlossen und schon wird am nächsten gearbeitet. Das CBO geht daher davon aus, dass das Defizit bei 3,7 Billionen liegen wird.

Die Staatsverschuldung erreicht damit ein neues Rekordhoch (Grafik 2). Das bisherige Allzeithoch wurde zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erreicht. Dieses wird bis Ende 2021 übertroffen. Insgesamt dürfte die Verschuldung innerhalb von zwei Jahren um fast 30 Prozentpunkte ansteigen. Der Staat hat dann eine Verschuldung die höher ist als die Wirtschaftsleistung.


Die wirkliche Brisanz ist aber nicht die Verschuldung. Es ist klar und für alle sichtbar, dass diese rasant ansteigen wird. Brisant ist die Prognose zur Arbeitslosenrate. Wie von vielen Analysten aktuell vorhergesagt dürfte diese auf 16 % ansteigen. Auch das wissen wir. Die Meinungen gehen allerdings darüber auseinander wie schnell die Rate wieder sinkt.

Das CBO geht davon aus, dass die Quote bis Jahresende wieder auf 11,7 % sinkt. Das ist ein deutlicher Rückgang, aber immer noch zweistellig. Es ist auch weit von der Vorstellung entfernt, dass die Quote genauso schnell wieder sinkt wie sie gestiegen ist. Stattdessen wird sogar für Ende 2021 eine Quote von 9,5 % angegeben.

Während der Finanzkrise stieg die Quote auf 10 %. Bis Ende 2021 wird also gerade einmal das Hoch aus der Finanzkrise wieder unterschritten (Grafik 3). Das ist eine ziemlich explosive Prognose, die alles andere als eine schnelle Rückkehr zur Normalität verspricht.

Clemens Schmale


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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Wenn man die Banker- und Ökonomen-Brille einmal abnimmt, wird sofort klar, dass diese Krise nicht im Handumdrehen vorbei sein wird. Der Schlüssel zum Verständnis ist die Psychologie:

    Firmen und Konsumenten erkennen gerade, dass ihr geschäftlicher Erfolg, ihre Jobs und ihr Wohlstand an einem seidenen Faden hängen. Da nun jederzeit mit einer zweiten Corona-Welle gerechnet werden muss, werden viele Firmen die soeben wegrationalisierten Arbeitsplätze weder neu besetzen, noch werden die Bürger das Geld mit vollen Händen ausgeben. Nach dem Corona-Schock vom März 2020 werden für viele Menschen auf absehbare Zeit Sparen, Zurückhaltung und Verzicht das Gebot der Stunde bleiben.

    Das spielt natürlich jenen in die Hände, die eines schönen Tages einen Impfstoff aus dem Hut zaubern werden. "WHO-Chef" Bill Gates hatte ja bereits angekündigt, sieben Milliarden Menschen impfen lassen zu wollen.Und wenn man Markus Söder aufmerksam zuhört, dann wird auch sofort klar, dass man dabei nicht auf die freiwillige Zustimmung der Bürger achten wird. Zitat Söder vom 23. April:

    "Für eine Impfpflicht wäre ich sehr offen".

    https://www.n-tv.de/politik/Soeder-befuerwortet-Corona-Impfpflicht-article21735218.html

    11:25 Uhr, 30.04.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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