Kommentar
14:37 Uhr, 19.10.2020

Brexit und Aktienmarkt – ein Elefantenrennen

Seit Jahren lähmt der Brexit Großbritannien und Europa. Bald soll es entschieden sein. Dann zeigt sich, welcher Aktienmarkt (europäische vs. britische Aktien) das Elefantenrennen gewinnt.

Seit 2010 sind britische und europäische Aktien nicht wirklich vom Fleck gekommen. Heute stehen die Märkte kaum höher als damals. Für die meiste Zeit war der britische Aktienmarkt im Vorteil. Das änderte sich selbst nach dem Referendum zum Verbleib in der EU im Sommer 2016 nicht. Immerhin konnte der Euro Stoxx Boden gutmachen. Erst Anfang 2020 holten europäische Aktien britische wieder ein. Der Brexit wurde immer realer. Die Verhandlungen über das zukünftige Verhältnis dauern immer noch an. Ein No-Deal Brexit ist möglich. Das setzt auch dem britischen Aktienmarkt zu. Die Erholung nach dem Corona-Crash verläuft schleppender als beim Euro Stoxx. Auf den ersten Blick erscheint die Performance des FTSE 100 angesichts der Aussicht auf einen No-Deal Brexit gar nicht schlecht. Der Schein trügt allerdings. Das britische Pfund hat seit dem Referendum gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren. Vergleicht man nur den Punktestand der Indizes, dann steht der FTSE 100 lediglich 8 % tiefer als der Euro Stoxx.


Bezieht man den Währungsverfall seit dem Referendum mit ein, steht der Index 25 % tiefer. Wer zur Zeit des Referendums in britische Aktien investiert hat, hat deutlich an Kaufkraft verloren.

Das schwächer werdende Pfund hat den britischen Aktienmarkt lange Zeit gestützt. So entwickelte sich der Aktienmarkt relativ zum europäischen entlang des Wechselkurses (Grafik 2). Ein schwächeres Pfund half britischen Aktien. Seit über einem Jahr ist das nicht mehr der Fall. All das, was durch das schwächere Pfund gewonnen wurde, wurde durch Kursschwäche wieder verloren.


Der Brexit nagt an den Anlegern. Eigentlich ist immer noch unvorstellbar, dass Großbritannien die EU ohne ein Handelsabkommen verlassen wird. Die Fahrlässigkeit einer solchen Aktion lässt sich nicht in Worte fassen.

Obwohl ein No-Deal Brexit unvernünftig wäre und man auf Vernunft hofft, hat der britische Aktienmarkt deutlich an Boden verloren. Kommt ein Handelsabkommen, kann der Markt schnell wieder zum Euro Stoxx aufschließen. Wer darauf wettet und Recht bekommt, kann mit 20-30 % Performance rechnen. Ein Teil davon wird über Währungsgewinne realisiert.

Kommt das Abkommen nicht, ist nicht absehbar wie tief es gehen kann. Wer glaubt, dass es nicht schlimmer als während des Corona-Crashs werden kann, sei gewarnt. Corona geht vorbei, der Brexit nicht. Ist Großbritannien vom europäischen Markt abgeschnitten bleiben die Folgen für viele Jahre bestehen.

Die Regierung hat ihren fiskalischen Spielraum zudem wegen Corona ausgeschöpft. Der Staat kann die Wirtschaft nicht weitere fünf Jahre lang durchfüttern. Wer das Elefantenrennen am Ende gewinnt, hängt davon ab, ob ein Handelsabkommen abgeschlossen wird oder nicht. Darauf, dass britische Aktien das Rennen noch gewinnen, ist eine riskante Wette, die man besser nicht eingeht.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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