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12:19 Uhr, 01.04.2016

„Brexit“: Positionierung für die Ungewissheit

Ariel Bezalel, Manager des Jupiter Dynamic Bond SICAV Fonds bei Jupiter Asset Management, hat mit seinem Team versucht den Fonds so zu positionieren, dass Risiken abgemildert werden.

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London (GodmodeTrader.de) - Ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union würde aller Wahrscheinlichkeit nach dem Ansehen des Landes in der Welt schaden und das europäische Projekt infrage stellen. Zudem hätte er das Potenzial, einen globalen Schock auszulösen, der für erhebliche Volatilität bei Risikoaktiva sorgen würde, wie Ariel Bezalel, Manager des Jupiter Dynamic Bond SICAV Fonds bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Seit Beginn des Jahres habe die Sorge zugenommen, Großbritannien könne sich im Rahmen des für den 23. Juni angesetzten Referendums für einen Austritt aus der Europäischen Union entscheiden. Unmittelbare Reaktionen auf ein Austrittsvotum der Briten wären Wertverluste beim Pfund und bei britischen Vermögenswerten, da die Märkte eine echte Abneigung gegen Ungewissheit aufwiesen, heißt es.

„Wir meinen jedoch, dass die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen nicht sonderlich negativ wären. Im Gegenteil, ein schwächeres Pfund könnte sogar den britischen Exporten Auftrieb verleihen. Darüber hinaus glauben wir, dass viele Länder in Europa nicht einfach aufhören würden, mit Großbritannien Geschäfte zu machen“, so Bezalel.

Sorgenvoller stimmt Bezalel die politische Dimension. Das Ansehen der EU ohne Großbritannien würde deutlich leiden. Gleiches gelte für Großbritanniens Ruf in der Welt. Darüber hinaus könnte ein Brexit in Großbritannien für politische Unsicherheit sorgen und es sei sehr wahrscheinlich, dass Premierminister David Cameron zurücktreten müsste. Zudem dürfte ein Austritt Großbritanniens dafür sorgen, dass sich die existenzielle Frage nach der Zukunft des europäischen Projekts stelle. Auf der europäischen Politikbühne feierten ehemalige Randparteien in Ländern wie Frankreich, Polen und Spanien große Erfolge. Ein britischer EU-Austritt würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Popularität von Anti-Establishment-Bewegungen auf dem gesamten Kontinent erhöhen. Dies könnte für Volatilität bei Risikoaktiva sorgen. Auch ein Grund, weshalb die Finanzminister beim jüngsten G20-Treffen mahnten, ein Brexit könne einen globalen Schock auslösen. Vor dem Hintergrund all dieser Aspekte hätten sie versucht, ihren Fonds so zu positionieren, dass diese Risiken abgemildert würden, heißt es weiter.

Im Februar hätten britische Vermögenswerte über weite Strecken unter Druck gestanden, da sich die Anlegerstimmung in Bezug auf Großbritannien angesichts der Angst vor einem Brexit ins Negative gekehrt habe. Seither habe eine gewisse Erholung beobachtet werden können, da Risiko bei Investoren wieder in Mode sei, seit sie realisiert hätten, dass britische Unternehmensanleihen generell in guter Verfassung seien, heißt es weiter.

„Es sollte nicht vergessen werden, dass eine günstige Zinssituation, gepaart mit konjunktureller Stärke, zahlreiche von uns gehaltene Unternehmen in die Lage versetzen dürfte, Schulden schneller zurückzuzahlen… Großbritannien stellt nach wie vor eine Kernposition in unserem globalen Portfolio dar. Das Exposure des Fonds in Bezug auf Großbritannien liegt derzeit bei rund 28 Prozent des Fondsvermögens, wobei etwa die Hälfte davon auf Bankwerte entfällt. Es gibt mehrere Gründe, weshalb wir gegenüber Großbritannien eine positive Haltung einnehmen. Erstens sind wir der Auffassung, dass eine lockere Geldpolitik noch einige Zeit Bestand haben wird. Vielmehr erwartet der Markt derzeit bis Ende nächsten Jahres keine Zinserhöhung in Großbritannien. Zweitens ist die britische Wirtschaft in recht robuster Verfassung und verzeichnete eine bessere Entwicklung als zahlreiche andere Volkswirtschaften in aller Welt. Drittens und letztens ziehen wir britische Banken ihren Pendants in der Eurozone vor, da wir sie – im Großen und Ganzen – für die gesündesten Banken in Europa halten. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da die Tage, in denen Anleiheinhaber damit rechnen konnten, im Falle einer Bankenpleite durch staatliche Interventionen gerettet zu werden, vorüber zu sein scheinen. Unseres Erachtens sind die Steuerzahler derartige Rettungsaktionen leid. Wir vermuten, dass es in den nächsten zwölf bis 24 Monaten eine höhere Zahl von Bail-ins geben wird, daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung, schwächelnde Banken zu meiden. Zu den von uns bevorzugten britischen Finanzwerten zählen dabei Lloyds, RBS, Nationwide, Coventry und Barclays“, so Bezalel.

Aktuell habe der Fonds annähernd ein Drittel seines Vermögens in qualitativ hochwertige Staatsanleihen wie etwa aus den USA und Australien investiert, die in Zeiten schwächelnder Risikoaktiva in der Regel eine gute Performance zeigten. Dies sei der Wertentwicklung des Fonds im Januar und Februar zugutegekommen. Zudem habe man rund zwei Prozent des Fondsvermögens in Wandelanleihen von Goldminengesellschaften investiert, die zuletzt ebenfalls gut abschnitten hätten, da Gold als sichere Anlage betrachtet werde, heißt es weiter.

„Die Welt sieht sich jedoch weiter mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Im November wird die äußerst bedeutsame US-Präsidentschaftswahl stattfinden, deren Ausgang alles andere als sicher ist. Unabhängig davon, wer gewinnt: Wir werden uns wohl auf erhebliche Veränderungen in der US-Politik einstellen müssen. Zudem setzt sich der konjunkturelle Abschwung in China fort. Da das Land ein wichtiger Importeur von Waren und Dienstleistungen aus zahlreichen Ländern ist, hat der dortige Konjunkturrückgang erhebliche globale Auswirkungen. All diese Indikatoren bringen uns zu dem Schluss, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein behutsames Vorgehen ratsam ist“, so Bezalel.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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