Botschaft der EZB nun hawkish?
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Nach der Pressekonferenz von Christine Lagarde in der vergangenen Woche dämpfte der Markt seine Erwartungen an die Anhebung der EZB-Zinssätze. Statt der von einigen Anlegern befürchteten Beschleunigung des Endes der quantitativen Lockerung (Quantitive Easing, QE) entschied sich der EZB-Rat jedoch dafür, an dem im letzten Monat skizzierten Zeitplan festzuhalten.
Dennoch ist die Gesamtbotschaft eher hawkish: Die Zentralbank wird sichtlich nervöser, was die Risiken einer anhaltenden Inflation angeht. Obwohl Lagarde mehrfach ihre Bereitschaft bekundete, angesichts der durch den Krieg in der Ukraine entstandenen Unsicherheit sehr vorsichtig zu sein, scheint die EZB insgesamt davon auszugehen, dass die Auswirkungen überschaubar sein dürften. Der EZB-Rat scheint auch von der Verschärfung der finanziellen Bedingungen unbeeindruckt zu sein.
Dennoch begrüßte der Anleihemarkt die Bereitschaft von Christine Lagarde, bei Bedarf Anti-Fragmentierungsmittel zu „entwickeln und einzusetzen“. Sie äußerte sich jedoch sehr zurückhaltend über die Form, die solche Maßnahmen annehmen könnten. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die EZB in der Vergangenheit technische Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Instrumenten hatte, um den Schaden bei der Übertragung der Geldpolitik auf den Markt zu mindern, als sie sich auf die Normalisierung ihres Kurses vorbereitete.
Wir gehen zurück in die Jahre 2010/2012 und die Debatten um das Securities Markets Program (SMP) und das Outright Monetary Transactions (OMT). Letzteres wurde - obwohl es nie eingesetzt wurde - zehn Jahre lang als das „Go to“ Mittel der Wahl gegen Fragmentierung angesehen. Allerdings herrscht ein Ungleichgewicht zwischen dem, was von der EZB verlangt wird - die Schaffung weiterer ptolemäischer Kreise um ihre Kernaufgaben, um alle Unzulänglichkeiten der Währungsunion zu beseitigen - und dem Beitrag der nationalen Regierungen. Im Jahr 2012 lag die Lösung der Staatsschuldenkrise nicht nur bei der EZB, sondern auch bei den Regierungen und ihre Fähigkeit, neue Rahmenbedingungen wie den Euro-Rettungsschirm ESM zu schaffen. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die EZB ohne eine Ausweitung der nächsten EU-Generation zu "halben Lösungen" gezwungen sein könnte, wie beispielsweise die Mobilisierung der Reinvestitionen aus den QE-Programmen zur Unterstützung der anfälligsten Anzeichen.
In der Zwischenzeit haben die US-Daten in der vergangenen Woche ein seltenes Kunststück vollbracht: Die Kerninflation ist weniger stark gestiegen als erwartet. Allerdings ist es noch zu früh, um von einer "Inflationswende" in den USA zu sprechen – hier war der Beitrag einer einzigen Komponente (Gebrauchtwagen) entscheidend. Wir glauben jedoch nach wie vor an eine weitere Verlangsamung der Verbraucherpreise in den USA, die es der Federal Reserve (Fed) ermöglichen wird, die Inflation zu stoppen, bevor sie die im "Dot Plot" angegebenen Werte erreicht.
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