Kommentar
14:14 Uhr, 26.09.2017

Böses Omen für Rohstoffe aus China

Chinas Wirtschaft kühlt sich gerade wieder ab. Da das Land der mit Abstand größte Verbraucher von Rohstoffen ist, müssen sich Anleger bei Rohstoffwerten auf eine Korrektur einstellen.

Chinas Wirtschaftsleistung ist die zweitgrößte der Welt und stellt 16 % der globalen Wirtschaftsleistung. So beeindruckend das ist, so ist der Rohstoffhunger doch viel beeindruckender. China verbraucht von so manchem Rohstoff mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion.

Wenn man allein den Anteil der Wirtschaftsleistung (16 %) mit dem Rohstoffverbrauch (50 %) vergleicht, muss man nicht lange rechnen, um zu erkennen, dass der überproportionale Verbrauch irgendwann ein Ende finden wird. Er wird aus mehreren Gründen ein Ende finden.

Chinas Infrastruktur hat immer noch Aufholbedarf. Das verbraucht natürlich Unmengen an Rohstoffen, doch der Aufholbedarf wird Jahr um Jahr kleiner. Man kann einfach nicht erwarten, dass die Infrastruktur auf ewig einen so hohen Bedarf an Rohstoffen haben wird.

Ein zweiter wichtiger Faktor für die Nachfrage ist die Industrieproduktion. China ist in so manchem Gebiet der weltgrößte Produzent, z.B. von Stahlprodukten und flutet damit den Weltmarkt. Auch China hat inzwischen erkannt, dass das auf Dauer kein Erfolgsrezept ist. Je höher die Löhne steigen, desto weniger wettbewerbsfähig werden die Produkte. Nicht zuletzt deswegen soll sich die Wirtschaft mehr in Richtung Dienstleistungen entwickeln.

Beides, Infrastruktur und Umstellung der Wirtschaft, sind langfristige Faktoren. Kurzfristig wird hängt die Nachfrage davon ab, was Peking tut. Wird die Wirtschaft gestützt und durch Konjunkturprogramme über Wasser gehalten oder wird die Geldpolitik straffer, um das exzessive Kreditwachstum zu stoppen?

China ist seit zwei Jahren in einem Stop and Go Modus. 2015, als es im Sommer zur Schockabwertung des Yuan kam, wurde die Wirtschaft zuvor abgekühlt. Die Yuanabwertung sollte der Wirtschaft neuen Schub verleihen. Das funktionierte erst 2016 mit lockererer Geldpolitik und Konjunkturstützen. Nun wird die Geldpolitik seit Monaten gestrafft, um dem Kreditwachstum Einhalt zu gebieten.

Das macht sich inzwischen auch in den Zahlen bemerkbar. Die Industrieproduktion, die 2015 und 2016 auf niedrigem Niveau seitwärts tendierte, legte mit der expansiven Politik 2017 zunächst zu. Jetzt sinkt sie wieder. Geht es in diesem Tempo weiter, werden bald neue zyklische Tiefs erreicht. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird also wieder deutlich langsamer wachsen.

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Für Rohstoffunternehmen wie Rio Tinto oder Anglo American ist das ein Problem. Rohstoffpreise, gerade von Industriemetallen, sind seit den Tiefs Anfang 2016 massiv gestiegen. Der Eisenerzpreis verdoppelte sich von den Tiefs aus gesehen und bricht seit einigen Wochen wieder ein. Kupfer kann das hohe Preisniveau noch relativ gut verteidigen.

Es ist in den kommenden Wochen eine gewisse Volatilität zu erwarten, solange nicht klar ist, wohin die Reise in China geht. Das erklärt mitunter, weshalb die Preise von Industriemetallen stark schwanken, die Aktienkurse der Minenbetreiber bisher aber nur moderat reagieren. Deutet sich an, dass Chinas Produktion weiter fällt, dürfte es zu einer deutlichen Korrektur bei den Kursen kommen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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