Kommentar
09:50 Uhr, 03.05.2017

Böses Omen? Volatilität auf Rekordtief!

Vorgestern wurde rund um die Welt fleißig der Tag der Arbeit gefeiert. Gearbeitet wurde dabei vor allem an der US-Börse.

Während am 1. Mai in ganz Europa die Börsen geschlossen waren, arbeitete die New Yorker Börse sehr konstruktiv. Der Handel war zwar unspektakulär (unterm Strich bewegten sich die Indizes kaum), dafür war das Resultat des unspektakulären Handels nennenswert. Während des US-Handelstages fiel der S&P 500 Volatilitätsindex VIX unter die Marke von 10.

Die Marke von 10 wird nur sehr selten unterschritten. Die Grafik zeigt den Verlauf des VIX anhand der Tagestiefs. Die Tiefs unterhalb von 10 sind rot markiert. Die Markierungen halten sich in Grenzen. Man kann die Ereignisse an einer Hand abzählen. Der VIX fiel Ende 1993 und Anfang 1994 mehrfach unter die Marke von 10. Das war es dann für lange Zeit. Erst 2005 kam es erneut zu einer solchen Rekordjagd.

Vermehrt trat so niedrige Volatilität erst wieder 2007 auf. Nun ist es wieder soweit. Im Februar fiel der VIX kurzfristig unter 10 und gestern wieder. Solche Häufungen waren in der Vergangenheit ein böses Omen. 1994 kam es zu einer kurzen, aber heftigen Korrektur an den Märkten. Anleger wurden von der Zinsanhebung der Notenbank überrascht.

Der Bärenmarkt nach der Jahrtausendwende wurde nicht von besonders niedriger Volatilität eingeleitet. Niedrige Volatilität ist keine Bedingung für eine Korrektur oder einen Bärenmarkt. Umgekehrt kann man jedoch guten Gewissens sagen, dass besondere Ruhe an den Märkten abrupt beendet werden - die Ruhe vor dem Sturm eben.

Der Sturm muss nicht morgen kommen. Auch 2005 war die Lage einmal ruhig. Der Markt stieg danach noch um 25 %. So viel dürfte der Markt nicht mehr zulegen, bevor eine Korrektur kommt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Wahlsieg von Macron in Frankreich erst einmal verkauft wird. Gewinnt Le Pen doch noch, wird ohnehin verkauft.

Persönlich glaube ich nicht, dass der Markt kurzfristig substantiell dreht (also Bärenmarkt). Mittelfristig bzw. in der zweiten Jahreshälfte, wird es eng. Die makroökonomischen Daten deuten eine Abkühlung an. Gleichzeitig strafft die Fed die Geldpolitik. In der zweiten Jahreshälfte dürfte dann noch die EZB ihren Ausstiegsplan offenlegen, während sich die Konjunktur in so manchem Euroland wieder abkühlen dürfte.

Wie der Markt auf diese Lage reagiert, bleibt abzuwarten. Ich gehe von einer moderaten Reaktion aus. Wenn man Korrektur oder Ende des Aufschwungs spricht, haben viele gleich 2008 oder 2011 im Sinn. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel. Ich favorisiere eher eine gemächliche, dafür aber zeitlich etwas längere Korrektur.

Zusammengefasst heißt das: aufhören ja, aber noch nicht heute. Von kleinen Zuckungen wie z.B. nach Wahlen abgesehen sollten die kommenden Wochen noch solide verlaufen.

Clemens Schmale

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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