Fundamentale Nachricht
14:06 Uhr, 16.12.2022

BoE: Keine einfache Entscheidung

Katrin Löhken, Volkswirtin Großbritannien bei der DWS, geht davon aus, dass die BoE-Mitglieder mehrheitlich für weitere, vielleicht aber kleinere Zinsanhebungen votieren werden.

Wie erwartet hat die englische Zentralbank BoE ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf nunmehr 3,50 Prozent angehoben. Und wie erwartet, war dies keine einfache Entscheidung: es stimmten nur sechs Mitglieder des neunköpfigen Komitees für diesen Schritt. Zwei Mitglieder hingegen sprachen sich gegen eine weitere Zinsanhebung aus, während einem anderen Mitglied eine noch kräftigere Anhebung um 75 Basispunkte lieber gewesen wäre.

Diese Zerrissenheit des Komitees – die nebenbei auch den künftigen Zinspfad schwieriger zu prognostizieren macht – spiegelt die unklare Gemengelage in Großbritannien wider: Auf der einen Seite ist die Wirtschaft nahe an der Rezession, getrieben von vorherigen Zinsanhebungen, der Energiepreiskrise und drastischen Realeinkommensverlusten der Haushalte. Auf der anderen Seite weist ein unverändert kräftiges Lohnwachstum nach wie vor auf akute Gefahren einer Lohn-Preis-Spirale hin.

Je nachdem, welches Gewicht die Mitglieder des geldpolitischen Komitees diesen beiden Problemen beimessen, fällt auch ihre unterschiedliche Haltung zur Geldpolitik aus. Diese Uneinigkeit dürfte auch bei den kommenden Sitzungen der BoE bestehen bleiben. Jedoch gehen wir davon aus, dass das Komitee sich auf seine Hauptaufgabe – die Inflationsbekämpfung – konzentrieren und deswegen mehrheitlich für weitere, vielleicht aber kleinere Zinsanhebungen votieren wird.

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