Kommentar
09:20 Uhr, 09.07.2008

BNP mit neuem abgespecktem BRIC-Express

Angesichts der starken Kursverluste an den Aktienmärkten ist auch die einst so gefeierte Express-Idee schon deutlich ins Hintertreffen geraten, sitzen Anleger doch nicht nur reihenweise auf ausgeknockten Bonus-Papieren, sondern haben mittlerweile auch zahlreiche Express-Strukturen im Depot, deren Tilgungsschwellen auf dem heutigen Niveau oft nur noch mit dem Fernglas erspäht werden können. Damit musste dieser Produkttyp in seiner noch jungen Geschichte schon den zweiten Schicksalsschlag über sich ergehen lassen, nach dem Alpha-Desaster, das zuerst die unsägliche Kombination aus europäischem Dividendenindex und DAX betraf und sich seit Juni dieses Jahres in etwas abgespeckter Form sogar auf das bis dahin ziemlich standhafte DivDAX/DAX-Pärchen übertrug. Es stellt sich deshalb die berechtigte Frage nach der überhaupt noch lohnenden Variante, sieht man einmal von dem Reverse-Modell ab.

Zu den sinnvolleren Produkten am Markt gehören sicherlich Varianten, die die Express-Struktur bis zum Ende am Leben erhalten und darüber hinaus auch noch ausgefallene Kupons in späteren Perioden nachholen. Ein solches Papier bietet aktuell die BNP Paribas wieder einmal als renditestarkes „Multi“ auf die vier mit Ausnahme Russlands zuletzt wieder deutlich zurückgekommenen BRIC-Märkte an. Vielleicht eine interessante Wiedereinstiegsgelegenheit auf dem aktuellen Niveau, die mit einer 16-prozentigen Renditechance (excl. Ausgabeaufschlag) nach dem ersten Jahr belohnt wird. Später erhöht sich die Expresszahlung in halbjährlichen Schritten mit acht Euro jeweils folgerichtig um die Hälfte. Wie schon bei ähnlichen Produkten, kommen auch hier wiederum HSCEI, iShares MSCI Brazil Index, RDX und DBIX als die vier Basiswerte zum Einsatz.

Für die vorzeitige Tilgung des BRIC Express Bonus Zertifikates ist jeweils entscheidend, dass das gesamte Quartett am jeweiligen Bewertungstag ausgehend vom Emissionsniveau auf oder oberhalb der 70 bis 75 Prozent-Marke (indikativ) notiert. Dann erhält der Anleger auch den Kupon. Schießt ein Index quer und fällt unter den Call-Level, dann passiert zunächst gar nichts, sogar wenn die bei 50 Prozent liegende Barriere während der Laufzeit einmal gerissen werden sollte. Erst am fünften und letzten Stichtag wenn es noch zu keiner vorzeitigen Fälligkeit gekommen ist, darf kein Index auf Schlusskursbasis darauf oder darunter notieren, da sonst auch hier das „Worst-of“-Prinzip greift und nur noch die tatsächliche Wertentwicklung des schlechtesten Basiswertes zur Auszahlung gelangt. De facto heißt das für den Anleger: Hat sich am Ende kein Underlying mindestens halbiert, bekommt er die vollen 148 Euro, vermindert um den Abgeltungssteuerobulus von 25 Prozent plus Soli/KiSt., ein Zusatz der leider bald zur Normalität werden wird, auf sein Depotkonto gebucht.

Der BörseGo Tipp:

Das neue „BRIC-Express“ kommt in einer etwas abgespeckteren Form als die letzte Relax-Variante daher, bietet dafür aber eine Barriere mit einer nur zur Endfälligkeit gültigen Verletzungsgefahr, wobei der Emissions-Zeitpunkt auf dem aktuellen Niveau durchaus interessant sein könnte. Allerdings ist die Rendite nach oben hin begrenzt, was sich aber durch die halbjährliche Tilgungsmöglichkeit ab der zweiten Periode wieder relativiert.

BRIC Express Bonus Zertifikat

Emittent/WKN:

BNP Paribas / BN2YU3

Laufzeit:

29.07.2011

Preis: (in Zeichnung: 03.07.08-24.07.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 2 € Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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