Kommentar
12:12 Uhr, 15.02.2012

BMW merzt Schwachstellen aus

Die Schnelligkeit, mit der BWM-Fahrer gewöhnlich auf den Straßen unterwegs zu sein pflegen, würde sich die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA sicher auch von dem Konzern in Sachen Rückruf-Handling wünschen. So haben die Münchner laut „KFZ-Betrieb Online“ in mehreren Fällen zu spät und lückenhaft über Fahrzeugmängel informiert. Dabei geht es um den Ablauf von 16 Rückruf-Aktionen von insgesamt 338.700 Autos und Motorrädern im Jahre 2010, bei denen lediglich sechs Fälle direkt mitgeteilt und fünf weitere zumindest rekonstruiert werden konnten. Auch die durchschnittlich 30 Tage, um fehlende Daten nachzureichen, erschien der Behörde zu lange, so dass sie dem Premiumhersteller, der im vergangenen Jahr so viele Luxuskarossen verkaufen konnte, wie kein anderer, gleich eine 3-Millionen-Dollar-Strafe aufbrummte. Eigentlich vorgeschrieben sind lediglich fünf Tage Reaktionszeit. Nach den angeblich klemmenden Gaspedalen und defekten Bremsen bei Toyota vor zwei Jahren ist man in Sachen Sicherheit bei den Amerikanern empfindlich geworden. Allerdings kommt BMW mit der Strafe deutlich glimpflicher davon als die Japaner, die sogar 16,4 Mio. US-Dollar berappen mussten. Bei BMW ist man sich der suboptimalen Vorgehensweise aber durchaus bewusst und hat die Rückruf-Prozesse schon 2011 ausreichend optimiert. Die Millionenzahlung werde deshalb auch so hingenommen, auch wenn sie das Unternehmen hart treffe, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Wichtig für den Autobauer ist aber vor allem, dass die Kunden in dem harten Konkurrenzkampf nicht wie damals bei Toyota mit einer deutlichen Kaufzurückhaltung reagieren.

Zumindest in Europa ist BMW mit seiner verbesserten Kostenstruktur und dem nachhaltig profitablen Wachstum laut Analyst Stefan Burgstaller von Goldman Sachs aber nach wie vor „das Maß der Dinge“. Er hob seine Gewinnschätzungen deshalb um durchschnittlich zehn Prozent an, so „dpa-AFX“. Auch die bei gut 70 Euro notierende Aktie sieht er nun sogar bei 119 Euro fair bewertet, nach zuvor 109 Euro. Der Titel bleibe deshalb auch auf der „Conviction List“. Auch die australische Bank Macquarie hob ihr Kursziel von 72, auf immerhin 85 Euro an und beließ den DAX-Wert bei „Outperform“. Christian Breitsprecher argumentiert in diesem Zusammenhang mit der starken Produktdynamik und der zunehmenden Nachfrage aus China. Auch er habe deshalb seine Gewinnschätzungen für die Aktie erhöht. Eine Hochstufung kam auch von HSBC Analyst Horst Schneider sowohl bei der Einschätzung „Overweight“ nach zuvor „Neutral“, als auch bei der Kurserwartung von mageren 60 gleich auf 81 Euro. Dabei liebäugelt der Experte wegen der hohen Cash-Position in diesem Jahr mit einer Sonderdividende bei BMW.

Ähnliche positive Einstufungen kommen auch von Morgan Stanley und der Credit Suisse, deren Analysten aber bei ihren Kurszielen von 74 bzw. 76 Euro bleiben. Stuart Pearson von Morgan Stanley sieht dabei ein besonderes Wachstumspotential im SUV-Bereich und dort speziell am chinesischen Markt. Aufgrund der seiner Meinung nach zehn bis 20 Prozent zu niedrigen Gewinnerwartungen des Marktes, erwägt er eine Anpassung des Kursziels nach oben. Dagegen hat Adam Hull von der WestLB seine Einschätzung für die Aktie nach den Absatzzahlen für Januar auf „Neutral“ belassen und spricht in diesem Zusammenhang von einem „ordentlichen“ Jahresauftakt. Er bemängelt aber vor allem die extrem starke Abhängigkeit von China.

Bei allen Vorschusslorbeeren für die BMW-Aktie kann nach den deutlichen Kursgewinnen der vergangenen Wochen und Monate ein etwas defensiveres Vorgehen mittels einer CLASSIC-Aktienanleihe von Macquarie durchaus angebracht sein. Das Papier läuft nur noch wenige Monate bis August 2012 und bietet dem Anleger dabei noch eine Maximalrendite von 3,99 Prozent bzw. 7,69 Prozent p.a. Der Basispreis, der bei Fälligkeit nicht unterschritten werden sollte, liegt mit 57 Euro knapp 20 Prozent unterhalb des aktuellen Aktienkurses und bietet dadurch einen zusätzlichen Puffer im Falle von entsprechenden Kursrückgängen. Sollte der Titel am Ende aber unter 57 Euro notieren, erfolgt die Aktienandienung.

10,50 % p.a. BMW CLASSIC-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

Macquarie/ MQ4KU6

Laufzeit:

24.08.2012

Preis: (13.02.2012)

Geld / Brief: 101,27 % / 101,47 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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