Blasenbildung durch Aktienrückkäufe: Kommen die Unternehmen nun zur Vernunft?
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Manchmal fragt man sich, wie die Welt wohl aussehen würde, wenn gewisse Dinge niemals erfunden worden wären. Dazu gehört etwa die Erfindung der Aktienrückkäufe. Aktienrückkäufe waren bis 1982 in den USA illegal. Sie wurden als Marktmanipulation eingestuft. Nach der Legalisierung dauerte es bis Mitte der 90er Jahre, bis Unternehmen wirklich im großen Stil davon Gebrauch machten. Seitdem gibt es kein Halten mehr. Vor 20 Jahren kauften US-Unternehmen pro Jahr gerade einmal Aktien im Wert von 100 Mrd. zurück. Heute liegt der Jahreswert bei 800 Mrd. Das haben wir vor allem der Steuerreform in den USA zu verdanken.
Unternehmen zahlen einerseits weniger Steuern und können mehr vom Gewinn einbehalten. Irgendetwas muss man mit dem Geld ja machen. Wenn einem nichts einfällt, dann werden Aktien zurückgekauft. Genau das ist geschehen.
Andererseits konnten US-Unternehmen ihr im Ausland geparktes Geld ohne überhöhte Steuern in die USA zurückholen. Unternehmen wie Apple hatten Dutzende Milliarden im Ausland. Um Steuern zu sparen, parkten sie es im Ausland. Zu Hause in den USA wurden dafür Schulden aufgenommen, um Dividenden und Rückkäufe zu finanzieren.
Schulden und Rückkauftätigkeit verlaufen daher parallel (Grafik 2). Je mehr Aktien zurückgekauft wurden, desto mehr Schulden wurden auch aufgenommen. Irgendwie müssen die Geldgeschenke ja finanziert werden.
In den letzten Quartalen sind die Rückkäufe nun stark gestiegen. Die Neuverschuldung verliert jedoch an Tempo. Statt neuer Schulden wird das Geld aus dem Ausland zurückgeholt. Das ist weitaus vernünftiger. Auf Kredit Aktien zu zurückzukaufen und Dividenden auszuschütten, ist schon fragwürdig.
Ein Anhänger war ich davon nie. Trotz niedriger Zinsen kosten Schulden etwas. Diese Kosten reduzieren die Ertragskraft eines Unternehmens. Apple war vor wenigen Jahren fast schuldenfrei. Wegen der immer neuen Rückkaufprogramme stiegen die Schulden zuletzt auf über 100 Mrd. Dollar. Die Ausgaben für die Schulden lagen 2018 bei über 3 Mrd. Dollar. Das macht wenig Sinn.
Jetzt können Unternehmen zumindest kurzfristig ihre Ausschüttungen über die eigene Kasse finanzieren. Das können zugegebenermaßen nicht alle. Nicht jedes Unternehmen hat so viel Geld im Ausland liegen wie Apple. Mittel- bis langfristig werden Unternehmen vermutlich weiterhin Schulden aufnehmen, um das Geld daraus dann den Aktionären weiterzureichen.
Dass nun wirklich Vernunft eingekehrt ist, bezweifle ich. Der Einmaleffekt der Steuerreform wird bald verpuffen. Dann geht es weiter wie bisher, also immer neue Schulden, um Aktienrückkäufe zu finanzieren. Das ist meiner Meinung nach eine gigantische Blase, die sich da bildet.
Clemens Schmale
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