Kommentar
08:00 Uhr, 15.02.2010

„Blasen“-Alarm jetzt auch beim Gold

Haben wir beim Gold bereits das Ende der Anfang Dezember nach dem Erreichen des neuen Allzeithochs bei 1.218 US-Dollar begonnenen Korrektur gesehen oder dürfte diese nach der jüngsten Beruhigung noch weiter laufen. Harald Weygand, Head of Trading bei Godmode-Trader.de geht jedenfalls trotz seiner langfristig bullischen Einschätzung zumindest mittelfristig von Korrekturzielen bei 1.020 und 950 US-Dollar für das Edelmetall aus, auch wenn sich die gegenläufige Korrelation zum weiter schwächer erwarteten US-Dollar im Laufe des Jahres Stück für Stück auflösen könnte. Eine wichtige Marke stellt dabei aus charttechnischer Sicht der Bereich um 930 US-Dollar dar, ab dem der Aufwärtstrend kippen würde. Auch die Commerzbank verwies bereits vor einigen Wochen auf das extrem hohe spekulative Element, das an der COMEX auf weiter steigende Kurse setze. So verwundert es kaum, dass sich auch zur „Finanzelite" zählende Größen wie George Soros oder Nouriel Roubini vor kurzem bei der Suche nach den nächsten „Blasen-Kandidaten" auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos unisono für das gelbe Metall aussprachen. Die Erklärung für den Goldhype lieferte in der vergangenen Woche die Citigroup nach, die in ihrer Studie die weitere Goldpreisentwicklung an den Inflationserwartungen festmachte, die sich mittlerweile auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren bewegen sollen. Da sich die tatsächliche Inflation aber gleichzeitig auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren befindet, könnte es hier zu einer Art Erwartungsenttäuschung kommen, die am Edelmetall-Markt sogar zu einem Crash führen könnte. Die weitere Entwicklung des von einigen Volkswirten zuletzt schon wieder als mögliche Ersatz-Währung ausgerufenen Rohstoffs, bleibt also äußerst spannend.

Ein gewisser Sinneswandel zeigt sich inzwischen auch am Zertifikatemarkt, an dem sich im vergangenen Jahr nur sehr sporadisch Short-Papiere auf Edelmetalle platzieren ließen. So stößt man jetzt immer öfter auf entsprechende Reverse-Bonus-Strukturen auf fallende Notierungen. Weniger bekannt dagegen die „auf den Kopf gestellten" Discounter, von denen Goldman Sachs erst Mitte Januar wieder eine ganze Serie auf Gold und Silber mit Laufzeiten bis Juni bzw. Dezember 2010 emittiert hat. Analog zur klassischen Variante steigt der Investor auch hier mit einem Abschlag in das jeweilige Produkt ein, wobei die Begrenzung durch den Cap diesmal nicht nach oben, sondern nach unten gerichtet ist. Um die Entwicklung des einzelnen Zertifikats nachvollziehen zu können, bedarf es neben des Caps eines weiteren Parameters, des sogenannten Reverse-Levels, der im vorliegenden Fall bei 1.700 US-Dollar fixiert wurde. Ein Papier mit einem Cap nur leicht aus dem Geld bei 1.050 US-Dollar würde beispielsweise unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses einen maximalen Auszahlungsbetrag von genau 65 Euro ermöglichen ((1.700 – 1.050) x 0,1). Die Dollar-Entwicklung spielt dabei wegen der Währungssicherung keine Rolle. Betrachtet man den Briefkurs von 58,20 Euro eines bis 18. Juni 2010 laufenden Rabatt-Papiers, so ergibt sich daraus eine maximale Rendite von 11,68 Prozent bzw. 37,04 Prozent p.a. Der Goldpreis müsste dafür lediglich noch um 2,24 Prozent nachgeben. Ein Verlust würde ausgehend von einem aktuellen Referenzkurs von 1.074 US-Dollar dann entstehen, wenn das Underlying bis zur Fälligkeit um mehr als 4,1 Prozent auf über 1.118 US-Dollar ansteigen würde. Darüber hinaus kann der Anleger aus den kürzlichen Neuemissionen je nach seinem individuellen Rendite-Risiko-Profil zwischen Produkten mit einem Cap zwischen 1.000 und 1.200 US-Dollar wählen.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Wie das Beispiel bereits zeigt, eignen sich Reverse-Discount-Zertifikate nicht nur für Investoren, die auf starke Abwärtsbewegungen setzen. Vielmehr spielen sie ihre Stärken auf kurz- bis mittelfristiger Bühne bereits bei seitwärts bis leicht abwärts bzw. sogar moderat aufwärts tendierenden Märkten aus.

Gold 1.050 Reverse-Discount-Zertifikat quanto

Emittent/WKN:

Goldman Sachs / GS2EFY

Laufzeit:

18.06.2010

Preis: (09.02.2010)

Geld / Brief 58,05 € / 58,20 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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