Kommentar
11:25 Uhr, 08.05.2014

Bessere Stimmung lässt Aktienmärkte steigen

Das erste Quartal 2014 war bemerkenswert zum einen wegen der Preisbewegungen in vielen Anlageklassen, aber auch wegen der Stimmung an den Börsen. In vielen Bereichen scheinen die fundamentalen Fakten wieder zu ihrem Recht zu gelangen. Dabei scheinen die Anleger mehr Unterschiede zu machen: Sie beurteilen Anlagen nach der individuellen Qualität, statt den Blick allein auf das Handeln der Geldpolitiker oder das makroökonomische Umfeld zu richten. Sollte dieser Zustand andauern, könnte in allen Anlageklassen ein positives Umfeld für aktive Investoren entstehen.

Ausgewählte Staatsanleihen aus westlichen Ländern bieten noch Chancen

Eine der vielleicht interessantesten Entwicklungen im ersten Quartal 2014 bestand darin, wie sich Staatsanleihen aus Industrieländern verhalten haben. Nach den Vorhersagen vieler Experten für 2014, die diese am Jahresanfang abgegeben hatten, sollten die meisten Anleihen und ganz besonders solche mit längeren Laufzeiten nicht gefragt sein. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die nützliche Rolle offenbar wurde, die solche Papiere in einem Multi-Asset-Portfolio spielen können – wenn der Preis stimmt, zu dem sie eingekauft wurden. Sorgen um die Konjunktur in China und dann die wachsenden Spannungen in der Ukraine lösten an den meisten Aktienmärkten größere Schwankungen aus, während lang laufende US-Staatsanleihen, britische Gilts und deutsche Bundesanleihen kräftig zulegten. Als kürzlich die neue Chefin der amerikanischen Notenbank Fed, Janet Yellen, Ängste vor einem früher als erwarteten Umschwenken der US-Geldpolitik weckte, kam es im März bei US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten zu einem sehr deutlichen Anstieg. Bei den kürzeren Laufzeiten war unterdessen eine Verkaufswelle zu beobachten.

Wir hatten im vergangenen Jahr die Ansicht vertreten, dass die Renditen lang laufender US-Staatsanleihen durch die Reaktion der Märkte auf das „Tapering“ ein attraktives Niveau erreicht hatten. Auch wenn die Renditen dieser Papiere seit Anfang 2014 wieder leicht nachgeben, bleiben wir bei unserer Einschätzung.

Bessere Stimmung lässt Aktienmärkte steigen

Ermutigend war auch die Entwicklung der internationalen Aktienmärkte. Die meisten großen Börsen von Industrieländern lieferten im ersten Quartal eine relativ gute Performance. In den USA kletterte der S&P 500 Index sogar auf neue Allzeithochs. Das lag in erster Linie an einer verbesserten Stimmung unter den Anlegern, nicht an steigenden Gewinnen der Unternehmen.

Am bemerkenswertesten war indessen die gute Performance der europäischen Peripheriestaaten, wobei Italien ganz besonders herausragte. Die Bewertung des italienischen Aktienmarkts erschien ebenso wie die des spanischen Gegenstücks äußerst attraktiv, was eine der Folgen der Euro-Krise darstellte. Seitdem sind die Bewertungen in Italien kräftig gestiegen, angeführt vom Finanzsektor. Ermutigt wurden die Anleger von der Aussicht auf eine Konjunkturerholung und mögliche Reformen unter einem neuen Ministerpräsidenten. Wir halten den italienischen Aktienmarkt bei längerfristiger Perspektive auch jetzt noch für attraktiv bewertet (siehe Abbildung 1). Das gilt besonders wenn man bedenkt, dass die Unternehmensgewinne konjunkturbedingt auf sehr niedrigem Niveau liegen und viel Potenzial für eine Erholung haben. Das ist in anderen Teilen der Welt nicht so.

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Beunruhigender ist das anhaltend schwache Abschneiden der Aktienmärkte in Teilen Asiens. Obgleich an den Börsen Chinas und Koreas zuletzt eine relativ feste Tendenz herrschte, notierten sie Ende März 2014 immer noch unter dem Stand vom Jahresanfang. So gesehen sind die Bewertungen in China immer noch sehr attraktiv – unserer Ansicht nach eine wichtige Sicherheitsmarge für den Fall negativer Entwicklungen. Die aus dem Land gemeldeten Konjunkturdaten haben jedoch in diesem Jahr bisher enttäuscht, und für Anleger ist es schwerer geworden, klare Verhaltensmuster zu erkennen, die hinter der Preisbildung stehen. Ein zurückhaltendes Engagement und die ständige Überwachung der sich ändernden Fundamentaldaten erscheinen deshalb angeraten.

Zu den Auswirkungen der Furcht vor einem schwächeren Wachstum in China zählen unter anderem die Kursverluste der globalen Bergbauaktien. Diese haben zusammen mit speziellen Problemen von Supermarktketten und Versicherern dazu geführt, dass der FTSE 100 Index gegenüber dem Jahresanfang im Minus notiert. Längerfristig betrachten wir diesen diversifizierten globalen Index jedoch als vergleichsweise interessant, vor allem auch wegen des positiven Konjunkturverlaufs in Großbritannien.

Schwellenländer-Währungen korrigieren

Ähnlich wie Staatsanleihen mit langen Laufzeiten wurden viele Schwellenländer- Währungen im zweiten Halbjahr zu Opfern der „Tapering“-Ängste. Besonders stark betroffen waren Staaten mit Leistungsbilanzdefiziten, da befürchtet wurde, internationale Investoren könnten ihr Kapital abziehen und dort hinbringen, wo es höhere Renditen abwirft.

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Seit Beginn des Jahres zeichnet sich bei vielen dieser Währungen eine Erholung ab (siehe Abbildung 2). Währungen können sich auf kurze Sicht äußerst chaotisch entwickeln. Wir glauben aber, dass Landeswährungen von Staaten mit hohem Zinsniveau, die gerwade deutlich gefallen sind, oft attraktive Gelegenheiten darstellen.

Im Gegensatz dazu sind Chancen bei Währungen, die eher dem „Mainstream“ zuzurechnen sind, weniger klar erkennbar. Dennoch könnten sich in nächster Zeit interessante Möglichkeiten eröffnen, wenn Staaten sich um eine Schwächung ihrer Währung bemühen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Als immer noch anfällig erscheint insbesondere der japanische Yen, trotz der deutlichen Abwertung in den letzten zwei Jahren.

Selektivität muss sein

Eine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage ist immer sehr wichtig, wenn es darum geht, den Wert eines Anlagegegenstands zu beurteilen. Die weltweit niedrigen Inflationszahlen der vergangenen Jahre scheinen unsere Auffassung zu bestätigen, dass wir ein günstiges, für die meisten Anlageklassen positives Inflationsumfeld haben. Unterdessen kommt die Erholung von der Finanzkrise weiter schrittweise voran. Ein von schwachem, aber stabilem Wachstum und geringer Inflation gekennzeichnetes Umfeld ist oft für viele Anlageklassen positiv, da es Anlegern das Eingehen von Risiken psychologisch erleichtert. Wichtig ist aber, dass neben der Makro-Beurteilung eine genaue Prüfung der Bewertungen an den Märkten erfolgt.

Da viele risikoträchtige Anlagen weiter eine gute Performance zeigen, sinkt ihre absolute Attraktivität. Dadurch gewinnen Selektivität und Portfolioaufbau zusätzlich an Bedeutung. Zur gleichen Zeit gilt wie gehabt, dass die Kosten der Risiko-Abstinenz und des Haltens von Barmittel extrem hoch sind.

Autor: Dave Fishwick, Head of Macro and Equities Investment bei M&G

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