Exklusive stock3 Plus Analyse: BERKSHIRE schreibt Milliarden ab – Mehrere Baustellen vor Buffett-Rente
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Der operative Gewinn sank um 4 % auf 11,16 Mrd. USD, der Nettogewinn fiel um 59 % auf 12,37 Mrd. USD. Neben Belastungen im Versicherungsgeschäft waren es vor allem Verluste im Aktienportfolio – und die Korrektur eines der prominentesten Investments von Warren Buffett –, die das Ergebnis drückten.
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Die Beteiligung an Kraft Heinz, Berkshire hält 27,4 % der Anteile im Portfolio, wurde um 3,76 Mrd. USD nach Steuern wertberichtigt. Berkshire hatte den Buchwert bisher deutlich über dem Marktwert angesetzt, hält nun aber die Differenz angesichts der Unsicherheiten für dauerhaft. Es ist bereits die zweite große Abschreibung auf Kraft Heinz nach der 3-Mrd.-USD-Korrektur von 2019 – ein spätes Eingeständnis, dass die Fusion von Kraft und Heinz im Jahr 2015 am Ende nicht zu einem Mehrwert geführt hat.
Kraft Heinz: Aufspaltung rückt näher
Kraft Heinz prüft derzeit strategische Optionen, darunter eine mögliche Aufspaltung des Konzerns. Die Aktie legte nach entsprechenden Berichten im Juli leicht zu, doch bleibt Berkshires Anteil weiterhin rund 4,6 Mrd. USD unter dem in der Bilanz angesetzten Wert. Ein möglicher Verkauf würde damit voraussichtlich neue Abschreibungen nach sich ziehen.
Analysten äußerten sich gemischt zur aktuellen Sachlage: "Wenn es am Ende zu einer Zerschlagung kommt, könnten Buffett und Berkshire diese durchaus unterstützen", sagt Meyer Shields von Keefe, Bruyette & Woods. Doch Cathy Seifert von CFRA Research warnt: "Ein Verkauf würde mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Wertberichtigungen nach sich ziehen – und darauf dürfte Berkshire nicht aus sein.“ Auffällig ist auch: Bereits im Mai hat Kraft Heinz mitgeteilt, dass Berkshire künftig nicht mehr im Verwaltungsrat vertreten ist – ein weiteres Zeichen zunehmender Distanz.
Auch bei der Bahntochter BNSF verdichten sich die Spekulationen. Der geplante Zusammenschluss von Union Pacific und Norfolk Southern zum ersten transkontinentalen US-Bahnunternehmen setzt die Branche unter Zugzwang. Marktbeobachter vermuten, dass BNSF – seit 2010 im Besitz von Berkshire – auf diese neue Wettbewerbslage mit einer eigenen Transaktion reagieren könnte.
CSX, einer der letzten großen unabhängigen Anbieter, prüft laut Bloomberg News mit Goldman Sachs potenzielle Zusammenschlüsse. Ein Deal mit BNSF erscheint strategisch plausibel. Zwar meidet Buffett traditionell Übernahmen in überhitzten Marktphasen, doch der Konsolidierungsdruck wächst. "Berkshire macht solche Deals ungern unter Erwartungsdruck – aber der Sektor bewegt sich", so Seifert.
Cash-Berg wächst – Investitionszurückhaltung bleibt
Derweil bleibt Buffett zurückhaltend bei Neuengagements. Der Kassenbestand stieg bis Ende Juni auf knapp 348 Mrd. USD – ein neuer Rekord. Ein großer strategischer Zukauf blieb bisher aus.
Das Versicherungsgeschäft, traditionell die wichtigste Ertragssäule Berkshires, stand ebenfalls unter Druck. Sinkende Prämienniveaus belasten die Branche insgesamt. "Die Nachfrage ist stabil, aber das Preisniveau sinkt“, so Seifert. Positive Impulse kamen aus der Rückversicherung, die von einem ruhigen Katastrophenklima profitierte. Geico, Berkshires bekanntester Versicherer, profitierte von sinkender Inflation und steigenden Prämien.
Seit Mai hat Berkshire keine eigenen Aktien mehr zurückgekauft – obwohl die A-Aktien seit Buffetts Rückzugsankündigung über 12 % verloren haben. Das lässt den Schluss zu, dass Buffett seine Aktie derzeit für überbewertet hält – oder sich Kapital für größere Übernahmen vorbehält.
"Sollten auch weiterhin keine Rückkäufe erfolgen, könnte das vom Markt negativ interpretiert werden – selbst wenn es lediglich Ausdruck von Vorsicht ist“, warnt Seifert. Anleger dürften dies als mangelndes Vertrauen in die eigene Bewertung deuten.
Fazit: Berkshire Hathaway steht finanziell blendend dar. Doch mit dem Rückzug Buffetts, der Schwäche im Versicherungsgeschäft und den beiden Baustellen BNFS und Kraft Heinz haben die Nachfolger einige Dinge anzugehen. Wenn Antworten gefunden werden, dürfte auch die Berkshire-Aktie wieder mehr Rückenwind erfahren.
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Erstveröffentlichung: Sascha Gebhard, 07:30 Uhr, 04.08.2025
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