Kommentar
09:06 Uhr, 25.10.2005

Berichtsaison kommt in Schwung

Volatile Handelswoche an den internationalen Aktienmärkte. Gemischte Quartalszahlen trüben zeitweise das Börsenklima.

USA: Uneinheitliche Tendenz

Ausgehend von einer durchwachsenen Berichtswoche der Unternehmen boten die Börsen in den Vereinigten Staaten per saldo kein klares Bild. Einige hochgesteckte Erwartungen wurden enttäuscht, während andere Gesellschaften mit kräftigen Gewinnverbesserungen aufwarteten. Entsprechend richtungslos zeigten sich die Marktindizes. Ebenfalls gemischt fielen die Nachrichten zur Wirtschaftsentwicklung auf. Die FED äußerte sich in ihrem Beige Book wie erwartet positiv zur aktuellen Konjunkturdynamik, auch wenn die Inflation von den Energiepreisen getrieben weiter anzieht und in einigen Bezirken spürbare Lohnsteigerungen zu beobachten waren. Solche Anzeichen dürften die Notenbanker zu weiteren Zinserhöhungsschritten veranlassen und damit das Aktienumfeld belasten. Dagegen ist der Sammelindex der Frühindikatoren deutlich gesunken und warnte damit vor zuviel Konjunkturoptimismus.

Ein positives Signal kam vom Ölmarkt. Die Notierungen für ein Barrel Rohöl der Sorte WTI fielen zeitweise wieder unter 60 USD. Hierzu trugen deutlich gestiegene Lagerbestände bei. Der Hurrikan Wilma spielte trotz seines gewaltigen Ausmaßes hingegen keine Rolle, da sein Zugweg nicht in die Nähe der Ölförderanlagen prognostiziert wurde und er stattdessen Florida ins Visier nahm.

Auf Unternehmenseite präsentierte beispielsweise der Pharmakonzern Pfizer schwache Geschäftszahlen. Der Hersteller von Viagra musste seine Prognose für das Gesamtjahr 2005 nach unten korrigieren und zeigte sich auch für die kommenden beiden Jahren verhaltener gestimmt. Die Anleger straften die Aktie daraufhin mit einem Minus von knapp 13 Prozent ab. Positive Reaktionen riefen hingegen die Zahlen des Lebensmittel- und Tabakkonzern Altria hervor. Im Technologiebereich war es der Chipproduzent Intel, der die Stimmung eintrübte. Er blieb insbesondere mit seinem Ausblick hinter den Markterwartungen zurück, woraufhin der ganze Sektor unter Kurseinbußen zu leiden hatte. Im Internetbereich wechselten sich Licht und Schatten ab. Die Gewinnsteigerung bei eBay von gut 40 Prozent reichte nicht aus, um die Investoren milde zu stimmen. Die Aktien gaben spürbar nach. Besser sah es für die Suchmaschinenbetreiber Google und Yahoo aus, die von der freundlichen Entwicklung im Online-Werbemarkt profitierten. Unter den Biotechnologiewerten musste Amgen nach seiner Präsentation Federn lassen. Auslöser war die unbefriedigende Umsatzentwicklung.

Japan: Zurückhaltung vor Halbjahreszahlen

Die verhaltene Tendenz an den amerikanischen Aktienmärkten schlug sich auch an der Tokioter Börse in einem schwächeren Handelsverlauf nieder. Insbesondere inländische Investoren hielten sich im Vorfeld zahlreicher Halbjahreszahlen - das japanische Fiskaljahr geht jeweils bis zum 31. März - mit Engagements zurück. Deutliche Einbußen verzeichneten die Papiere von Toyoto aufgrund einer umfangreiche Rückrufaktion.

Europa: Enttäuschender Wochenverlauf

Die europäischen Börsen gaben im Wochenverlauf spürbar nach. Die gemischten Quartalszahlen aus den USA konnten auch diesseits des Atlantiks keine Begeisterung auslösen, sodass sich die vorsichtigere Positionierung der Marktteilnehmer weiter fortsetzte. Insbesondere der Intel-Ausblick sorgte im Technologiebereich für eine trübere Stimmung. Verhalten äußerten sich zudem die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute in ihrem Herbstgutachten zur hiesigen Konjunkturentwicklung und machten für das kommende Jahr kaum Hoffnung auf eine wirkliche Belebung. Auch das Wirtschaftsministerium senkte die Wachstumsprognose auf 1,2 Prozent in 2006. Die Anleger nahmen diese Meldungen zur Kenntnis überrascht haben sie jedoch kaum. Stattdessen richtete man auch hier die Blicke auf Quartalszahlen. SAP eröffnete den Reigen der Präsentationen von DAX-Unternehmen. Mit seinen Software- und Lizenzeinnahmen konnte die Walldorfer Softwareschmiede erneut glänzen und trotzt damit den Aufholbemühungen des amerikanischen Konkurrenten Oracle. Die SAP-Aktie schaffte vor diesem Hintergrund ein Wochenplus von 2,8 Prozent. Ansonsten überwogen jedoch die Negativfaktoren und drückten die Kurse quer durch alle Branchen nach unten. Am heftigsten waren die Titel von Continental, Fresenius Medical Care und Deutsche Post betroffen, die zwischen 6 und 8 Prozent an Wert verloren. Die beiden Börsengänge der Woche Tecon Technologies und Sunline waren von unterschiedlichem Erfolg gekrönt. So bekam der IT-Dienstleister Tecon die kalte Schulter der Marktteilnehmer zu spüren und die Aktie fiel unter den Ausgabepreis. Dagegen konnten sich Sunline über ein gelungenes Debüt mit kräftigen Kursgewinnen freuen. Darüber hinaus hat sich der Höhenflug der Solarwerte aber nicht weiter fortgesetzt. Stattdessen verbuchten sowohl bekannte TecDAX-Werte wie Solarworld und Conergy als auch Börsenneulinge wie Ersol und Q-Cells kräftige Kursverluste. Die Party der letzten Monate scheint hier vorläufig ein Ende gefunden zu haben und die Bären geben wieder den Takt vor.

Ausblick: Vermehrt Unternehmensdaten aus Europa

Auch in dieser Woche setzt sich die Flut an Quartalsberichten fort. Hierbei schwillt der Informationsfluss in Europa spürbar an, während er sich in den USA weiter auf hohem Niveau bewegt. Die Konjunkturnachrichten werden aber auch ihren Teil zum Handelsverlauf beitragen. So erscheinen in den Vereinigten Staaten Angaben zum Verbrauchervertrauen, den Hausverkäufen, dem BIP sowie die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im September. In Europa steht unter anderem der Ifo-Geschäftsklimaindex auf dem Programm.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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