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11:41 Uhr, 16.05.2017

Belgien: Frühindikator für Europas Wirtschaft

Durch seinen Exportschwerpunkt und die Einbindung in das frühe Stadium der Produktionskette fungiert Belgien Degroof-Petercam-Portfoliomanager Dirk Pattyn zufolge als Frühindikator für die wirtschaftlichenEntwicklung Europas.

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Brüssel (GodmodeTrader.de) - Wenngleich Belgien mit einem Bruttoinlandsprodukt von 430 Milliarden Euro wirtschaftlich unbedeutend neben den europäischen Wirtschaftslokomotiven Deutschland (3,1 Billionen Euro) und Frankreich (2,3 Billionen Euro) wirkt, kann anhand der Verfassung der belgischen Wirtschaft dennoch in der Regel gut abgelesen werden, wie es mit der Konjunktur in Europa weiter geht, wie Dirk Pattyn, Portfoliomanager beim Brüsseler Vermögensverwalter Degroof Petercam Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Denn Belgien sei sehr exportorientiert und stark verwoben im gesamteuropäischen Handel. Besonders hoch sei der Anteil an Halbfertigerzeugnissen, die insbesondere nach Deutschland geliefert würden. „Belgien nimmt eine zentrale Rolle im frühen Produktionsstadium in Europa ein und kann deshalb als ein wichtiger Wirtschaftsindikator angesehen werden“, so Pattyn.

„Derzeit laufen die Exporte nach Deutschland auf Hochtouren. Die deutsche Nachfrage ist aufgrund des allgemeinen Wirtschaftsbooms stark. Auch die Einkaufsmanagerindizes in der gesamten Eurozone deuten einen optimistischen Blick der Unternehmen nach vorne an. Die Wahrscheinlich ist somit hoch, dass Europa vorerst auf dem kräftigen Erholungspfad bleiben kann“ ergänzt der Experte.

Wie die Wirtschaft nehme auch der belgische Aktienmarkt in Europa eher eine untergeordnete Rolle ein. Der die größten belgischen Börsenwerte umfassende Leitindex BEL20 komme gerade einmal auf eine Marktkapitalisierung von aktuell 425 Milliarden Euro. Knapp 50 Prozent davon entfielen auf den Konsumgütergiganten Anheuser-Busch InBev – das mit Abstand am stärksten kapitalisierte Unternehmen in Europa und damit die deutliche Nummer Eins im Börsenbarometer Euro Stoxx 50.

Anleger sollten ihren Blick neben den großkapitalisierten BEL20-Werten aber auch auf die kleinen und mittleren börsennotierten Unternehmen richten, meint Pattyn: „Belgien weist historisch eine Fülle von Small- und Midcaps auf, die in ihren jeweiligen Märkten attraktiv positioniert sind, sich teilweise noch in Familienbesitz befinden und äußerst solide geführt sind“.

Während in der langen Historie des belgischen Aktienmarktes im Schnitt eine tendenzielle Underperformance im Vergleich zu anderen europäischen Finanzstandorten zu beobachten gewesen sei, schlage sich der Aktienmarkt in Europas Hauptstadt Brüssel mittlerweile sehr passabel. Mit einem realen Gesamtertrag, also inklusive reinvestierter Dividenden, von 2,9 Prozent pro Jahr (von der Jahrtausendwende bis 2016) liege der belgische Aktienmarkt vor seinen großen Nachbarn Deutschland (2,2 Prozent) und Frankreich (1,7 Prozent), heißt es weiter.

„Die aktuelle relative Stärke des belgischen Aktienmarktes hängt auch damit zusammen, dass die Dividendenrendite im BEL20 mit durchschnittlich 3,5 Prozent attraktiv ist. Im Vergleich liefert zum Beispiel der deutsche Leitindex DAX derzeit nur eine Dividendenrendite von etwa 2,7 Prozent“, betont Pattyn.

Gegenüber dem gesamteuropäischen Markt sei der belgische Aktienmarkt in den Sektoren Finanzen, Telekommunikation und Basiskonsumgüter überrepräsentiert, während die Sektoren Zyklische Konsumgüter und Industrie unterrepräsentiert seien. „Der Schwerpunkt nicht-zyklischer Sektoren kann belgischen Titeln im Falle von Turbulenzen an den europäischen Aktienmärkten durchaus einen Vorteil einräumen. Wer allerdings an einen zyklischen Aufschwung in Europa glaubt, der sollte vielmehr auf die Aktienmärkte am Rande der Europäischen Union setzen“, so der Portfoliomanager.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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