Fundamentale Nachricht
12:29 Uhr, 17.02.2014

Bei Peripherieanleihen ist kurzfristig Vorsicht geboten

Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, mahnt kurzfristig zur Vorsicht bei Anleihen der Euroland-Peripherie.

Basel (BoerseGo.de) - Die Anleihen der Euroland-Peripherie können auf starke Quartale zurückblicken. Die Risikoprämien gegenüber deutschen Anleihen ist auf das tiefste Niveau seit dem Jahr 2010 gefallen. Die entscheidenden Treiber dieser Entwicklung waren der stetige Rückgang der globalen Risikoaversion und die graduelle Erholung der Euro-Konjunktur. Auch auf der strukturellen Ebene gelangen der Peripherie diverse Fortschritte. Auf einer länderübergreifenden Ebene konnte sich die EU auf die Grundpfeiler für eine Bankenunion einigen. Auf Länderebene konnte Spanien seine Außenhandelsbilanz massiv verbessern, Irland war es möglich wieder an den Kapitalmarkt zurückzukehren und in Italien bahnt sich die langersehnte Reform des Wahlrechts an, wie Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Diese positiven Entwicklungen auf der strukturellen Ebene hätten das größte Risiko für Peripherie-Staatsanleihen - ein Austritt oder der Bankrott eines Peripherie-Staates – stark reduziert. Angesichts der stark verringerten Ausfallswahrscheinlichkeit blieben Peripherieanleihen trotz der geschrumpften Risikoprämie auf lange Frist interessant, böten sie doch noch immer eine respektable Mehrrendite gegenüber deutschen Anleihen. Trotzdem sei in der kurzen Frist Vorsicht geboten. Einerseits stehe zu erwarten, dass sich das Risiko-Umfeld in den nächsten Monaten eintrüben werde. Andererseits habe sich mit der Rallye in den letzten Quartalen die Bewertung verschlechtert, heißt es weiter.

„Den Peripherie-Anleihen haben der steigende Risikoappetit und der Konjunkturaufschwung zu einem fulminanten Comeback verholfen. Vor dem Hintergrund, dass wir in den nächsten Monaten von der globalen Konjunktur eine Eintrübung erwarten, dürfte der Risikoappetit jedoch abnehmen. In einer Phase der Konjunkturabkühlung zeichnet sich in der Regel eine Zunahme der Risikoaversion ab. Daher dürften in der mittleren Frist sowohl die Konjunktur als auch der globale Risikoappetit als positive Faktoren wegfallen. Auch bei der Bewertung hat die Rallye Spuren hinterlassen. Peripherieanleihen sind längst nicht mehr billig. So notieren die Risikoprämien der irischen Staatsanleihen beispielsweise auf dem ähnlichen Niveau wie die Anleihen von Israel und China, die jedoch von den Ratingagenturen als deutlich sicherer eingestuft werden. Zwar werden zukünftig die verbesserten Fundamentaldaten der Peripherie zu einer Verbesserung der Ratings führen. Eine starke Verbesserung ist aber unwahrscheinlich. In einigen Kennzahlen, Zebu dem Haushaltsdefizit dürfte sich eine rasche Erholung einstellen. Andere Kennzahlen, wie z.B. Gesamtverschuldung werden jedoch noch lange den Einfluss der Euro-Krise reflektieren. Eine teure Bewertung alleine ist noch kein Grund zur Vorsicht, es ist vielmehr die Kombination aus einer Verschlechterung des Umfelds und der teuren Bewertung, die in der kurzen Frist gegen Peripherie-Anleihen spricht“, so Bee.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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