Kommentar
10:19 Uhr, 22.08.2018

Bei Gold muss man anders denken

das Gold erfüllt seine Funktion als Schutz vor Krisen nicht mehr. Brauchen wir es daher nicht mehr?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.194,050 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Warum der Goldpreis trotz internationaler Krisen in letzter Zeit deutlich gefallen ist.
  • Warum es trotzdem Sinn macht, in einem Portfolio Gold zu halten.
  • Gold hat in der Vergangenheit Renditen erbracht, die nicht schlechter waren als die anderer Asset-Klassen.

In den letzten Monaten sind die Anleger um eine Illusion ärmer geworden. Gold galt lange Zeit als Schutz gegen Krisen. Sein Preis stieg, wenn die Turbulenzen an den Märkten zunahmen. Er fiel, wenn es wieder ruhiger wurde. Jetzt haben wir bei Gott schwierige Zeiten. Argentinien schrammte knapp an einer Pleite vorbei. Mit der Türkei-Krise kam die Angst auf vor einem neuen Schwellenländer-Crash. Die USA versuchten, China und Russland durch Sanktionen und Handelskrieg in die Knie zu zwingen. Italien denkt über den Austritt aus der EU nach. Und was geschah mit dem Goldpreis? Er ist nicht nach oben gegangen, sondern hat sich vielmehr kontinuierlich verringert. In den letzten vier Monaten ist er in USD gerechnet um über 10 % gefallen.

IN GOLD INVESTIEREN?

Goldpreis in USD je Feinunze, log. Maßstab

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Quelle: realterm.de

Manch einer denkt jetzt daran, sich von seinen Goldbeständen zu verabschieden. Wenn Gold nicht als Krisenschutz taugt, dann braucht man es nicht mehr (außer vielleicht für Schmuck). Ich halte das nicht für richtig. Gold hat es nicht verdient, in Bausch und Bogen verdammt zu werden. Es hat nach wie vor seinen Appeal. Er liegt aber auf ganz anderen Gebieten als auf dem Schutz gegen Krisen. Wir müssen Gold neu denken.

Nach traditioneller Sicht kann man mit Gold derzeit nur verlieren. Die Stimmung auf den Märkten hat sich deutlich verschlechtert. Viel Geld ist aus börsennotierten Goldfonds (ETFs) abgezogen worden. Hedge Fonds halten so viele "Short-Positionen" in Gold wie schon lange nicht mehr. Sie wetten darauf, dass sich der Preis weiter verringert.

Dafür gibt es gute Gründe. Einer ist, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen erhöht. 10-jährige US-Staatsanleihen werfen wieder eine Rendite von knapp 3 % ab. Das ist angesichts der niedrigen Inflation schon nicht mehr so unattraktiv. Schließlich gibt es bei Gold keine Zinsen. Ein anderer Grund ist der starke Dollar. Wer außerhalb der USA wohnt, muss sich erst USD kaufen, um Gold zu erwerben. Für ihn wird mit steigendem Dollar das Gold teurer. Damit sinkt die Nachfrage, der Goldpreis fällt.

Die Türkei-Krise spielt natürlich auch eine Rolle. Allerdings nicht in dem Sinne, in dem viele meinen. Die Türkei gehörte im letzten Jahr zu den großen Käufern von Gold. Sie wollte damit für schwierige Zeiten vorsorgen. Jetzt fällt das Land als Nachfrager aus. Vielleicht hat es in den letzten Wochen auch Gold verkauft. Das wirkt sich natürlich auf den Preis aus.

Wenn es so viele Gründe für einen sinkenden Goldpreis gibt, warum sollte man es trotzdem halten? Die Antwort: Sein Appeal ist nicht die kurzfristige Spekulation, sondern die langfristige, und zwar die ganz langfristige, Stabilität. Die Grafik zeigt den Goldpreis über die letzten mehr als 200 Jahre. Hier werden drei große Vorteile des Goldes als Anlagevehikel deutlich.


»Gold hat es nicht verdient, verdammt zu werden. Es hat nach wie vor seinen Appeal. Er liegt aber auf ganz anderen Gebieten als auf dem Schutz gegen Krisen.«


Erstens ist Gold beständiger und nachhaltiger als andere Asset-Klassen. Es hat sich über die ganzen Jahre nicht verändert. Von welcher anderen Anlageart kann man das behaupten? Immobilien wurden zum Teil durch Kriege zerstört beziehungsweise die Grundstücke enteignet. Aktien gab es vor 200 Jahren überhaupt noch nicht. Von den Unternehmen, die es vor 150 Jahren gab, haben sich nur einige wenige erhalten.

Bonds werden heute zwar schon wieder mit 100-jähriger Laufzeit emittiert. In der Vergangenheit fielen sie aber den großen Inflationen zum Opfer. Wer vor 100 Jahren Festverzinsliche Wertpapiere gekauft hat, besitzt heute vielfach gar nichts mehr davon. Das gilt nicht nur für Venezuela oder Simbabwe mit ihren großen Geldentwertungen, sondern auch für als so stabil angesehene Staaten wie Deutschland.

Zweitens ist sein Preis langfristig relativ stabil und unterliegt nicht den großen Schwankungen, die es bei anderen Anlagen gibt. Die Grafik zeigt, dass der Goldpreis fast 200 Jahre nur um wenige Dollar geschwankt hat. Das lag natürlich daran, dass der Preis staatlich fixiert und stabilisiert wurde. Aber auch als der Preis Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts freigegeben wurde, waren die Schwankungen relativ gering. Es gab nur zwei Spitzen – eine 1980 und eine 2011. Wenn sich das so fortsetzen sollte, dann käme die nächste Spitze erst wieder in 20 Jahren.

Drittens sind Goldinvestments trotz der geringen Preisbewegungen rentabel. Ein Barren, der von 1790 bis heute gehalten wurde, erbrachte durch die Preissteigerungen eine "Verzinsung" von knapp 2 % p. a. Das ist aus heutiger Sicht gar nicht so schlecht. Wer den Barren "nur" von 1950 bis heute hielt, erzielte eine Rendite von 5 % p. a. Wenn man die Rendite für die Zeit seit der Freigabe des Goldpreises 1970 rechnet, ergibt sich sogar ein Wert von 7,5 % p. a. Das ist mehr als das, was man in dieser Zeit mit Aktien verdienen konnte.

Bei diesen Berechnungen muss man allerdings berücksichtigen, dass der private Goldbesitz lange Zeit verboten war. In Deutschland wie in anderen Industrieländern ist er erst seit 1970 wieder erlaubt. Insofern sind die Renditen zum Teil nur theoretisch. Im Übrigen bezieht sich all das auf die Vergangenheit. Ob es auch in Zukunft so sein wird, weiß niemand. Der Preis eines einzelnen Metalls ist natürlich immer mit Risiken verbunden.

Für den Anleger

Gold als Schutz gegen Krisen zu halten, ist nicht mehr als Gambling. Niemand weiß, ob der Goldpreis in der nächsten Krise steigt. Gold sollte als Langfristanlage gesehen werden. Über 20 oder 30 Jahre kann man bei Gold mit Preissteigerungen rechnen. Dann ist Gold als Asset-Klasse interessant.


Anmerkungen oder Anregungen? Ich freue mich auf den Dialog mit Ihnen:martin.huefner@assenagon.com.

Dr. Martin W. Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management S.A.

26 Kommentare

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  • Heinz15
    Heinz15

    Es ging ja nicht um den Vergleich - Gold vs. Aktien sondern um Ihre Aussage ursprüngliche Aussage, dass Gold gleich USD ist und dass Gold weder die Haltekosten, noch Zinsenszins erwirtschaftet.
    Diese Aussagen waren nachweislich falsch, mehr hatte ich nicht behauptet. Aber es ist ja ein weitverbreitetes Phänomen im Internet, dass Leute, denen man nachweist, dass sie Quatsch geschrieben haben, dann versuchen die Baustelle zu wechseln und dies mit Beleidigungen garnieren.

    Wer selbst nicht in der Lage ist zu erkennen, dass man den Wechselkurs des Dollar bei gleichzeitiger Angabe von Dollar und Europreisen selbst ermitteln kann, sollte das Thema "Mathe" besser vermeiden.

    Dabei sollten wir es auch belassen. Alles was jetzt noch kommt, ist vergeudete Lebenszeit ...

    11:13 Uhr, 23.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Mit allem Respekt Martin Hüfner dürfte doch (unqualifiziert geschätzt) min 70+ sein, spricht über ein asset, eigentlich nicht einmal eine Anlageklasse, mit LZ von 20-30 Jahren, vergisst dabei:

    a) Gold ist allein USD (also eine Währungsspeku)

    b) den spread, bzw, roundlot

    c) Haltekosten

    d) den Zinseszins

    also unter journalistischen Gesichtspunkten nennt man das fahrlässig oder polemisch.

    Briefmarken brachten vllt. mehr.

    PS: (Ernst gemeint) Was mache ich mit alten Barren die noch auf Kilo (5Kg und 10Kg) laufen, nur 900er (kein 99,99) sind und ein Swastika eingestempelt haben? Barren-Nummer ist mit der der Flex entfernt.

    20:21 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Teil

    18:43 Uhr, 22.08.2018
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ja, das stimmt, ganz anders sogar. Man muss fallende Kurse und damit Verluste mögen!! ;)

    17:46 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Heinz15
    Heinz15

    Nicht zu vergessen, dass Gold auch Geld ist und zwar ein Geld, das einerseits nicht auf Schulden basiert und das man andererseits an fast jedem Ort der Welt in die dort gültige Währung tauschen kann.

    So sichert Gold auch gegen den Verfall der eigenen Währung ab. Ein Blick nach Venezuela oder in die Türkei genügt. Wer da seine Ersparnisse und seine Vorsorge nur in der Landeswährung hielt, hat jetzt ein Problem.

    15:11 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    und diesen Barren hatte ich bei einem Preisausschreiben gewonnen und so kam das Interesse auf für Gold bis heute und bei Silber sieht es nicht anderst aus bin ic hauch seit dem dabei zu kaufen allerdings Sammlermünzen der Lunarserie 1 + 2

    13:43 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    mein erster 10 gramm Barren kostete mich umgerechnet gerade mal 92 € dies war um die Jahrtausendwende.

    13:41 Uhr, 22.08.2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    endlich mal ein guter Bericht über Gold vielen Dank Herr Hüfner denn genau so sehe ich die Sache auch und schreibe dies auch immer wieder !

    Habe gerade gestern hier in einem Bericth fast das gleiche geschrieben ich investiere bzw kaufe Gold in Barrenform schon seit der Jahrtausendwend eun dich bin sehr zufrieden was die Kurssteigerungenbetrifft.

    Also bitte lassen wir es einfach mal laufen und auf uns zu kommen in den kommenden Jahren wird hier viel Wertsteigerung zu erwarten sein denke ich !

    13:37 Uhr, 22.08.2018
  • German2
    German2

    das grosse Märchen der Notenbanken ist die Falschangabe der Inflationsrate... in Wahrheit sind die Realrenditen stark negativ und gold wird davon profitieren...

    13:17 Uhr, 22.08.2018
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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Das Argument, dass Gold keine Zinsen abwirft und deshalb in Zeiten steigender Renditen unattraktiv wird, hält sich äußerst hartnäckig. Tatsächlich brachten die späten 1970er Jahre mit extrem steigenden Zinsen auch enorme Kursanstiege beim Gold.

    Maßgeblich ist nicht das Zinsniveau, sondern der Realzins nach Abzug der Inflationsraten. Die Frage wäre daher, ob die Fed die Zinsen bei weiter steigenden Inflationsraten weiter anheben kann, oder ob womöglich stagflationäre Tendenzen zu erwarten sind: Geringes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig anziehenden Inflationsraten.

    Für Goldanlagen wäre dies eines der besten Szenarien überhaupt....

    13:02 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
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