Kommentar
11:41 Uhr, 11.11.2014

Bei abweichenden Wirtschaftssituationen können Schwierigkeiten in den globalen Märkten auftreten

Unserer Meinung nach ist es zu einem Auseinanderdriften der Wirtschaft in den USA und in Europa, Japan und einigen Schwellenländern gekommen. Während die Konjunkturlage in den USA sich im Verlauf dieses Jahres weiter konsolidieren konnte, scheint das Wirtschaftswachstum anderenorts ins Stocken gekommen zu sein. Diese Divergenz sorgte für viele globale Anleger - insbesondere jene in den USA - für ein schwieriges drittes Quartal. Grund dafür war die zunehmende Stärke des US-Dollar und die Disparität bei den Wachstumsraten, die sich unserer Meinung nach mittelfristig wahrscheinlich fortsetzen werden. Wir glauben, globalen Aktien steht ein wechselhaftes und raues Ende des Jahres 2014 bevor.

Erneute Sorge über die Weltwirtschaft haben Aktien weltweit allgemein unter Druck gesetzt. Anders als in vielen anderen Regionen deuten die Daten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und vom Arbeitsmarkt in den USA auf eine stetige, wenn auch langsame Konjunkturerholung im dritten Quartal hin. Es wird weithin erwartet, dass die US-Notenbank ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen im Oktober einstellen wird und es wird nach wie vor spekuliert, ab wann es zu Zinserhöhungen kommen wird. Demgegenüber gaben Wirtschaftsdaten aus Europa und Japan nach, was auf ein noch trägeres Wachstum in nächster Zeit hindeutet. In Europa bewegte sich die Europäische Zentralbank näher auf eine lockerere Geldpolitik zu, obwohl Deutschland Hauptgegner von direkten Ankäufen von Staatsanleihen bleibt. In Japan verzögerte die Bank of Japan weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen. Grund war die Besorgnis über die Haushaltssituation des Landes und die problematischen Auswirkungen des schwächeren Yen auf die Zahlungsbilanz des Landes. Während die Kernkraftwerke in Japan außer Betrieb bleiben, erwarten wir, dass das Land auch weiterhin großen Herausforderungen gegenüber stehen wird, denn die Kosten der Energieimporte liegen deutlich über dem Exportniveau.

Angesichts des schwächeren Wachstums außerhalb der USA, ist der US-Dollar zu alter Stärke zurückgekehrt. Die soliden Zugewinne der US-Währung gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen während des dritten Quartals bedeuten, die Währung wurde zu einem wichtigen Faktor für viele globale Anlageerträge. Für globale Anleger in Australien zum Beispiel stieg der MSCI World Index in australischen Dollar ausgedrückt während des Berichtzeitraums stark.

Bei Ungewissheit, was die globale Konjunkturerholung betrifft, und einem starken US-Dollar, verzeichneten die Rohstoffmärkte einen entsprechenden Rückgang. Dieser Rückgang war umfassend, da alles von Öl über Gold bis zu Agrarrohstoffen abverkauft wurde. Während die Rohstoffpreise durch die schwächere Nachfrage aus China und anderen Schwellenmärkten unter Druck gerieten, wirkte sich bei vielen Rohstoffen, wie zum Beispiel beim Öl, zusätzlich das steigende Angebot spürbar aus. Der Preis für Brent Rohöl fiel im September drastisch, nachdem die zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und in Russland nicht dazu führten, dass der Ausstoß aus diesen Regionen zurückging. Gleichzeitig erreichte der Ölausstoß in den USA den höchsten Stand seit 28 Jahren. Dies lässt sich auf eine weitere Entwicklung der Schieferöl- Vorkommen zurückführen, was in einer Phase zurückgehender Nachfrage zu einem zusätzlichen Angebot im Markt führte. Obwohl niedrigere Energiepreise positiv für Verbraucher sind, sind sie für Energieunternehmen ungünstig. Eine Folge der niedrigeren Ölpreise ist ein Rückgang bei den Kapitalausgaben der großen Öl- und Gasunternehmen, die Tiefsee- und andere Projekte aufschieben. Das Angebot von Agrarrohstoffen stieg 2014 ebenfalls. Auslöser waren günstige Bedingungen in den USA, die zu besonders guten Mais- und Sojaernten führten. Wie auch beim Öl belastete auch hier das Zusammenspiel aus höherem Angebot und gesunkener Nachfrage aus dem sich verlangsamenden China und aus anderen Schwellenmärkten die Preise erheblich.

Bei weiterhin weltweit lockerer Geldpolitik und Bewertungen in den globalen Aktienmärkten, die sich unserer Meinung nach im Marktwertbereich bewegten, konnten wir weiterhin im dritten Quartal eine zugrunde liegende Rotation in den weltweiten Aktienmärkten beobachten. In 2013 war die Rotation in den regionalen Märkten und Regionen sowie bei der Führungsrolle von Wachstum und Wert besonders ausgeprägt. Obwohl die regionale Rotation sich bis zum Ende des dritten Quartals des Jahres 2014 etwas gelegt hat, können wir immer noch beobachten, wie der Markt zwischen Wachstum und Wert schwankt. Bemerkenswert im bisherigen Jahresverlauf ist auch die solide Outperformance von Large- Cap Unternehmen gegenüber Small-Caps und die Rotationen zwischen Sektoren und Branchen.

Angesichts der zunehmenden ökonomischen Widerstände, die sich Europa, Japan, China und andere größere Industrieländer ausgesetzt sehen, erwarten wir durchwachsene Ergebnisse bei den Aktienerträgen. Unterstützt von der lockeren Geldpolitik und dem, was wir als marktgerechte Bewertungen sehen, erwarten wir, dass die zugrunde liegende Marktrotation sich fortsetzen wird. Dabei investieren Anleger billig geliehenes Geld in das, was sie zum jeweiligen Zeitpunkt für die attraktivsten Werte mit den besten Kursen halten. Und mit der zunehmenden ökonomischen Disparität zwischen der US-Wirtschaft und der Wirtschaftslage in anderen Ländern, erwarten wir, dass die USA noch für längere Zeit der führende Aktienmarkt bleiben wird. Wir glauben, Faktoren, wie der Schub bei den Fusionen und Übernahmen in diesem Jahr, werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin die Performance in Nischen des Markts beeinflussen. Die sich bessernde Wirtschaftssituation und potenzielle Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve im kommenden Jahr werden unserer Meinun nach aller Wahrscheinlichkeit nach auch stetige Zugewinne des US-Dollar unterstützen. Obwohl verschiedene Faktoren und die ultralockere Geldpolitik in jüngster Zeit Treiber der Märkte waren, glauben wir nach wie vor, die Anlage in gut geführte Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen und Schwerpunkt Aktionärserträge dürften langfristig eine potenziell solide Wertentwicklung verzeichnen.

Autor: Donald Huber, Franklin Templeton Investment

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