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11:17 Uhr, 17.09.2013

Behutsames Tapering der Fed erwartet

Alle Augen sind auf die Fed gerichtet. Gespannt warten wir darauf, wer der nächste Chairman sein wird. Ein noch wichtigeres Thema für die Investoren ist aber das sogenannte Tapering", schreibt Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS in einem aktuellen Marktkommentar.

Frankfurt am Main/Boston (BoerseGo.de) – „Alle Augen sind auf die Fed gerichtet. Gespannt warten wir darauf, wer der nächste Chairman sein wird. Ein noch wichtigeres Thema für die Investoren ist aber das sogenannte Tapering. Die Frage ist nicht mehr, ob die Fed ihre als QE3 bekannten Anleihekäufe zurückfährt, sondern wann und in welchem Ausmaß. Mittlerweile ist man sich weitgehend einig, dass die Offenmarktausschusssitzung am 17. und 18. September den Beginn des Taperings markieren wird. Immer mehr spiegelt sich diese Erwartung auch in den Kursen wider“, schreibt Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS in einem aktuellen Marktkommentar.

Allerdings unterschieden sich die Prognosen darüber, in welchem Umfang die Fed die Anleihekäufe verringern werde. Die meisten Analysten erwarteten offensichtlich einen Rückgang der monatlichen Anleihekäufe von zurzeit 85 Milliarden US-Dollar auf 60 bis 65 Milliarden US-Dollar, bis das Programm Mitte 2014 dann endgültig beendet werde. Diese Annahme sei plausibel, meint Spector, doch hält er es auch für denkbar, dass die Fed die Käufe zunächst weniger stark zurückführt, vielleicht nur auf etwa 70 bis 75 Milliarden US-Dollar. Das entspräche einer Verringerung um 10 bis 15 Milliarden US-Dollar, heißt es weiter.

„Warum dieser langsame Beginn? Möglicherweise möchte die Fed erst wissen, ob die Liquiditätsverknappung über die Rückführung der Anleihekäufe hinausgeht. Aus Sicht der Notenbank ist Tapering nicht gleichbedeutend mit einer Straffung der Geldpolitik. Zu den Investoren ist sie mit dieser Meinung aber noch nicht durchgedrungen. Der Ausverkauf am Rentenmarkt, der Anstieg der Hypothekenzinsen und die Aktienmarktvolatilität lassen vermuten, dass allein die vage Ankündigung, das Quantitative Easing gegebenenfalls zu verringern, die Liquidität verknappen kann. Es wäre für uns keine Überraschung wenn sich die Fed bemüht, die Auswirkungen des Tapering zu begrenzen, indem sie darauf hinweist, dass die Kurzfristzinsen trotz des bevorstehenden Endes von QE3 kaum steigen dürften“, so Spector.

Nach Angaben von Goldman Sachs entspreche die Liquiditätsverknappung in den USA seit Anfang Mai einer Leitzinserhöhung um etwa 50 Basispunkte. Dies sei viel, wenn man bedenke, dass sich der Konjunkturaufschwung noch immer in Grenzen halte. Zwar sei das annualisierte BIP-Wachstum im zweiten Quartal auf 2,5 Prozent heraufrevidiert worden. Doch rechneten die Investoren für das dritte Quartal erneut mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum von weniger als zwei Prozent, heißt es.

„Der zweite Grund für ein sehr behutsames Vorgehen sind die Anzeichen dafür, dass der jüngste Anstieg der US-Staatsanleiherenditen bereits Auswirkungen auf die Konjunktur hat. Da die Hypothekenzinsen gestiegen sind, sind die Verkäufe neuer Häuser im Juli stark eingebrochen. Es wurden weniger Hypotheken beantragt, für Hauskäufe und Refinanzierungen gleichermaßen. Wenn die Fed das Tapering nicht überstürzt, kann sie sorgfältiger auf die Konsequenzen für das Wirtschaftswachstum achten, das schon seit Jahren nicht über zwei Prozent hinauskommt“, so Spector.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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