Kommentar
16:00 Uhr, 04.08.2021

"Bargeld ist Müll"

„Cash is Trash.“ Zu diesem Schluss kam der Manager des weltgrößten Hedgefonds Ray Dalio schon vor der Pandemie. Das Motto scheint relevanter denn je. Nur…

Mit Bargeld lässt sich keine Rendite erwirtschaften. Mit Bargeld ist nicht die Banknote gemeint, sondern Geld, welches in sehr sichere und hochliquide Anlagen fließt. Die Möglichkeiten reichen vom Bankkonto bis zu kurzfristigen Staatsanleihen, z.B. Treasury Bills mit ein bis drei Monaten Laufzeit. Bei diesen Anlagen muss man sich über Kursschwankungen keine Gedanken machen. Der Kurs bleibt stabil. Im Gegenzug erhält man eine kleine Rendite. In den USA tendiert diese gerade Richtung 0 %. In der Eurozone ist sie seit Jahren negativ. Für Sicherheit legt man als Anleger obendrauf, anstatt etwas zu erhalten. Bargeld ist daher wenig attraktiv. Je länger der Zeitraum ist, den man betrachtet, desto wahrer wird es. Wenig überraschend schlagen Aktien über lange Zeiträume Anleihen um Längen. Treasury Bills und Staatsanleihen mit Laufzeiten von 10 Jahren oder mehr sind weit abgeschlagen. Unternehmensanleihen können immerhin noch annähernd mit Aktien mithalten.

Ertrag und Risiko sind hier eng miteinander verbunden. Cash gilt als sicher. Denkt man an März 2020 zurück, lässt sich das bestätigen. Geldmarktfonds verloren im Crash im März 1-2 %. Der Rückgang war minimal und innerhalb weniger Wochen ausgeglichen. Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten verloren in der Spitze 15 %. Sie erreichten allerdings innerhalb eines Monats ein neues Hoch. Der überraschend hohe Rückgang in den Kursen von Staatsanleihen hatte mit Liquidität zu tun. Wenn Liquidität fehlt (es keine Käufer gibt), kann es jedes Asset treffen.

Unternehmensanleihen verloren im Crash 22 %. Innerhalb von zwei Monaten waren die Verluste wettgemacht. Beim S&P 500 lag der Verlust letztlich bei 35 %. Die Erholung dauerte fünf Monate. Je riskanter ein Asset ist, desto höher ist die Volatilität. Für gewöhnlich dauert es auch am längsten, bis die Verluste wieder wettgemacht sind.


Wer einen Anlagehorizont von Jahren hat, dem kann das eigentlich egal sein. Je länger der Anlagehorizont ist, desto höher ist die Rendite bei Aktien, die riskanter sind als Anleihen. Der S&P 500 steigt über viele Jahre gesehen schneller als Anleihen. Dies berücksichtigt erhaltene Dividenden bzw. Zinsen. Im Verhältnis zum Total Return von Anleihen steigt der S&P 500 daher immer weiter (Grafik 2).

Es gab in der fast 100-jährigen Historie allerdings drei Phasen, in denen Aktien keinen Vorteil hatten und Anleihen Aktien sogar outperformten. Diese drei Perioden haben eines gemeinsam: Aktien waren hoch bewertet. Das galt vor dem Crash 1929 ebenso wie in den 70er Jahren.

Die 70er Jahre sind zwar wegen der Inflation bekannt und man schreibt es dieser zu, dass die Kurse nicht vom Fleck kamen. Das mag ein Grund gewesen sein, aber nicht der einzige. Die sogenannten Nifty Fifty Aktien waren Blue-Chip Aktien, die mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 40 und mehr bewertet wurden. Sie waren doppelt so hoch bewertet wie der Gesamtmarkt. Als diese Blase platzte und da diese Unternehmen eine hohe Marktkapitalisierung hatten, kam der Markt nicht mehr vom Fleck.

Auch von 2000 bis 2012 konnten Aktien nicht outperformen. Es dauert lange, bis das Platzen einer Blase wie der Internetblase verdaut ist. Aktuell ist der Markt wieder ungewöhnlich hoch bewertet. Cash ist im Moment Trash. Es ist unwahrscheinlich, dass das noch lange gelten wird.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Hm, wenn den Barmitteln ein realer Kaufkraftverlust von 3-6 Prozent unterstellt wird, dann ist es nicht sexy zu hohe Bargeldbestände zu haben. Es wird auch nicht allein deshalb attraktiver, wenn die Aktienmärkte über 1-8 Jahre um 15-25 korrigieren (sollten). Immos kann man auch nicht essen und erscheinen nicht günstig, über Festgeld bekommt Mensch den Inflationsausgleich nicht hin. Industrierohstoffe müssen den Aktienmärkten folgen und Edelmetalle - siehe vor rund 30 min - kriegen an den Knackpunkten auf die Fresse. Ich werde zum Edelmetallmarktmanipulations-Verschwörungstheoretiker....

    Auf Dauer wäre dieses Gesamt-Szenario jedoch ein sehr Unwahrscheinliches. Irgendwas wird laufen, weil irgendwas laufen muss. Stillstand ist keine Option - und war es auch nie...

    16:48 Uhr, 04.08.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Soul Food
    Soul Food

    Sehr gut analysiert Herr Schmale, außerdem ...

    Auf Hedgefondsmanager sollte man sowieso nie hören. ;-)

    16:33 Uhr, 04.08.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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