Analyse
21:19 Uhr, 07.10.2014

Bankrott durch Apple

Gestern meldete der Apple Zulieferer GT Advanced Technologies Insolvenz an. Obwohl Apples Produkte weggehen wie warme Semmeln haben die Zulieferer anscheinend nicht viel davon.

Erwähnte Instrumente

  • GT Advanced Technologies Inc.
    Kursstand: 1,74 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
    Kursstand: 99,18 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • GT Advanced Technologies Inc. - Kurs: 1,74 $ (NASDAQ)
  • Apple Inc. - WKN: 865985 - ISIN: US0378331005 - Kurs: 99,18 $ (NASDAQ)

GT ist nicht der erste Zulieferer, der wegen großer Unternehmen wie Apple und Samsung in Schwierigkeiten kommt. Neu ist allerdings die Insolvenz. So schlimm erging es bisher nicht vielen Unternehmen.

Eine Zeit lang hat GT von Apple profitiert. Von 2010 bis 2012 konnte sich der Umsatz fast verdoppeln. Der Gewinn stieg von 87 auf 183 Mio. USD. Seitdem herrscht nun allerdings Flaute. Abhilfe sollte das neue iPhone 6 beschaffen. Ursprünglich war geplant, dass Apple das ganze Display oder zumindest Teile mit Saphirglas ausstattet. Das sehr widerstandsfähige und kratzfeste Glas ist teuer, bringt aber auch viele Vorteile. So praktisch Smartphones sind, man muss sie eigentlich nur ansehen und schon ist das Glas zerkratzt...

GT Advanced Technologies Inc
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Durch Saphirglas hätte man das Problem lösen können. Dazu kam es vorerst nicht, obwohl Apple große Hoffnungen darauf gesetzt hat. Apple investierte in GT, indem sie dem Unternehmen bei der Investition in ein neues Werk einen Vorschuss gaben. Der Betrag lag deutlich über 300 Mio. USD. Das Geld sollte zum Bau einer Saphirglas Produktionsstätte dienen. Nun ist es zum Bruch zwischen den Unternehmen gekommen. Nach den ursprünglichen Plänen hätte GT das Geld ab 2016 zurückzahlen müssen. Dann hätte GT das Geld aus dem Verkauf von Saphirglas an Apple verdient und damit den Kredit zurückgezahlt. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Bankrott-durch-Apple-Chartanalyse-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Man kann nur darüber spekulieren, was schief gegangen ist. Anscheinend blieb GT deutlich hinter dem Plan. Apple ist in solchen Fällen ziemlich gnadenlos. Die Partnerschaft zerbracht, GT muss die 350 Mio. zurückzahlen. Im ersten Quartal hatte GT noch 333 Mio. USD Cash in der Bilanz. Jetzt sind es nur noch 80 Mio. Gut möglich, dass Apple nicht das gesamte Geld wieder sieht.

Ohne Apple ist GT in die Schuldenfalle getappt. Der Bau der Produktionsstätte wurde bereits begonnen. Wenn die Fabrik nun nicht gebraucht wird und es auch keine Abnehmer für die Produkte gibt, dann sieht es düster aus. Der Umsatz ist bereits 2013 unter 300 Mio. USD gesunken. Durch den Vertrag mit Apple schätze das Management, dass 2014 ein Umsatz von 600 bis 700 Mio. erreicht werden könnte. Das ist nun vollkommen unrealistisch. Einige Analysten gehen noch von 350 bis 450 Mio. Umsatz aus. Persönlich könnte ich mir sogar einen Jahresumsatz von lediglich 200 Mio. vorstellen. Der Verlust beliefe sich dann auf 150 bis 250 Mio.

Zum Chart von GT muss man gar nicht viel sagen. Der Kurs stürzte gestern um 93% ab. Heute legt die Aktie wieder 100% zu. Persönlich würde ich die Finger von der Aktie lassen. Es gibt Gerüchte im Markt, dass GT lediglich ein Liquiditätsproblem hat, also es nur an Cash fehlt, die Vermögenswerte die Schulden aber weit übersteigen. Um zu sehen, ob da etwas dran ist, muss man nur in die Bilanz des Unternehmens schauen. Dort sehe ich aktuell einen Nettovermögenswert von 60 Mio. USD. Rechnet man noch Werte wie Marke dazu, dann sind es 200 Mio. Der Markenwert von GT dürfte spätestens seit gestern bei Null liegen. Der Kurssprung ist für mich daher momentan überhaupt nicht gerechtfertigt. Das Unternehmen ist aktuell 230 Mio. USD an der Börse wert. Der reale Gegenwert beträgt 60 Mio. USD bei einem Geschäft, welches Verluste produziert. Wenn nicht plötzlich Samsung einen Milliardenauftrag an GT vergibt, dann sehe ich nicht einmal mit viel Fantasie die Möglichkeit einer Kurssteigerung.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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