Kommentar
10:01 Uhr, 12.11.2014

Banken vor Existenzfrage

Gerade gilt die Krise als mehr oder minder überwunden, da tauchen die nächsten Probleme auf. Es geht um nicht weniger als die Existenzfrage.

Die Frage, ob Banken um ihre Existenzberechtigung fürchten müssen, kommt nicht von irgendwem. Die Frage wurde von Banken selbst aufgeworfen. Der Vorstandsvorsitzende der DZ Bank sagte bei einer Tagung: „Etablierte Banken müssen sich fragen, ob sie in ihrer Rolle als Finanzintermediär ernsthaft bedroht sind.“

Die Rolle von Banken kann man auf unterschiedliche Art und Weise definieren. Die Definition, dass Banken Intermediäre sind, umreißt sicherlich das Bankenprinzip sehr gut. Banken tun ja nichts anderes als Kundengelder zu poolen und zu vermitteln. Die einen haben Guthaben, die anderen brauchen einen Kredit. Das ist die Grundfunktion. Die andere Funktion ist der Zweck als Intermediär zwischen Kunden und anderen Unternehmen. Banken wickeln für Kunden Zahlungen ab, die an Unternehmen gehen sollen. Wer mit Kreditkarte oder Bankkarte zahlt, tut das letztlich indirekt über die Bank.

Während das Kreditgeschäft noch nicht infrage gestellt ist, ist das Geschäft der Zahlungsabwicklung sehr wohl unter Beschuss. Heutige Technologie macht Banken theoretisch überflüssig, wenn es um klassische Transaktionen wie Zahlungen durch Überweisungen geht. Momentan schießen private Zahlungsdienste wie Pilze aus dem Boden. Das Smartphone soll zur Geldbörse werden. PayPal, Apple, Telekomanbieter und andere Konzerne haben entweder schon die mobile Geldbörse auf den Markt gebracht oder stehen kurz davor. Ob sich das dann wirklich schnell durchsetzt, das weiß noch niemand. Sollte sich dieser Trend allerdings fortsetzen, dann haben Banken bald ein Problem.

Aus dem Zahlungsgeschäft kommt ein Großteil der Bankerträge. Aus Überweisungen und Kartengebühren kommen fast 15% der Bankerträge. Weltweit waren das 2013 ungefähr 320 Mrd. USD für die größten 1000 Banken. Neben den Erträgen aus Transaktionen kommen noch kontobezogene Einnahmen hinzu. Dazu gehören unter anderem Kontoführungsgebühren. Die Einnahmen daraus beliefen sich auf ca. 240 Mrd. USD. Von den insgesamt 2,24 Billionen USD Einnahmen kommen somit ungefähr ein Viertel aus Zahlungsverkehr und Kontogebühren.

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Dieser Umsatz droht in Zukunft nicht mehr zu wachsen, sondern zu schrumpfen. Das ist besonders problematisch, weil die Margen in diesem Bereich noch relativ hoch sind. Das liegt vor allem daran, dass Banken in diesem Bereich kaum Risiko übernehmen. Im Gegensatz zum Kreditgeschäft, wo die Gefahr eines Kreditausfalls besteht, kassiert die Bank bei Transaktionen Gebühren, ohne großes Risiko zu übernehmen.

Noch kann man nicht behaupten, dass die Einnahmen wegbrechen. Der Umsatz aus Transaktionen und kontobezogenen Leistungen wächst aktuell mit ca. 7% pro Jahr. Innovation und Technologie gefährden den Bereich. Was dann vor allem bleiben würde ist das Kreditgeschäft. Im Niedrigzinsumfeld sind die Margen dünn und auch hier gibt es erste Trends dazu die Banken als Intermediär loszuwerden.

Seit es Banken gibt, war das Geschäft langfristig immer sehr lukrativ. Banken wuchsen mindestens mit der Wirtschaft, oft auch deutlich überproportional. Das droht in den kommenden Jahren zu kippen. Der Sektor könnte zu einem Sektor werden, der über Jahre hinweg schrumpfen wird – weltweit.

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3 Kommentare

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  • Protheus
    Protheus

    Das Bankensystem ist streng reguliert. Alle Alternativen dazu sind z.T. VIEL weniger stark reguliert. Als beispielsweise MT-Gox pleite ging, haben einige Leute einen Haufen Geld verloren - weil dieses Unternehmen niemand unter die Lupe genommen hat.

    Es gibt heute zwar einige offene Frage zum Banken-Thema, aber besser als Banken macht den Job eben niemand. Wer das glaubt, soll die teuren Erfahrungen, die es für diese Einsicht vielleicht braucht, eben selber machen. ​

    18:32 Uhr, 12.11.2014
  • xpec
    xpec

    ​Sehr lesenswerter Artikel. Zu den innovativen Entwicklungen im Zahlungsverkehr

    mit zumindest langfristigem Potential für einen gewissen Marktanteil sollte noch das Stichwort Kryptowährungen genannt werden.

    12:41 Uhr, 12.11.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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