Kommentar
09:40 Uhr, 28.06.2024

Bankaktien - Unterschätzte Attraktivität

Lange Zeit galten Bankaktien als toxisch. Noch immer haben Anleger ihr Misstrauen nicht vollständig abgelegt. Dabei sind Banken reine Geldmaschinen. Zu verdanken haben sie dies der Geldpolitik.

Ein hohes Zinsniveau gilt für Banken als positiv. Tendenziell steigen die Zinsmargen, wenn der Leitzins steigt. Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht. Banken müssen sich auch finanzieren. Bis zur Finanzkrise 2008 galt, dass Banken sich bei der Notenbank Geld liehen. Dafür mussten sie Zinsen zahlen. Hohe Zinsen wirkten auf der Einnahme-, aber auch auf der Ausgabenseite.

Mit der Finanzkrise überschwemmten Notenbanken den Sektor mit Geld. Banken waren nicht mehr darauf angewiesen, sich Geld zu leihen. Stattdessen hatten sie zu viel Geld und parkten es wieder bei der Notenbank. In der Eurozone schwächte dies Banken. Der Einlagensatz war negativ. Banken nahmen wegen niedriger Zinsen über Kredite wenig ein und mussten gleichzeitig zusehen, wie ihre Einlagen bei der EZB über Negativzinsen schmolzen.


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Mit der Zinswende und positiven Zinsen ist das Geschichte. Banken haben immer noch sehr hohe Überschussreserven. Das Geld, welches noch bei der EZB geparkt wird, wird mit 3,75 % verzinst. Für Banken ist das sehr viel geschenktes Geld. Für die Notenbank selbst bedeutet es hohe Ausgaben.

Das gilt für die EZB ebenso wie die Fed. Die US-Notenbank machte wegen ihres Wertpapierbestandes, der Zinsen abwirft, zeitweise einen Gewinn von fast 150 Mrd. USD. Weil die Zinseinnahmen aus den Wertpapieren kaum gestiegen sind und der Bestand reduziert wird, gleichzeitig aber sehr viel an Banken gezahlt werden muss, wurde aus dem Gewinn ein hoher Verlust (Grafik 1).

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Die Notenbank zahlt an Geschäftsbanken sehr viel mehr Zinsen als sie einnimmt. Die Nettozinseinnahmen sind tiefrot (Grafik 2). Gleichzeitig sind die Gewinne der Finanzbranche auf ein Rekordhoch gestiegen (Grafik 3). Nachdem die Gewinne zwischen 2012 und 2022 stagnierten, sind sie seither um mehr als 50 % gestiegen. Selbst der Technologiesektor insgesamt hat ein deutlich tieferes Gewinnwachstum.

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Vor allem in den USA ist klar, dass die Notenbank ein Finanzsystem mit ausreichend Reserven unterhält. Im Klartext bedeutet das risikolose Zinseinnahmen für Geschäftsbanken. Diese Einnahmen liegen derzeit bei ungefähr 150 Mrd. USD pro Jahr. Zinsen werden irgendwann wieder fallen. Dafür wachsen die Überschussreserven langfristig mit der nominalen Wirtschaftsleistung.

Eine Nullzinsphase mag irgendwann zurückkehren. Zumindest zahlen in den USA Banken in einem solchen Umfeld keine Negativzinsen. Steigen die Zinsen wieder, explodieren die Gewinne regelrecht. Solange das System ausreichender Reserven Bestand hat, bleiben US-Banken Geldmaschinen. Anleger haben es nur noch nicht erkannt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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