Kommentar
15:55 Uhr, 13.09.2017

Bankaktien: Muss man sich jetzt Sorgen machen?

Die Commerzbank Aktie flirtet wieder mit einstelligen Kursen und die Aktie der Deutschen Bank stand dieses Jahr auch schon einmal 30% höher. Sollte einem dieser Bärenmarkt Sorgen bereiten?

Kurz gesagt: Ja.

Eine Underperformance von Bankaktien ist problematisch. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Bankaktien sind ein Spiegelbild des Finanzsystems, des Zinsumfeldes und der Zuversicht, dass die Wirtschaft wächst. Aktuell machen hier Bankaktien keinen Mut.

Für die USA lässt sich ein Bankenindex bis in das Jahr 1972 zurückrechnen (siehe Grafik). Vergleicht man diesen Index mit dem S&P 500, so wird schnell klar, wer das Rennen gemacht hat. Bankaktien haben den breiten Markt über weite Strecken outperformt. Selbst heute, nach der Finanzkrise, zeigen Bankaktien über den Zeitraum von 45 Jahren noch immer eine Outperformance.

Diese Outperformance ist mit 160 % immer noch gewaltig, wenn man bedenkt, dass während der Finanzkrise so mancher Aktienkurs mehr als 90 % verlor. Die wirklich fetten Jahre sind aber seit 2009 vorbei. Die Outperformance bewegt sich in einem Band von 100 % bis 200 %. Nach oben absetzen konnten sich Finanztitel bisher nicht. Daran änderte auch die Rallye von Finanztiteln nach Trumps Wahl nichts.

Die Trump-Rally hat sich inzwischen ohnehin wieder relativiert. Die Outperformance hielt bis Amtsantritt an. Seither sinkt sie wieder. Geht es so weiter, sind alle Gewinne wieder abgegeben. Das sagt viel aus.

Die Rally bei Bankaktien kam nicht von ungefähr. Anleger machten sich Hoffnungen auf ein umfassendes Wirtschaftsprogramm, bei dem Steuersenkungen in Kombination mit Investitionen das Wachstum anschieben sollten. In der Folge wäre die Inflation gestiegen und mit ihr auch der Leitzins.

Höhere Zinsen sind für Banken generell nicht schlecht. Im Gegenteil sogar, die Margen lassen sich steigern, vorausgesetzt, die Langfristzinsen steigen ebenfalls. Banken beschaffen sich kurzfristig Geld bei der Notenbank und zahlen dafür den Refinanzierungssatz. Die meisten Kredite, die vergeben werden, sind langfristig und orientieren sich daher auch an den Langfristzinsen.

Je höher die Differenz aus kurz- und langfristigen Zinsen ist, desto mehr verdienen Banken. Genau darauf hofften Anleger. Nun zeigt sich, dass die kurzfristigen Zinsen steigen, die langfristigen aber nicht. Die Margen schrumpfen, anstatt zu steigen. Das war so nicht geplant.

Die langfristigen Zinsen steigen nicht, weil keiner mehr an eine Wiederbelebung der Wirtschaft glaubt. Diese Meinung kann sich freilich auch wieder ändern, doch im Moment sieht es danach nicht aus.

Die Perspektiven für mehr Wachstum und höhere Zinsen werden inzwischen als weniger realistisch eingestuft. Bankaktien werden entsprechend verkauft. Unterschwellig haben Anleger also Zweifel, dass sich die Lage aufhellt. Das bedeutet noch nicht zwangsläufig, dass sich die Lage eintrübt.

Oftmals sind Bankaktien die Vorläufer einer solchen Eintrübung (rote Pfeile). Fallende Aktienkurse bei Banken deuten also häufig größere Probleme für die Wirtschaft an. Derzeit sehe ich diese Gefahr noch nicht. Der Überschwang nach Trumps Wahl wird abgebaut. Diese Euphorie gab es nicht nur in den USA. Europäische Bankaktien stiegen mit den US-Werten. Die Alarmglocken müssen noch nicht schrillen. Die Lage kann aber kippen. Bankaktien werden das zuerst ankündigen. Es lohnt sich, den Sektor kontinuierlich im Auge zu behalten.

Gerade in dieser Woche sind Bankaktien erst einmal wieder stark. Eine Schwalbe macht natürlich noch keinen Sommer. Ich halte es allerdings nicht für unmöglich, dass die Underperformance der letzten 6 Monate langsam wieder zu einem Ende kommt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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