Analyse
10:54 Uhr, 07.01.2022

BALLARD POWER - Das sind die Risiken im Jahr 2022

Der Green-Energy-Hype fand im Jahr 2021 ein schnelles Ende. Aktien aus diversen Branchen kollabierten zum Teil, nachdem sie in den zwei Jahren zuvor regelrecht explodiert ware. Zum Jahresstart 2022 sind viele Charts weiter angeschlagen. So auch der von Ballard Power. Auf diese Marken sollten Anleger achten.

Erwähnte Instrumente

  • Ballard Power Systems Inc. - WKN: A0RENB - ISIN: CA0585861085 - Kurs: 11,890 $ (Nasdaq)

Man sollte durchaus einmal kurz innehalten und sich vergegenwärtigen, was in den Jahren 2019 und 2020 im Bereich Wasserstoff/Brennstoffzelle an der Börse abgefeiert wurde. Die Aktien von Fuelcell Energy, einem Unternehmen, das außer einer Explosion an ausgegebenen neuen Aktien in den vergangenen Jahren wenig auf die Beine gestellt hat, schossen aus dem Pennystock-Bereich in der Spitze um über 20.000 % nach oben, die Aktienanzahl ebenfalls von 9 Mio. auf aktuell über 366 Mio., eine schlappe Vervierzigfachung (siehe auch diesen Beitrag). Die Aktie von Ballard Power legte im selben Zeitraum um rund 1.300 % zu, die Zahl der ausgegebenen Aktien "nur" um 28 %, was für die Branche ja schon fast als konservative Verwässerung bezeichnet werden kann. Operative Gewinne bei beiden Unternehmen? Fehlanzeige, das wird wohl auch nichts vor Mitte des Jahrzehnts. Man muss kein großer Rechner sein, um festzustellen, dass solche Kurssprünge in den Aktien in keinster Weise von Fundamentaldaten unterlegt waren. Müssen sie auch nicht, das Kaufinteresse war eben einfach sehr groß. Das galt auch noch Anfang 2021, ehe die Stimmung schnell kippte. Vom Hoch hat Fuelcell Energy inzwischen rund 80 % an Wert verloren, Ballard Power 70 %. Sämtliche Bodenbildungsansätze im Jahr 2021 scheiterten kläglich. Nun stellen sich viele Anleger die Frage, wie das Jahr 2022 verlaufen wird. Wo liegen die Risiken, wo die Chancen? GodmodeTrader versucht sich an einer Standortbestimmung am Beispiel von Ballard Power.

Fundamentale Rechenspielchen

Zunächst einmal lohnt sich in meinen Augen ein Blick auf das vergangene Jahr und die fundamentalen Markterwartungen für 2022 und 2023. Am geeignetsten erscheint mir bei defizitären Wachstumsunternehmen die Betrachtung auf Basis der Kurs-Umsatz-Verhältnisses. Ballard Power bringt es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 3,55 Mrd. USD. Analysten erwarten 2022 einen Umsatzanstieg auf gut 122 Mio. USD, 2023 auf 189 Mio. USD. Die KUVs belaufen sich damit auf 29 und 19. Und das nach einem Kurssturz von 70 % vom Hoch! Damit sind wir von den irrwitzigen Kennzahlen zu Beginn des Jahres 2021 natürlich meilenweit entfernt, allerdings ist die Bewertung immer noch sportlich. Das muss Anlegern auch jetzt noch bewusst sein.

Erfüllen sich die Prognosen der Analysten, kämte Ballard im Jahr 2025 auf einen Umsatz von knapp 468 Mio. USD, das KUV würde, sollte die Aktie das aktuelle Kursniveau halten, auf 8 absinken. Kein Aktionär würde sich aber über jahrelang stangierende Kurse freuen. Zudem sind weitere Kapitalerhöhungen durchaus zu erwarten, was aufgrund steigender Aktienanzahlen die Auswertungen noch einmal negativ beeinflussen würde. Zusammenfassend lässt sich fundamental also sagen, dass sich das Bewertungsniveau durch den Crash 2021 in Richtung Normalität bewegt hat, eine weitere Kurshalbierung, die zu KUVs von 15 und 10 führen würde, aber möglich ist. Im Gegenzug: Würde sich die Aktie verdoppeln, wären wir bereits wieder bei KUVs von 60 und 38 angelangt. Aktien mit exorbitant hohen KUVs zu kaufen ist statistisch gesehen keine gute Strategie.

Charttechnische Lagebesprechung nach dem Supergau im Jahr 2021

Charttechnisch bewertet bleibt die Lage brisant, wenngleich die Bullen ähnlich wie 2021 natürlich immer Chancen besitzen, Gegenbewegungen einzuleiten. Der Bruch des Aufwärtstrends seit 2018 im Jahr 2021 wiegt weiter schwer, auch sind die horizontalen Supports bei 14,41 und 12,68 USD Geschichte. Diese Marken stellen auch potenzielle Erholungsziele dar, sollte die Stimmung drehen. Selbst Kurse unter 19,12 und 21,61 USD wären übergeordnet zunächst mit Vorsicht zu genießen.

Weitere Tiefs könnten Verluste in Richtung 10,64 und 9,20 USD auslösen, wo erneut Bodenbildungsmöglichkeiten bestehen. Den charttechnischen "Worst Case" würde ich derzeit auf Kurse knapp unter 6 USD beziffern. Dort liegt ein wichtiges Ausbruchslevel und wird im Laufe des Jahres auch der langfristige Aufwärtstrend seit dem Jahr 2012 auftreffen. Charttechnisch würde sich in diesem Fall auch der Kreis zur obigen Fundamentalbetrachtung schließen.

Fazit: Wie man es auch dreht und wendet, die Aktie von Ballard Power ist weiterhin kein Schnäppchen. Übergeordnet dominiert ein klarer Abwärtstrend. Käme es tatsächlich zu einem weiteren Bärenjahr 2022, könnten sich sehr gute Einstiegsmöglichkeiten bieten. Bislang drängen sich keine Neueinstiege auf. Der Wert ist allenfalls für kurzfristige Reboundtrades interessant.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. USD 96,10 122,60 189,15
Ergebnis je Aktie in USD -0,31 -0,30 -0,26
Gewinnwachstum - -
KGV - - -
KUV 36,9 29,0 18,8
PEG 12,3 3,4
*e = erwartet
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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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