Kommentar
14:58 Uhr, 09.12.2015

Autofahrer sparen €10,5 Mrd an der Spritsäule – nur die EZB jubelt nicht

Wegen der niedrigen Benzin- und Dieselpreise sparen die deutschen Autofahrer in diesem Jahr rund 10,5 Mrd. Euro beim Tanken. Der EZB gefällt das vermutlich überhaupt nicht. Sie würde lieber steigende Preise sehen.

Wegen der niedrigen Ölpreise können die Autofahrer in Deutschland an die Spritsäule kräftig sparen. Nach Berechnungen des Mineralölwirtschaftsverbands summiert sich die Entlastung durch die gesunkenen Benzin- und Diesel-Preise in diesem Jahr auf 10,5 Milliarden Euro. Das ist eine frohe Botschaft – nicht nur für die Autofahrer sondern auch für die Wirtschaft. Denn dieses Geld steht den Verbrauchern für den Konsum im Inland zusätzlich zur Verfügung.

Mario Draghi sieht das mit Sicherheit völlig anders. Ihm sind die sinkenden Ölpreise ein Dorn im Auge, da sie Druck auf die Inflationsrate ausüben. Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im November nach einer Vorabschätzung "nur" um 0,1 Prozent gestiegen. Die Kernrate – also ohne Berücksichtigung von Energie – lag bei 0,9 Prozent. Die Kernrate liegt also gar nicht so weit weg vom Ziel der EZB. Von Deflation ist jedenfalls keine Spur. Die EZB richtet ihre Blicke aber plötzlich nicht mehr auf die Kernrate, die aktuell keine Erwähnung mehr findet. Vor wenigen Jahren war das noch anders. Da fokussierte sich die EZB auf die Kernrate, die aufgrund der steigenden Energiepreise seinerzeit niedriger war. Was bedeutet das? Die Politik der EZB wird nicht von den Daten bestimmt. Die Geldpolitik ist festgelegt und anschließend legt sich die EZB die passenden Daten zurecht oder philosophiert andere Gründe herbei.

Warum will die EZB eine niedrige Inflationsrate bekämpfen?

In der Theorie führt Deflation zu einer sinkenden Nachfrage. Es wird unterstellt, dass die Verbraucher ihre Ausgaben nach hinten verschieben, weil die Produkte immer billiger werden. In der Praxis ist das natürlich völliger Quatsch – insbesondere wenn die Verbraucherpreise nur geringfügig sinken. Dennoch erklärt Draghi immer wieder, dass Deflation mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Wahrscheinlich will er uns bald weismachen, dass die Verbraucher auch das Tanken in die Zukunft verschieben, da die Spritpreise vielleicht noch weiter fallen.

4 Kommentare

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  • student
    student

    Die Lösung gegen Deflation ist eine Investition in Strassen, Magnetbahnen, Flughäfen, Häfen, Krankenhäusern, Brücken, Autobahnen, Bildungsprogramme, Integration von Millionen Analphabeten, Flüchtlingen etc.

    Hier wird Geld umverteilt, und das wird in schöne, neue Produkte gesteckt. Die Tatsache, dass man hier nichts tun will, lässt erahnen, dass es Draghi nicht um Inflation geht . . . sondern um den Erhalt des aufgeblähten "Investment"-Bankings.

    20:57 Uhr, 10.12.2015
  • TomCat
    TomCat

    Man muss das mal anderst rum sehen, bei 100 $ Dollar und mehr müssen ja einige wenige exorbitant viel verdient haben.

    12:04 Uhr, 10.12.2015
  • bembes
    bembes

    Was Draghi sieht ist völlig unwichtig. Endlich haben wir mehr Geld in der Tasche !

    16:47 Uhr, 09.12.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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