Kommentar
12:20 Uhr, 08.06.2017

Austritt aus Pariser Klimaabkommen: Trumps großer Sieg?

Die Katze ist seit letzter Woche aus dem Sack: die USA ziehen sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurück. Aber ist das der große Sieg für die US-Wirtschaft, den Trump angekündigt hat?

Die kurze Antwort: Nein. Trumps Ankündigung hat zwar eine Signalwirkung, aber sie ändert an der Realität nichts. Schon lange vor dem Abkommen haben sich die USA vom größten Klimasünder zum Umweltschützer gemausert. Das wirkt zwar alles andere als intuitiv, ist aber nicht so weit hergeholt.

Grafik 1 zeigt den CO2 Ausstoß der USA, Chinas und dem Rest der Welt. Seit 2007 hat sich der Ausstoß in den USA massiv verringert – und zwar um 10,5 %. Deutschland brachte es zwischen 2006 und 2015 auf ein Minus von 10,3 %. Obwohl also Deutschland mit der Energiewende usw. das Image des klimafreundlichen Staates hat, haben die USA ihren Ausstoß in kürzerer Zeit stärker gesenkt.

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Diese Senkung deutete sich seit vielen Jahren an. Der Ausstoß von Kohlendioxid ist heute wieder auf dem Niveau von 1994. Seit Jahrzehnten steigt der Ausstoß praktisch nicht mehr. Selbst China, inzwischen der größte Klimasünder von allen, verzeichnete von 2014 auf 2015 erstmals einen kleinen Rückgang der Treibhausgasemissionen.

Das ist alles kein Zufall und liegt nicht unbedingt daran, dass viele Länder plötzlich wie wild das Klima schützen wollen. Ein Großteil der Verbesserung ist auf Effizienzsteigerungen zurückzuführen. Heute fahren zwar mehr Autos auf den Straßen, aber ihr Verbrauch ist gesunken. Technologischer Fortschritt macht das möglich.

Trump machte schon während des Wahlkampfs vor allem für Kohlekraft Stimmung. Kohle ist der problematischste fossile Brennstoff. Das haben Energieversorger auch schon von ganz alleine bemerkt. Grafik 2 zeigt den Kohleverbrauch der USA. Seit 2007 ist der Verbrauch um über 30 % gesunken.

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Öl wird ebenso weniger gebraucht als noch vor wenigen Jahren. Heute verbrauchen die USA weniger Öl als noch vor 40 Jahren. Nur der Gasverbrauch ist gestiegen. Das liegt an höherer Effizienz und daran, dass Gas zur Energiegewinnung einfach unschlagbar billig ist. Ganz nebenbei ist Gas sauberer als Kohle und Öl.

Der Austritt aus dem Abkommen soll die USA bevorteilen. Trump ist der Meinung, dass das Abkommen die USA benachteiligt, ausbeutet und Arbeitsplätze kostet. Betrachtet man die Zahl an Arbeitsplätzen (Grafik 3) der Öl-, Gas- und Kohleindustrie sind Arbeitsplätze wohl kein Argument. Selbst wenn die USA nun wieder Kohle fördern und verbrennen, was die Minen und Schornsteine nur hergeben, schafft das vielleicht direkt 50.000 Arbeitsplätze. Das ist lächerlich.

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Die Solarindustrie beschäftigt inzwischen mehr Menschen als die Öl-, Gas- und Kohleindustrie zusammen. Der Jobmotor ist also nicht die Energie der Industrialisierung der vorletzten Jahrhundertwende, sondern die erneuerbare Energie. Wirtschaftliche Substanz hat der Austritt für die USA nicht. Die Abkehr von Klimazielen könnte dem Arbeitsmarkt sogar mehr schaden als nützen.

Erneuerbare Energien sind schon seit Jahren im Begriff die Energieversorgung zu erobern. Das sind Fakten, ob die USA da nun mitmachen oder nicht. Machen die USA jedoch dabei nicht mit, ist der Anreiz für US-Unternehmen geringer, hier zu investieren und Innovationen auf den Markt zu bringen. Das machen dann andere Länder wie z.B. Deutschland. Sie verbessern auf dem Weltmarkt ihre Wettbewerbsposition für den Export von Technologie. Die USA bleiben zurück und hinken der Welt dann irgendwann Jahre oder Jahrzehnte hinterher.

Trumps Ankündigung hat letztlich nur einen Effekt: Sie wirft die USA zurück, schwächt die US-Wirtschaft, kostet Jobs und isoliert die USA weiter. Unabhängig davon, ob man nun an den Sinn des Abkommens glaubt oder nicht: sich davon abzukehren ist aus rein wirtschaftlicher Sicht vollkommener Unsinn.

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  • USMATT
    USMATT

    Wer sagt, dass die USA nicht mehr in erneuerbare Energie investiert. Auch in diesem Gebiet wird die USA weiterhin eine führende Rolle spielen und sicherlich hervorragende Absatzzahlen einspielen. Herr Schmale, das Eine ist die Politik aber vergessen Sie nicht das Andere: den Markt. Unternehmen werden weiterhin bestrebt sein, auf dem Weltmarkt zu führen.

    13:56 Uhr, 08.06.2017
  • Spitze
    Spitze

    Die Menschen scheinen irgendeine übergeordnete Bedrohung zu brauchen und gleichzeitig jemand, der sich hinstellt und behauptet, dass er das Problem für sie lösen wird. Etwas anderes können die Grünen auch gar nicht. Hilfe das Ozon. Hilfe der Wald stirbt. Hilfe das Klima erwärmt sich. Ihr braucht nur uns, die Grünen zu wählen, und - Abrakadabra - das Problem ist gelöst! Und falls ihr uns nicht wählt, wird euch das Problem vernichten!

    Trump hat die USA aus der Finanzierung des Klimahysterie-Zirkus herausgenommen. Ein Sieg der Vernunft über den Zeitgeist. Ein eindeutiger SIeg.

    Trump vs. Grünen-Bekloppties 1 : 0.

    13:04 Uhr, 08.06.2017
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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