Ausblick auf die Fed-Sitzung: Zinserhöhung trotz Unsicherheiten
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Die bevorstehende US-Notenbanksitzung am 16./17. März könnte einen historischen Wendepunkt in der US-Geldpolitik markieren: Die Notenbank wird höchstwahrscheinlich den Korridor für ihren Zins um 25 Basispunkte anheben. Angesichts der aktuell sehr hohen Inflationsraten dürfte dies der Beginn mehrerer solcher Zinsschritte sein.
Das Umfeld, in dem die US-Notenbanker hierbei operieren, könnte schwieriger kaum sein. Die Risiken, die vom Ukraine/Russland-Konflikt ausgehen, haben den wirtschaftlichen Ausblick deutlich unsicherer gemacht und den Preisdruck, der anderenfalls vielleicht etwas nachgelassen hätte, möglicherweise sogar noch verstärkt. Eine weitere Komplikation besteht darin, dass sich nicht alle Elemente der aktuell zu hohen Inflation durch die Geldpolitik kontrollieren lassen.
Der Preisdruck, der beispielsweise durch die Unterbrechungen der globalen Lieferketten entsteht, wird durch eine Anhebung der Leitzinsen nicht unmittelbar verschwinden. Vorerst muss es daher das vorrangige Ziel der Zentralbank sein, die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu bekommen. Ob dies gelingt, hängt davon ab, wie überzeugt Konsumenten und Marktteilnehmer von den Maßnahmen zur Preisstabilisierung sein werden. Aus diesem Blickwinkel wird die kommende März-Sitzung sicher auch ein wichtiger Test für die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank werden.
Die Fed will auch mit der Verkürzung ihrer Bilanz beginnen, höchstwahrscheinlich im Juli dieses Jahres. Der Ankauf von Anleihen soll in Stresssituationen das Finanzsystem mit genügend Liquidität versorgen und so die finanziellen Rahmenbedingungen lockern. Die Verkürzung der Bilanz ist daher ein Zeichen des Vertrauens der Zentralbanken, dass das Schlimmste überstanden sei. Da jedoch die derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten die finanziellen Rahmenbedingungen stark belasten, könnte eine Bilanzreduktion zunächst moderater ausfallen als ursprünglich erwartet. Wir gehen davon aus, dass wir auf der März-Sitzung mehr darüber erfahren, wie die Notenbanker sich die Verkürzung ihrer Bilanz vorstellen.
Insgesamt scheint es für die US-Notenbank schwerer denn je zu sein, eine "weiche Landung" herbeizuführen. Derzeit glauben wir jedoch noch nicht, dass die Wirtschaft bei moderat steigenden Zinsen direkt auf eine Rezession zusteuert. Die Arbeitsmärkte erholen sich von der Pandemie, die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt auf Rekordniveau und die wirtschaftliche Dynamik scheint insgesamt robust zu sein.
Doch höhere Inflation und höhere Zinsen könnten das Wachstum bremsen, was sich in den aktualisierten Wirtschaftsprojektionen der Notenbanker widerspiegeln sollte. Was die Glaubwürdigkeit betrifft, so werden die längerfristigen Projektionen über den angemessenen Leitzins an Bedeutung gewinnen. Eine zu niedrige Indikation könnte den Märkten suggerieren, dass die Notenbank ihre Aufgabe der Inflationsbekämpfung nicht ernst genug nimmt. Zu hohe erwartete Zinsen indes könnten Rezessionsängste schüren.
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