Kommentar
07:22 Uhr, 07.08.2017

Aus dieser Sicht ist der Markt nicht überbewertet

Ich kann mich schon fast selber nicht mehr hören, wenn ich davon spreche, dass der Markt überbewertet ist. Daher heute einmal eine andere Sichtweise.

Eines aber noch vorweg: ich bleibe dabei, dass der Markt zu hoch bewertet ist. Viele sehen in den kommenden Jahren hohes Gewinnwachstum bei US-Unternehmen, doch selbst wenn diese hochoptimistischen Prognosen eintreffen, sind 20-30 % Korrektur mehr als gerechtfertigt.

Wie viel der Markt am Ende korrigieren wird, hängt maßgeblich davon ab, wie hoch er vor Beginn der Korrektur noch steigt. Das kann noch ein ganzes Stück sein, denn vor allem ein Indikator zeigt an, dass noch viel Luft nach oben besteht.

Der Indikator ist in Grafik 1 dargestellt. Es ist einfach die annualisierte Performance des Marktes über die jeweils vergangenen 10 Jahre. Immer dann, wenn der Markt auf Sicht von 10 Jahren eine jährliche Performance von mehr als 6,2 % erreicht hat, kam es in absehbarer Zeit zu einem Bärenmarkt.

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Bärenmärkte kamen auch ohne diese hohe Performance zustande. Schwere Zeiten hatten Anleger aber vor allem dann, wenn der Markt ein Jahrzehnt lang deutlich überdurchschnittliche Renditen abwarf. In den 90er Jahren befanden wir uns im dauerhaften Ausnahmezustand. Dieser wurde erst durch den Einbruch 2008/09 korrigiert. Es war das erste Mal seit den 70er Jahren, dass es eine wirklich außergewöhnlich gute Gelegenheit für den Kauf gab.

Anfang der 70er Jahre war auch so eine Gelegenheit. Das bereitete damals den Auftakt zu einem der größten Bullenmärkte überhaupt. Davor wiederum muss man bis in die 1930er Jahre zurückgehen, um ein ähnliches Signal zu finden. Damals konnte man den S&P Index zu 4,5 Punkten kaufen. Bis in die 70er Jahre stieg er fast auf 100 Punkte.

Die Kaufsignale sind zuverlässiger als die Verkaufssignale. Man kann aber sagen, dass sich der Markt bei einer langfristig überdurchschnittlichen Rendite in eine Phase der Übertreibung begibt. Dort sind wir aktuell noch nicht.

Nun kann man sich fragen, ob man wirklich mehr als 6,2 % Rendite braucht, um im Bereich der Übertreibung zu sein. Immerhin ist das Wachstum heute niedriger als nach dem Zweiten Weltkrieg oder in den 80er und 90er Jahren. Nun, das Wachstum war auch im 19. Jahrhundert niedriger. Trotzdem zeigte der Indikator zuverlässig Übertreibungen an.

Geht es nach der Rendite, dann ist der Markt heute überhaupt nicht überbewertet. Da ist noch Luft nach oben, zumal es noch einige Zeit dauert, bis aus der Übertreibung ein Bärenmarkt wird.

Ein Wort der Warnung will ich trotzdem loswerden. Selbst wenn der Markt jetzt nicht mehr steigt, kommen wir 2018 automatisch in die Verkaufszone. Dann macht sich der letzte Bärenmarkt in den Zahlen bemerkbar. Wir hätten dann ganz automatisch im kommenden Jahr eine der höchsten, jemals gemessenen Durchschnittsrenditen über einen Zeitraum von 10 Jahren erreicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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