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11:28 Uhr, 23.09.2009

Aufträge im Großanlagenbau sinken um 19%

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Aufträge im Großanlagenbau sind im letzten Jahr deutlich gesunken. Wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch mitteilte, erzielten die Mitgliedsfirmen der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) im Zeitraum Juli 2008 bis Juni 2009 Bestellungen in Höhe von 26,6 Milliarden Euro. Das sind 19 Prozent weniger als im Rekordjahr 2008 (32,8 Milliarden Euro). Vor allem grundstoffnahe Branchen hätten unter der momentanen Nachfrageschwäche zu leiden. "Die Auswirkungen der Finanzkrise haben den Großanlagenbau damit endgültig erreicht", kommentierte der Sprecher der AGAB, Dieter Rosenthal, die aktuellen Zahlen. "Allein im zweiten Quartal mussten unsere Mitglieder einen Bestellrückgang um 54 Prozent hinnehmen. Das ist der stärkste Einbruch seit Jahrzehnten."

"Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten vermutlich fortsetzen wir", sagte Rosenthal. Gleichzeitig bekräftigte er die im März aufgestellte Prognose eines um 30 bis 50 Prozent geringeren Bestellvolumens für 2009.

In Deutschland sei das Akquisitionsvolumen im Berichtszeitraum um 36 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro (2008: 6,5 Milliarden Euro) gefallen. Dabei verzeichneten alle Branchen zum Teil erhebliche Buchungsrückgänge. Die Auslandsnachfrage sei im Berichtszeitraum auf 22,5 Milliarden Euro und damit um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2008: 26,3 Milliarden Euro) gesunken. Trotz dieses Rückgangs liege der Auslands-Auftragseingang um sechs Milliarden Euro über dem Durchschnitt der vergangenen Dekade und damit weiterhin auf hohem Niveau, erläuterte der VDMA.

Der Rückgang im Zeitraum Juli 2008 bis Juni 2009 sei für sich genommen noch nicht beunruhigend. Beängstigend wäre jedoch eine durch falsche Eingriffe in die Finanzmärkte drohende Austrocknung der industriellen Investitionen in die Zukunft. "Großanlagen mit Investitionsvolumina von mehreren 100 Millionen Euro zur Gewinnung und Aufbereitung von Bodenschätzen, zur Energieerzeugung oder Güterproduktion haben volkswirtschaftliche Relevanz. Sie sind fundamentale Voraussetzungen für die tragfähige Entwicklung der Weltwirtschaft und schaffen Voraussetzungen für Fortschritt und Wohlstand. Mega-Projekte, die aufgrund mangelnder Finanzierungsvoraussetzungen heute nicht getätigt werden, lassen sich angesichts mehrjähriger Projektlaufzeiten nicht kurzfristig nachholen", betonte Rosenthal. Viel hänge daher vom Erfolg des Treffens der G-20-Gruppe vom 24. bis 25. September in Pittsburgh ab. "Der Großanlagenbau begrüßt den Willen der Politik, das Weltfinanzsystem krisenfester zu machen. Gleichzeitig muss jedoch eindringlich davor gewarnt werden, die Regulierungsagenda einseitig zu überfrachten. In der aktuellen Situation ist es entscheidend, Vertrauen an den Kapitalmärkten und Refinanzierbarkeit zu stärken und damit die langfristige Finanzierungsfähigkeit von Großprojekten zu sichern", so Rosenthal.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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