Auf Europas Aktienmärkte setzen
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Frankfurt (GodmodeTrader.de) – Die Kapitalmarktaussichten bleiben gut. Jens Wilhelm, bei Union Investment für Portfoliomanagement, Immobilien und Infrastruktur zuständiger Vorstand, erwartet ein stabiles zweites Börsenhalbjahr. „Anziehende Konjunktur, sinkende Politikrisiken, verbesserte Unternehmensgewinne – die Auftriebskräfte der vergangenen Monate wirken nach wie vor“, zeigt sich Wilhelm zufrieden: „Die Kapitalmärkte haben sozusagen fast die ‚Reiseflughöhe‘ erreicht. Ich erwarte keine größeren Turbulenzen und die Anschnallzeichen bleiben aus.“
Wesentliches Standbein der Kapitalmärkte bleibe das positive Konjunkturumfeld, schreibt Wilhelm in seinem aktuellen Marktkommentar weiter. „Das globale Wachstum hat sich weiter synchronisiert. Alle wichtigen Wirtschaftsräume sind gleichzeitig im Aufschwung“, erläutert der Kapitalmarktstratege. „Das verleiht Stabilität.“ Allerdings weist er auch auf die moderate Dynamik hin: „Die Flughöhe beim Wachstum ist nach der Finanzkrise deutlich niedriger als früher.“ Auf Jahresbasis sei nach den Prognosen von Union Investment ein globales Wirtschaftswachstum von 3,0 bis 3,5 Prozent zu erwarten. Der Wert liege damit weiter unter dem Vorkrisentrend von rund fünf Prozent, heißt es weiter.
Daran ändert nach Einschätzung Wilhelms auch die Politik des US-Präsidenten Donald Trump vorerst nichts: „Es ist Ernüchterung eingekehrt. Die Börse fragt sich, welche Ankündigungen die Trump-Regierung überhaupt umsetzen kann.“ Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand nicht mehr mit einem entscheidenden Wachstumsstimulus. Das muss laut Wilhelm aber nicht automatisch ein Hemmnis sein: „Die US-Wirtschaft ist äußerst robust und benötigt zur Zeit keine zusätzliche Unterstützung.“ In diesem Jahr rechnet der Kapitalmarktstratege mit einem Wachstum von 1,8 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes (BIP), 2018 sei ein Wert von 2,2 Prozent realistisch.
Besonders positiv zeige sich die Lage in der europäischen Währungsunion. „Die Eurozone ist in jeder Hinsicht der Überraschungssieger der ersten Jahreshälfte“, kommentiert Wilhelm und sieht mit Blick auf Länder und Sektoren eine Verbreiterung der Wachstumsbasis. „Mit Spanien und Frankreich sind zwei Schwergewichte konjunkturell ins Rollen gekommen – das treibt den ganzen Euroraum an.“ Hinzu komme die weiterhin sehr erfreuliche Lage in Deutschland. Die größte Volkswirtschaft des Kontinents profitiere über ihren Export vom anziehenden Welthandel. Gleichzeitig verbessere sich auch die Binnenwirtschaft über eine stärkere Bautätigkeit und einen kräftigeren Konsum. „Das deutsche Wachstum steht endlich wieder auf zwei Beinen“, analysiert Wilhelm die Entwicklung. Für die Eurozone als Ganzes rechnet er im laufenden und kommenden Jahr mit einem BIP-Anstieg von jeweils 1,8 Prozent.
Mit Blick auf die Geldpolitik steuerten sowohl die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf richtungsweisende Entscheidungen zu. „Das Umfeld für die Fed ist fast ideal“, so Wilhelm. Die Mischung aus robustem Wachstum, festem Arbeitsmarkt und moderater Inflation ebne den Boden für weitere Zinserhöhungen: „Bereits im September dürfte die US-Notenbank den nächsten Schritt gehen. Für 2018 rechne ich mit zusätzlichen drei bis vier Zinsanhebungen.“ Auch das Thema Bilanzverkürzung werde verstärkt in den Fokus rücken. Bislang lege die Notenbank Kuponzahlungen und Fälligkeiten wieder an und trete damit weiter als Anleihekäufer auf. „Diese Reinvestitionspolitik steht nun auf dem Prüfstand“, meint Wilhelm. Der Kapitalmarktstratege geht davon aus, dass die Fed auf diesem Weg alleine 2018 rund 300 Milliarden US-Dollar von ihrem Buch nehmen wird. Im Jahr darauf könnten es schon 500 bis 600 Milliarden US-Dollar sein. „Gemeinsam mit den erwarteten Zinserhöhungen ergibt sich damit eine nicht zu unterschätzende Straffung der Geldpolitik. Die Fed nimmt also den Fuß stärker als bisher vom Gas.“
So weit sei man in Europa noch lange nicht. „Der Spielraum der EZB ist deutlich enger gesteckt“, kommentiert Wilhelm. Dennoch stünden auch in Frankfurt die Zeichen auf Veränderung. Noch in diesem Jahr dürfte EZB-Chef Mario Draghi die Verringerung der monatlichen Anleihekäufe ankündigen, zum Jahreswechsel sollte dann die Umsetzung erfolgen. Am negativen Einlagenzins dürfte die Notenbank aber festhalten: „Die EZB wird vorerst nicht am Strafzins rütteln. Sie wird zunächst das Ankaufprogramm spürbar reduzieren wollen, ehe an anderen Stellschrauben gedreht wird“, erklärt Wilhelm und ergänzt: „Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig.“
Aufwärtspotenzial sieht Wilhelm vor allem bei Aktien. In den vergangenen Jahren seien höhere Bewertungen der Hauptgrund für Kursanstiege gewesen. Hier werde die Luft nach Meinung des Vorstands inzwischen zwar dünner, dafür gewönnen aber andere Unterstützungsfaktoren an Kraft: „Die Konjunkturbelebung treibt die Unternehmensgewinne und beflügelt damit auch die Kurse“, ist Wilhelm überzeugt. Regional hat der Stratege einen eindeutigen Favoriten: „Europas Aktienmärkte ziehe ich klar den USA vor“. Auf dem alten Kontinent seien die Bewertungen noch günstiger und die Gewinnzuwächse noch nicht vollständig eingepreist. Zudem sei der Aufschwung hier nicht so weit fortgeschritten. „Der Dax hat gute Chancen, im zweiten Halbjahr die 13.000er-Marke zu knacken.“ Wichtig ist laut Wilhelm aber auch die kontinentale Perspektive: „Europa hört nicht am Rhein auf. Gerade auch der französische oder spanische Aktienmarkt bieten attraktive Investmentchancen.“
Trotz vieler positiver Vorzeichen: „Eine Anlagestrategie ‚auf Autopilot‘ dürfte auch in diesem Umfeld nicht zum Erfolg führen“, meint Wilhelm. Im bisherigen Jahresverlauf seien fast alle Schlüsselsituationen, ob politisch oder konjunkturell, kapitalmarktfreundlich ausgegangen. Das müsse nicht ewig so weitergehen. „Luftlöcher sind an den Börsen immer möglich, genauso wie schnell wechselnde Bedingungen. Zudem ist angesichts der bereits erreichten Bewertungsniveaus jeder weitere Renditepunkt immer härter zu erarbeiten“, erwartet der Vorstand. „Anleger müssen bei ihren Investments noch aktiver und – mit Blick auf Anlageklassen und Einzeltitel – noch selektiver vorgehen“, formuliert Wilhelm seine Grundsätze für die nächsten Monate. Besondere Chancen sieht er dabei auf Seiten europäischer Aktien, Unternehmensanleihen mit Renditeaufschlag und Rohstoffen.
Ein Weg, in europäische Aktien zu investieren, wäre z.B. der Kauf des BV Global Balance Fonds (WKN A0MVXF). Es handelt sich dabei um einen Mischfonds, der weltweit in Aktien und Anleihen investiert.
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