Kommentar
18:00 Uhr, 07.08.2013

Auf den Begriff „Kupon“ kommt es an

Kupontragende Strukturen haben angesichts der Zinsflaute am Zertifikatemarkt derzeit Hochkonjunktur. Die verschiedenen Varianten lassen sich für den Anleger kaum noch überblicken. Wer mit einem Teilschutz zufrieden ist, findet bei der HSH Nordbank zwei neue EuropaKupon-Papiere, die sich in ihrer Funktionsweise allerdings sehr stark voneinander unterscheiden.

Erst vor ein paar Tagen wurde Sparern durch eine Postbank-Studie eindrücklich vor Augen geführt, dass ihnen die Notenbanken mit ihrer Niedrigzins-Politik in Verbindung mit der steigenden Teuerungsrate real mehr und mehr Geld vom Konto nehmen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um „Peanuts“ wie man vielleicht im ersten Moment meinen könnte, sondern bezogen auf die Gesamtbevölkerung um riesige Summen. So verlieren Kontoinhaber in diesem Jahr hierzulande allein 14 Mrd. Euro ihres Kapitals und 2014 soll die Geldvernichtung sogar auf 21 Mrd. Euro ansteigen. Kein Wunder, dass Anleger fieberhaft nach Investments suchen, die ihnen zumindest eine etwas bessere Verzinsung versprechen. Dass damit auch ein höheres Risiko verbunden ist, versteht sich von selbst.

Höherer Zins, höheres Risiko

Nicht zu Unrecht werben Banken derzeit in diesem Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Produkten. Wichtig ist dabei vor allem, dass im Namen in irgendeiner Form der Begriff „Kupon“ auftaucht. Dann ist ihnen das Interesse der Investoren fast schon automatisch sicher. Die HSH-Nordbank hat derzeit für ihre Retail-Kunden gleich mehrere solcher Papiere in der Zeichnung, darunter auch zwei sogenannte EuropaKupon-Produkte, die damit dokumentieren, dass sie sich auf den Euro STOXX 50 als Basiswert beziehen. Zertifikat Nummer 1 ist eine herkömmliche Indexanleihe-Protect, was sich durch den Zusatz „Anleihe“ ganz einfach erkennen lässt. Der Investor bekommt hier in den nächsten beiden Jahren einen festen Kupon von 4,50 Prozent p.a. ausgezahlt, egal wie sich der Index entwickelt. Um allerdings den Nennbetrag im August 2015 wieder zu 100 Prozent zurückzuerhalten, kommt die Benchmark doch noch ins Spiel. Hat der Basiswert zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit die bei 65 Prozent des Auflageniveaus festzulegende Barriere berührt oder unterschritten, geht das Szenario auf. Kommt es jedoch auch nur einmal zum Schwellenereignis, wird der Anleger bei Fälligkeit so gestellt, als hätte er von vornherein eins zu eins in den Index investiert mit einem Cap bei 100 Prozent. Als Ausgleich dazu erhält er ja die sichere Zinszahlung. Die Tilgungssumme würde in einem solchen Fall dem tatsächlichen Verlust berücksichtigen und maximal dem Nominal entsprechen. Die EuropaKupon-Anleihe 09/2015 (HSH4LA)kann noch bis 30. August zu einem Preis von 100,50 Prozent gezeichnet werden.

Variabler Kupon und Express-Feature

Bei dem zweiten Produkt handelt es sich um das Europa-KuponExpress-Zertifikat 08/2018 (HSH4KQ) dessen Zeichnung bereits am 9. August endet. Anders als bei der „Anleihe“-Variante ist der Kupon hier nicht fix, sondern hängt ebenso wie die Tilgungszahlung von der Entwicklung des Euro STOXX 50 ab. Dabei wird bei dem bis zu fünf Jahre laufenden Papier während der jeweils 1-jährigen Zinsperiode beobachtet, ob der Basiswert die diesmal bei 50 Prozent des Startniveaus festzulegende Barriere zu irgendeinem Zeitpunkt erreicht oder unterschreitet. Ist dies der Fall, fällt die Kuponzahlung für das entsprechende Jahr komplett aus. Ansonsten erhält der Investor eine Zinsausschüttung die dem Quotienten aus aktuellem Indexstand und 1000 multipliziert mit 2,00 Prozent entspricht. Sollte also der Euro STOXX 50 den Puffer verteidigen und am ersten Stichtag nach einem Jahr bei 3.000 Punkten notieren, käme es zu einer Zinszahlung von 6,00 Prozent (2,00 % x (3.000/1.000)). Würde der Index dabei auf Stichtagsbasis auch noch seinen Ausgangs-Level verteidigen, würde das Zertifikat vorzeitig fällig gestellt. Hat bis zum finalen Bewertungstag dem 31.07.2018 keine Kündigung stattgefunden, wiederholt sich hier die Rückzahlungs-Methodik der EuropaKupon-Anleihe, d.h. die Nominaltilgung würde nur dann erfolgen, wenn der Index zu keinem Zeitpunkt während der gesamten Laufzeit 50 Prozent oder mehr an Wert verloren hätte. Sonst würde der Anleger wieder proportional am möglichen Verlust beteiligt.

Der BörseGo Tipp:

Beide Produkte richten sich an Anleger, die bereit sind für einen höheren Kupon auch ein gewisses Aktienmarktrisiko einzugehen. Die Protect-Indexanleihe verspricht bei einem etwas geringeren Puffer eine sichere Kuponzahlung in Höhe von 4,5 Prozent p.a., während das Express-Zertifikat auch den Zins an die Indexentwicklung koppelt. Dafür beträgt der Puffer hier stolze 50 Prozent.

4,50 % p.a. EuropaKupon-Anleihe 09/2015

Emittent/WKN:

HSH Nordbank / HSH4LA

Laufzeit:

04.09.2015

Preis: (in Zeichnung bis 30.08.2013)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 0,5 % Agio)

Europa-KuponExpress-Zertifikat 08/2018

Emittent/WKN:

HSH Nordbank / HSH4KQ

Laufzeit:

14.08.2018

Preis: (in Zeichnung bis 09.08.2013)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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