Analyse
15:10 Uhr, 05.06.2018

ASCO-Nachlese: NEKTAR THERAPEUTICS

Das ASCO-Meeting brachte einen regelrechten Schockmoment für die Aktionäre von Nektar Therapeutics. Die Biotech-Aktie verlor am Montag über 40% an Wert. Was steckt dahinter?

Erwähnte Instrumente

  • Nektar Therapeutics - WKN: 165417 - ISIN: US6402681083 - Kurs: 52,570 $ (NASDAQ)

Während die Aktie von Loxo Oncology zu den Gewinnern des ASCO-Meetings zählte, war das Papier von Nektar Therapeutics der klare Verlierer. Um knapp 42 % ging es am Montag mit der Biotech-Aktie in den Keller, dabei wurden 6,5 Mrd. USD an Marktkapitalisierung vernichtet. Was ist passiert?

Nektar Therapeutics hat sich strategisch unter anderem auf die Verbesserung bereits zugelassener Medikamente fokussiert. Im Fokus steht das experimentelle Medikament NKTR-214, für das Nektar im Februar einen milliardenschweren Vermarktungsdeal mit Bristol Myers-Squibb abgeschlossen hat. Das Volumen der Kooperation beträgt 1,85 Mrd. USD, 1 Mrd. USD zahlte Bristol-Myers bereits upfront, hinzu kam der Kauf von 8,28 Mio. Aktien zu einem Kurs von 102,60 USD. Gestern schloss die Nektar-Aktie bei 52,57 USD, was den Verantwortlichen bei Bristol-Myers nicht gefallen dürfte. Beide Unternehmen arbeiten seit dem Jahr 2016 zusammen.

Die Sache mit der Statistik

Zusammen verfolgen sie den Plan, mithilfe von NKTR-214 Bristols Immun-Checkpoint-Inhibitor Opdivo zu verbessern. Eine Kombination der beiden Wirkmechanismen könnte den Patientenkreis erweitern und auch Patienten einschließen, bei denen Opdivo alleine nicht anspricht, so zumindest die Theorie. Allerdings liegen für den Ansatz kaum belastbare Studiendaten vor. Auf der ASCO-Krebskonferenz wurden Daten präsentiert, wonach bei einer Gruppe von nur 13 Melanom-Patienten 85 %, also 11 der 13 Patienten, auf die Kombinationstherapie aus NKTR-214 und Opdivo ansprachen. Diese Patientengruppe wurde nun mit weiteren 15 Melanom-Patienten erweitert. Als Ergebnis sank die Ansprechrate deutlich. Nur mehr 50 %, also 14 der 28 Patienten, sprachen auf die Therapie an, was bedeutet, das bei den neu eingeschlossenen Patienten nur 3 von 15 Verbesserungen aufwiesen. Auch bei einer Studie mit Nierenkrebspatienten sank die ursprüngliche Ansprechrate von 64 % (11 Patienten) auf 46 % (26 Patienten).

Das warf natürlich zahlreiche Fragen bezüglich der Wirksamkeit des Ansatzes auf. Klar ist auch, dass ein solch kleiner Patientenkreis für eine spätere Zulassung nicht mal ansatzweise ausreichend sein wird. Unter diesem Aspekt ist es auch erstaunlich, dass Bristol-Myers bereits in der frühen Phase der Entwicklung derartige Summen überweist. Erst eine große Kombinationsstudie von NKTR-214 und Opdivo verglichen mit Placebo und Opdivo dürfte die FDA zufrieden stellen und eine Zulassung ermöglichen.

Zulassung von NKTR-181 im November erwartet

Nach dem Kursdebakel werden sich die Investoren erst einmal sammeln müssen. Auch auf dem aktuellen Niveau ist Nektar immer noch 9 Mrd. USD schwer. Insgesamt ist die Aktie von Nektar als hochspekulativ einzuordnen. Das Unternehmen erzielt derzeit noch kaum eigene Umsätze. Die Produktumsätze beliefen sich im 1. Quartal nur auf 6,3 Mio. USD. Erst vor wenigen Tagen reichte das Unternehmen einen Zulassungsantrag für das Schmerzmittel NKTR-181 ein. Das Medikament besitzt Fast-Track-Status, könnte also im November 2018 zugelassen werden. Mit zusätzlichen Erlösen durch NKTR-181 würde das Risikoprofil von Nektar sich etwas verbessern. Stand jetzt sollten aber nur hartgesottene Trader auf einen Rebound bei der Aktie setzen. Langfristig aussagekräftige Unterstützungen notieren erst im Bereich um 25 USD.

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Jahr 2017  2018e* 2019e*
Umsatz in Mio. USD 307,71  1.140,00  247,69 
Ergebnis je Aktie in USD -0,62  3,35  -2,37 
Gewinnwachstum - -
KGV - 16  -
KUV 29,3  7,9  36,4 
PEG - -
*e = erwartet
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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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