Kommentar
10:00 Uhr, 06.08.2007

Arten von Spreads bei Futures

Im Einzelnen trifft man bei Spreads mit Futures auf folgende Erscheinungsformen:

  • Intra-Markt-Spread ("intramarket-spread"; auch intertemporaler- oder "time"-Spread, "calendar spread", "intracommodity-spread", "intracontract-spread" oder "interdelivery-spread" genannt): Diesem sehr häufig anzutreffenden Spread liegen Futures mit gleichem Basiswert, gehandelt an derselben Terminbörse, jedoch in verschiedenen Liefermonaten zugrunde. Als Beispiele hierzu lassen sich ein September06/Dezember06 Benzin-Spread (NYMEX Unleaded Gasoline) oder ein Juli06 Zucker/Oktober06 Zucker-Spread (NYBOT Sugar No. 11) nennen. Da ein jeder Spread stets aus einer Long- und einer Short-Position besteht, resultieren aus Preisänderungen im gleichen "underlying" immer zugleich Gewinne und Verluste in den jeweiligen Teilpositionen. Der Halter des Spreads erhofft jedoch, dass durch Laufzeitunterschiede der Kurs der Long-Position stärker steigt bzw. weniger stark fällt als jener der Short-Position. An manchen Börsen wird diese sehr beliebte Art von Spread als einheitliche Position betrachtet mit dem Vorteil, dass dessen Komponenten nicht einzeln mittels separater Orders geöffnet bzw. wieder geschlossen werden müssen.
  • Inter-Markt-Spread ("intermarket-spread", "location spread"): Diese Art von Spread besteht aus Futures mit (zumindest annähernd) gleichem Basiswert, die jedoch an unterschiedlichen Terminbörsen gehandelt werden. Beispiel: Kauf von September06 Weizen in Chicago und zugleich Verkauf von September06 Weizen an der Börse in Kansas City. Dieser Spread lässt sich auch in Form eines "calendar spread" aufbauen, sofern er sich aus unterschiedlichen Terminen zusammensetzt. Diese Art des Spreading beruht im Regelfall auf bestimmten Arbirtage-Motiven vor folgendem Hintergrund: Die Preisunterschiede dürfen bei strukturell identischen Waren die Transportkosten zwischen beiden Handelsräumen nicht überschreiten, da sich sonst sofort gewinnträchtige Arbitragemöglichkeiten eröffnen. Indes entfallen gemeinhin die hierbei sonst üblichen reduzierten Margin-Erfordernisse für Spreads.
  • Inter-Commodity-Spread ("intercommodity-spread", "intercontract-spread": Hierbei handelt es sich um eine Mischung von Futures mit verschiedenen, jedoch ökonomisch verwandten und daher preislich positiv korrelierten Basiswerten, die im Regelfall der Praxis auch an derselben Terminbörse und im selben Terminmonat gehandelt werden. Zweck einer solchen Positionierung ist es, von zeitweiligen (meist saisonbedingten) Preisungleichgewichten zu profitieren. Beispiel: Kauf von Dezember-Weizen und Verkauf von Dezember-Mais an der Terminbörse CBOT. Da Mais gelegentlich als Ergänzungs- oder Substitutionsgut für Weizen Verwendung findet, werden sich die Preise beider Getreidearten im Allgemeinen relativ gleichförmig entwickeln. Weitere Möglichkeiten wären etwa "cattle" und "hogs", "oats" und "corn" oder T-Bills und Eurodollar. Reduzierte Margin-Erfordernisse bei "intercontract-spread" kommen praktisch indes nur sehr selten vor.
  • Produkt-Spread ("product spread"): Damit ist der gleichzeitige Kauf und Verkauf von Futures auf eine bestimmte Ware und einer aus ihr abgeleiteten Ware gemeint. Beispiele hierfür wären (1.) der Sojabohnen-Crush-Spread, der aus einer Long-Position in Sojabohnen und einer Short-Position in Sojaöl resp. Sojamehl besteht, oder der "Reverse Crush-Spread", der umgekehrt aus einer Short-Position in Sojabohnen und einer Long-Position in Sojaöl bzw. Sojamehl besteht; (2.) der sog. "Crack-Spread" bzw. der invertierte "Crack-Spread" ("reverse crack spread"), die jeweils Rohöl und eines seiner Produkte, wie beispielsweise Heizöl oder Benzin, zur Grundlage haben. Ein invertierter Crack-Spread Januar Heizöl (long)/Januar Rohöl (short) wird von spekulativ orientierten Akteuren etwa dann verwendet, wenn erwartet wird, dass – wie häufig zu beobachten – die Heizölpreise im Winter relativ stärker steigen als die Rohölpreise.

Es existieren bei allen vorstehend genannten Spread-Formen, sofern diese auf unterschiedlichen Terminmonaten basieren, stets zwei unterschiedliche Typen von Spreads: der "bull"-Spread einerseits und der "bear"-Spread andererseits.

  • Ein "bull"-Spread ist dadurch charakterisiert, dass ein zeitlich näher liegender Termin gekauft und daneben ein fernerer Termin verkauft wird. Der Spread-Trader spekuliert mithin auf im näher liegenden Terminmonat stärker steigende bzw. weniger stark fallende Kurse als im zeitferneren Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich verstärkt ("stengthens").
  • Ein "bear"-Spread ist hingegen dadurch charakterisiert, dass ein zeitlich näher liegender Termin verkauft und daneben ein entfernter Termin gekauft wird. Der Spread-Trader spekuliert mithin auf im näher liegenden Terminmonat stärker fallende bzw. weniger stark steigende Kurse als im entfernten Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich abschwächt ("weakens").
  • Des Weiteren existiert der sog. Butterfly-Spread: Hierbei handelt es sich um eine Kombination zweier Spreads. Ein Intramarket-Butterfly-Spread beispielsweise wird eingeleitet über den Kauf eines relativ niedrig bewerteten Intra-Markt-Spreads, während ein relativ hoch bewerteter Intra-Markt-Spread verkauft wird. Der Spread-Trader in Butterfly-Spreads vermutet Ungleichgewichte in den relativen Preisdifferenzen zwischen beiden Spreads und spekuliert in deren Gefolge auf eine numerische Angleichung dieser Differenzen.

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Autor: Bert H. Deiters - Experte für Futures bei GodmodeTrader.de

Bert H. Deiters studierte Wirtschaftswissenschaften in Essen, ist European Merchant und Futures- und Options-Broker nach US-amerikanischem Recht (National Commodity Futures Exam der NFA) sowie Honorardozent für Finanzwirtschaft. Nach seinem Studium spezialisierte er sich im Bereich des Investmentbanking auf die Analyse und das Management von Finanzderivaten sowie den Handel mit Futures und Optionen und ist dort derzeit in unabhängiger Beratungsfunktion sowohl für private Investoren als auch für Finanzdienstleistungsunternehmen tätig.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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