Arme Briten!
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Arm sind die Briten im wörtlichen und übertragenem Sinn. Im übertragenen Sinn sind sie arm dran, weil es sicherlich kein Vergnügen ist, mit der EU zu verhandeln, schon gar nicht, wenn sich die Briten untereinander nicht einig sind, was sie eigentlich genau wollen. Da hat man es gegenüber einem geradezu übermächtigen Verhandlungspartner schwer.
Die Übermacht der EU ist relativ einfach erklärt. Betrachtet man den Handel von Waren und Dienstleistungen, so gehen knapp die Hälfte aller britischen Exporte in die EU. Der Anteil des Handels, der von der EU nach Großbritannien fließt, ist hingegen vergleichsweise klein. Er liegt bei 10 %. Großbritannien könnte im schlimmsten Fall den Markt für 45 % der Exporte verlieren, die EU für 10 % der Exporte. Mit diesen Verhältnissen kann man sich vorstellen, wie flexibel die EU die Verhandlungen gestalten wird.
Ein ganz anderer Aspekt gilt nicht im übertragenem, sondern im wörtlichen Sinn. Die Briten sind gemessen an der Wirtschaftsleistung pro Kopf zwar nicht wirklich arm (unter den Top 10 % der Welt), doch der Trend zeigt nach unten. Dies liegt an zwei Entwicklungen, die seit Jahren anhalten und sich auch im Zuge des Brexits nicht bessern werden.
Die erste Entwicklung ist die Leistungsbilanz. Großbritannien importiert mehr Waren und Dienstleistungen als es exportiert. Dadurch verschuldet sich das Land im Ausland. Netto hat Großbritannien im Ausland ca. 500 Mrd. mehr an Verbindlichkeiten, als es an Vermögen hält. Das sind immerhin mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung.
Der Trend zu einer negativen Leistungsbilanz hält seit Jahrzehnten an. Seit Mitte der 60er Jahre ist die Bilanz chronisch negativ. Daran ändert auch das ständig schwächer werdende Pfund nichts. Im Normalfall sollte eine schwächer werdende Währung für einen Exportboom sorgen. Das gilt für viele Länder, nicht aber Großbritannien. Die Schockabwertungen des Pfund in der Finanzkrise und nach dem Brexit-Votum haben die Leistungsbilanz nur auf Sicht weniger Monate verbessert.
Parallel dazu sinkt die Sparquote der Briten seit Jahrzehnten. Bis Anfang der 90er Jahre lag sie unter Schwankungen bei mehr als 10 % des verfügbaren Einkommens. Aktuell liegt die Quote noch bei 1,6 %. Das ist der niedrigste jemals gemessene Wert. Diese Sparquote reicht nicht einmal, um das Vermögen zu halten, wenn man die Inflation berücksichtigt. Real werden die Briten also immer ärmer.
Dass Sparquote und Leistungsbilanz Hand in Hand gehen, ist übrigens kein Zufall. Die Leistungsbilanz ist per Definition die Summe aus Spar- und Investitionsquote. Da kaum etwas gespart, aber vergleichsweise viel investiert wird, ist die Summe aus Spar- und Investitionsquote negativ. Dies zeigt sich in der negativen Leistungsbilanz.
Da immer weniger gespart wird dürfte das Defizit in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Die Auslandsschulden steigen also immer weiter. Die Briten verpfänden sich zunehmend. Zu allem Überfluss schlägt der Brexit nun auch auf die Wirtschaft durch. Das Wachstum nimmt ab, der Konsum schwächelt, die Inflation ist hoch, die Schulden sind exzessiv und die Realeinkommen sinken. Das sind die besten Voraussetzungen, um noch ärmer zu werden.
Clemens Schmale
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Vielleicht haben sie ja Glück und die EU gibt es bis zum Brexit nicht mehr.
solange die verschuldung in pfund stattfindet ist das kein problem (siehe usa)