Fundamentale Nachricht
10:05 Uhr, 11.07.2014

Argentiniens Zahlungsschwierigkeiten keine Gefahr für Schwellenländer

Das Ansteckungsrisiko der Zahlungsschwierigkeiten Argentiniens für andere Emerging Markets dürfte nach Meinung von Miguel Gandolfo, Portfolio Manager Emerging Markets Debt bei F&C Investments, gering sein.

London (BoerseGo.de) - Argentinien steht Ende des Monats nicht vor dem Staatsbankrott. Dieser Ansicht ist Miguel Gandolfo, Portfolio Manager Emerging Markets Debt bei F&C Investments. „Das jüngste Urteil gefährdet nur Zinszahlungen auf Anleihen, die im Rahmen der Umschuldungen emittiert wurden“, erklärt der Experte. Andere Schuldner, etwa Halter von nach argentinischem Recht begebenen Bonds, dürften regulär ausgezahlt werden. „Wir erwarten, dass Argentinien weiterhin alle Schulden bedient, die nicht von dem Urteil betroffen sind“, betont er. Argentinien stehe deshalb vor einem technischen Zahlungsausfall und nicht vor der Insolvenz. Zudem sei dem Land eine Gnadenfrist für die Bedienung der betroffenen Bonds eingeräumt worden.

Das südamerikanische Land war zuvor von einem New Yorker Gericht verurteilt worden, Anleihen aus den Umschuldungsprogrammen von 2005 und 2010 nicht mehr zu bedienen, solange es nicht 1,5 Milliarden US-Dollar an eine Gruppe sogenannter „Holdouts“ gezahlt hat. Dabei handelt es sich um Altschuldner, die sich nicht an den Restrukturierungsprozessen beteiligt hatten. Argentinien weigert sich weiterhin die gesamte Entschädigungssumme auszuzahlen, die den Klägern durch das New Yorker Urteil zugebilligt wurde, verhandelt jedoch zurzeit über einen Vergleich. „Die Verhandlungen dürften schwer werden, denn die Konditionen der Umschuldungsprogramme und des New Yorker Urteils weichen stark voneinander ab. Trotzdem erwarten wir, dass sich beide Parteien früher oder später einigen“, so Miguel Gandolfo. Zeitpunkt und Bedingungen des Vergleichs seien jedoch derzeit noch nicht absehbar.

Obwohl der Einfluss auf das weitere Segment der Emerging Markets unklar ist, gilt der Fall Argentinien als beinahe einmalig. „Das Ansteckungsrisiko dürfte deshalb gering sein“, schätzt der Fixed-Income-Experte. Dennoch werfe der Fall wichtige Fragen über zukünftige Restrukturierungen von Staatsschulden auf: „Das Urteil hat in jedem Fall die Anreize für Bondhalter erhöht, sich nicht an Umschuldungsmaßnahmen zu beteiligen“, so Gandolfo.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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