Argentinien ist technisch zahlungsunfähig
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New York (BoerseGo.de) - An den Finanzplätzen in den Emerging Markets sorgt die aktuelle Nachrichtenlage für eine ambivalente Haltung der Marktteilnehmer, denn es stehen sich bessernde Konjunkturdaten in den USA und China sowie belastende politische Entwicklungen gegenüber, wie die jüngsten Sanktionen gegen die Russische Föderation, konstatieren die Experten der HSBC in ihrem aktuellen Marktausblick. Dazu zähle auch, dass Argentinien im Streit mit den sogenannten „Holdouts“- Gläubigern erneut in eine Staatspleite schlittere, schreibt die HSBC.
Zum Hintergrund: Die Gläubiger sind die Halter von notleidenden Staatspapieren, die den Umstrukturierungen zwischen 2005 und 2010 nicht zugestimmt haben. Nach Entscheidung eines US-Gerichtes darf Argentinien auch den Schuldendienst im Rahmen seiner Umstrukturierungstitel nur dann leisten, wenn die Forderungen dieser weiteren Altgläubiger vollumfänglich berücksichtigt werden. Dies möchte die Regierung in Buenos Aires aber mit Blick auf die bereits erfolgten Umschuldungen und eventuelle Forderungen weiterer Geldgeber tunlichst vermeiden.
Es wurde mit den Hedgefonds-Gläubigern jedoch kein Vergleich erzielt. In der Nacht zum Donnerstag lief zudem die Frist für eine Verhandlungslösung aus. „Unglücklicherweise konnte keine Einigung erzielt werden, und die Republik Argentinien steht vor dem Default“, sagte der gerichtlich bestellte Schlichter in dem Streit, Daniel Pollack, nach mehrstündigen Gesprächen der Konfliktparteien in New York, an denen auch Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof teilnahm.
Ist Argentinien infolge der Rechtslage außerstande, die anstehenden Zahlungen für die unter US-Recht begebenen Staatsanleihen zu leisten, bedeutet dieser „technical default“ die zweite Zahlungsunfähigkeit des Landes innerhalb von 13 Jahren. Argentinien bleibt weiter von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte die Kreditwürdigkeit Argentiniens schon vor Ende des Treffens auf „teilweisen Zahlungsausfall“ („Selective Default“) herabgestuft.
Der argentinische Wirtschaftsminister wehrte sich gegen die Einstufung als Zahlungsausfall: „Das ist kein Default. Default ist, wenn einer nicht bezahlt. Und Argentinien hat gezahlt.“ Die Hedgefonds seien nicht bereit gewesen, auf die Angebote der argentinischen Regierung einzugehen, die eine Regelung nach dem Muster der 2005 und 2010 getroffenen Schuldenschnitt-Vereinbarungen vorschlug. „Sie wollen mehr (Geld), und sie wollen es jetzt“, sagte Kicillof in New York.
Das Land steckt wahrlich in der Klemme: Hätte es den Forderungen der Holdouts in voller Höhe nachgegeben, sähe man sich durch Vertragsklauseln verpflichtet, der übergroßen Mehrheit der Gläubiger dieselben Konditionen einzuräumen. Damit würden bis zu dreistellige Milliardenbeträge fällig und die Vereinbarungen für den Schuldenschnitt aus den Jahren vor 2010 faktisch hinfällig.
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