Arbeitsmarktbericht erhöht Handlungsdruck auf die Politiker - Abwärtsdynamik extrem hoch
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• Die Anzahl der Beschäftigten ist im Januar um 598.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote stieg auf 7,6 %, und die durchschnittlichen Stundenlöhne nahmen um 0,3 % mom zu.
• Aufgrund der jährlichen Benchmark-Revision waren im Dezember 2008 gut 300.000 Personen weniger beschäftigt als zuletzt gemeldet. Die Abwärtsrevision betraf in erster Linie den Zeitraum April bis Juli 2008. Die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne wurde dagegen nach oben korrigiert.
• Das einzig Positive an den Arbeitsmarktzahlen ist darin zu sehen, dass der Handlungsdruck auf die Politiker steigt, sich möglichst schnell auf ein Konjunkturpaket zu einigen.
1. Die Abwärtsdynamik am Arbeitsmarkt ist weiterhin extrem hoch. Die Anzahl der Beschäftigten sank ähnlich wie in den beiden Monaten zuvor um knapp 600.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: -540.000 Personen; DekaBank: -450.000 Personen). Der Hoffnungsschimmer des letzten Monats, dass sich die Abwärtsdynamik leicht verringert, wurde durch diese Zahlen nicht bestätigt. Dass die Arbeitslosenquote weiter ansteigen würde, und auch noch weiter ansteigen wird, war bereits vor dem Arbeitsmarktbericht sehr wahrscheinlich. Der Anstieg auf 7,6 % war allerdings ebenfalls eine negative Überraschung (Bloomberg-Median: 7,5 % und DekaBank: 7,4 %). Auffallend ist hier, dass sich sehr viele Personen vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Einen Rückgang der Erwerbspersonen um 730.000 gab es zuletzt (auch prozentual) im Mai 1995. Dies hätte eigentlich den Anstieg der Arbeitslosenquote zumindest bremsen dürfen. Die Daten zur Arbeitslosenquote werden mittels einer Haushaltsbefragung erhoben. Nach diesen Ergebnissen wurden im Januar über 1,2 Millionen Personen (netto) entlassen. Solch einen Rückgang gab es seit Erhebungsbeginn Anfang 1948 noch nicht.
2. Nach wie vor ist die Lohnentwicklung überraschend positiv. Im Januar stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,3 % (Bloomberg-Umfrage: 0,3 % DekaBank: 0,2 %) bzw. um 3,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Hintergrund hierfür könnte sein, dass derzeit eher Beschäftigte mit geringem Verdienst entlassen werden, sodass der Durchschnitt der verbliebenen Lohn- und Gehaltsempfänger steigt. 3. Ein Indiz für diese These ist die Beschäftigungs- und Lohnentwicklung im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister. In diesem Bereich sind sowohl Hoch- als auch Niedrigqualifizierte beschäftigt. Während die Anzahl der Beschäftigten hier deutlich sinkt, steigen die durchschnittlichen Löhne extrem an. Im Januar lag die Jahresveränderungsrate bei 7,3 %, dies ist der höchste Zuwachs seit 27 Jahren. Weitere sehr hohe Beschäftigungsrückgänge wurden vom verarbeitenden Gewerbe und von der Bauwirtschaft gemeldet. Der Bereich Gesundheit und Bildung zeigt sich weiterhin völlig unbeeindruckt von der wirtschaftlichen Abschwächung. Der Beschäftigungsaufbau um gut 50.000 Personen würde in einem konjunkturell starken Umfeld nicht besonders auffallen.
4. Die heute veröffentlichten Daten beinhalten auch die jährliche Benchmark-Revision, die aufgrund von neuem Zahlenmaterial durchgeführt wurde. Nach neuesten Erkenntnissen war die Anzahl der Beschäftigten im Dezember 2008 um 311.000 Personen niedriger als zuvor ausgewiesen. Hierbei wurde vor allem die Beschäftigungsentwicklung der Monate April bis einschließlich Juli 2008 nach unten revidiert. Im Falle der durchschnittlichen Stundenlöhne wurden hier die Jahresveränderungsraten insbesondere für das vergangene Jahr eher nach oben korrigiert.
5. Der kleine Hoffnungsschimmer des Vormonats ist verblasst: Die Beschäftigungsentwicklung weist nach wie vor eine extrem hohe Abwärtsdynamik auf und die Aussicht auf eine baldige Besserung am Arbeitsmarkt schwindet durch die heutigen Zahlen. Sollten auch die kommenden Monate Beschäftigungsrückgänge in der Größenordnung von über einer halben Million aufweisen, dann ließe sich unsere ohnehin schon pessimistische Konjunkturprognose wohl nicht halten. Das einzig Positive des Arbeitsmarktberichts für Januar ist, dass hierdurch der Handlungsdruck auf die Politiker steigt, sich möglichst rasch auf ein Konjunkturpaket zu einigen.
Rudolf Besch - Researchteam der DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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