Kommentar
09:01 Uhr, 25.02.2013

Arbeitsmarkt-Malaise USA

Es ist nicht zu leugnen, dass das Arbeitsplatzangebot in den USA seit 13 Jahren stagniert. Unbeeindruckt davon wächst die Bevölkerung Jahr für Jahr um 3 Millionen.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass mit dem Übergang in das neue Jahrhundert eine strukturelle Schwäche in die US-Arbeitswelt eingezogen ist, die nicht mehr ohne weiteres behoben werden kann. Man braucht sich nur die Zahl der US-Amerikaner vor Augen zu halten, die mit Lebensmittelmarken versorgt werden. Erhielten im Jahr 2000 etwa 17 Millionen Personen diese staatliche Unterstützung, so waren es Anfang 2013 knapp 48 Millionen US-Amerikaner. Ein Viertel der US-Kids erhalten Lebensmittelmarken.

Die Marken können u.a. für Soft Drinks eingelöst werden. Der US-Ökonom Maximilian Schmeiser zeigte auf, dass die Teilnahme an diesem Programm dazu führt, dass sich der Body Mass Index pro Jahr und Teilnehmer um 1,6 Punkte erhöht. Je länger die Arbeits-platzmalaise andauert, desto abhängiger werden Teile der US-Bevölkerung von diesen Programmen.

Die US-Arbeitslosenquote verharrt auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Sie beträgt offiziell 7,9%. Zählt man die entmutigten Personen hinzu und diejenigen, die unfreiwillig Teilzeit arbeiten, also gern Vollzeit arbeiten würden, dann erhöht sich die US-Arbeitslosenquote auf 14,4%. In absoluten Zahlen sind dies 19 Millionen Arbeitslose.

134 Millionen Beschäftigte werden in den USA gezählt. Von denen arbeiten 22 Millionen (etwa 16%) im öffentlichen Dienst. Dort wurden jahrzehntelang - Schritt haltend mit dem Bevölkerungswachstum - Arbeitsplätze aufgebaut. Seit dem Jahr 2010 gilt das nicht mehr. Etwa eine Million Arbeitsplätze gingen seither verloren (folgender Chart).

Wir gehen davon aus, dass der öffentliche Dienst weiteren Schrumpfungsprozessen unterliegen wird. Ein Impuls für den US-Arbeitsmarkt aus dieser Richtung ist für die kommenden Jahre kaum vorstellbar.

Nur noch 13,8% der US-Arbeitskräfte sind im sekundären Sektor (in der Güterproduktion) beschäftigt. Und dies trotz äußerst wettbewerbsfähiger Energiepreise.

Um den Hausbau kümmerten sich in Spitzenzeiten (2006) etwa 1 Million Bauarbeiter.

Jetzt sind es noch knapp 600.000. Dies entspricht etwa die Zahl der Mitarbeiter bei McDonalds USA.

Mit der Förderung von Öl- und Gas sind noch weniger Menschen befasst - etwa 200.000. Von diesem Segment können - trotz Öl-und Gas-Boom - kaum nennenswerte Arbeitsmarktimpulse ausgehen.

Fazit: Seit der Jahrhundertwende befindet sich der US-Arbeitsmarkt in einer strukturellen Krise. Die Bevölkerung wächst weiter deutlich - auch in die Breite, ohne das Arbeitsplätze entstehen. Der Staat, der normalerweise Arbeitsplätze am mittleren und unteren Rand der Verdienstskala zur Verfügung stellt, fällt aufgrund der Schuldensituation als Motor aus. Die Hoffnung liegt in der Wiederbelebung der Güterproduktion. Dafür müsste der Dollar weiter fallen. Dies geschieht derzeit nicht. Niedrige Energiepreise allein machen ein Land nicht zum "Must-have"-Standort.

Bleibt einmal mehr der Dienstleistungssektor. Finanzdienstleistungsunternehmen treten weiterhin auf die Bremse. Bleibt nur die Hoffnung, dass andere Branchen dieses Sektors in den kommenden Jahren ausreichend Arbeitsplätze schaffen. Wir nehmen an, dass eine solche Herausforderung ohne einen deutlich fallenden US-Dollar nicht zu bewerkstelligen sein wird.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

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