Kommentar
08:46 Uhr, 10.09.2015

Arbeitsmarkdaten top: US-Zinserhöhung im September wahrscheinlich

Der US Arbeitsmarkt läuft rund - so rund sogar, dass eine Zinswende kommende Woche wieder wahrscheinlicher wird.

Gestern um 16.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurden US Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Das führte nach einem guten Start in den Handelstag zu Verkäufen. Der Grund: die Daten waren so gut, dass eine Zinswende fast schon unausweichlich ist.

Konkret wurde die Anzahl an offenen Stellen veröffentlicht. Derzeit sind knapp 6 Mio. Stellen nicht besetzt. Die erste Grafik zeigt die wichtigsten Sektoren mit der Anzahl offener Stellen. Im zweiten Quartal 2015 ist ein enormer Anstieg zu verzeichnen. In den USA sind damit derzeit so viele Stellen unbesetzt wie noch nie.

Würden alle diese Stellen sofort besetzt, dann läge die Arbeitslosenquote unter 4%. Wenn das kein Boom ist, dann weiß ich auch nicht mehr... Die Notenbank dürfte jetzt noch einmal vor ihrer Zinsentscheidung in der kommenden Woche unter Druck geraten, denn bei diesen Daten lässt sich eine weitere Verzögerung der Zinswende kaum rechtfertigen.

Der Markt sieht das skeptisch. Keiner weiß so recht wie sich die Dinge entwickeln, wenn erstmalig seit 10 Jahren wieder die Zinsen angehoben werden. Unsicherheit mag keiner der Akteure. Die guten Daten werden daher verkauft.

Fundamental ist das natürlich Unsinn. Es ist doch gut, wenn die Zinsen angehoben werden, weil die Wirtschaft so boomt! Der Markt sieht das leider kurzfristig anders.

Bevor man den US Arbeitsmarkt jedoch in den Himmel lobt muss man auch andere Faktoren miteinbeziehen. Die US Notenbank betont bei jeder Gelegenheit, dass sie alle Daten und Faktoren in ihre Überlegungen mit einbezieht. Tut sie das wirklich, dann ist die Zinserhöhung alles andere als ausgemachte Sache.

Die zweite Grafik zeigt das Wirtschaftswachstum und einen Indikator, der von wenigen Analysten beachtet wird. Dieser zeigt wie hoch der Anteil von frisch gekündigten und freiwillig gegangenen Personen an der Gesamtarbeitslosenzahl ist. Der Anteil steht derzeit bei 50%. Während der Rezession 2008/09 waren es 65%. Die Arbeitslosenzahl wird im Abschwung von denen bestimmt, die im Abschwung gekündigt werden. Im Aufschwung ist das anders. Es wird weniger gekündigt und die Gesamtzahl wird von Langzeitarbeitslosen und Neu- bzw. Wiedereinsteigern bestimmt.

Nun zeigt sich seit Anfang 2015 ein beunruhigendes Bild. Deutlich mehr frisch gekündigte Personen haben einen Anteil an der Gesamtzahl an Arbeitslosen. Das ist eigentlich ein Phänomen, welches man beobachten kann, wenn sich die Wirtschaft abschwächt. Es ist nach wie vor gut möglich, dass die USA gerade in der letzten Phase des aktuellen Booms sind. Die Notenbank könnte mit der Zinserhöhung zu spät kommen. Selbst wenn sie die Zinsen anhebt wird es wohl keine große Zinswende. Bereits 2016 könnten die Zinsen wieder sinken.

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24 Kommentare

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  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Also die Einschätzung von Herrn Schmale kann ich nicht teilen. Die USA haben doch nicht geboomt. Im Moment stehen alle Indikatoren auf "Abwärts". Mich würde mal die Qualität der Beschäftigung interessieren. Passieren wird nichts - da bin ich mir ebenfalls sicher.

    18:34 Uhr, 11.09.2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Dschungel trinkt keinen Alkohol;-))).

    10:50 Uhr, 11.09.2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    NICHTS wird passieren, Herr Schmale. NICHTS. Da hab ich 120€ gestern mit meinen Feund aus Moskau gewettet.

    15:02 Uhr, 10.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Meine Prognose: Ziel DAX 8600 2 Wochen. Vorher auf und nieder immer wieder. Mal sehen. Diese Woche sollten noch 9400 drin sein oder 9600.

    14:59 Uhr, 10.09.2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Da fast alles in den USA eine Illusion gebaut auf Schulden und Luftgeld ist, kommts doch auf die Statistiken kaum noch an. Gewoehnt euch dran: US Statements=gelogen. Das ist schon seit Vietnam so und hat sich nur infektionsartig ausgebreitet nach dem Motto: Wenn die luegen, koennen wir das auch. Siehe deutsche Statistiken.

    14:52 Uhr, 10.09.2015
  • 1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Habe soeben nochmals auf der Seite von John Boy nachgelesen:

    Echte Arbeitslosenrate im August: 22,9%

    Echte Inlation knapp 7%

    Echtes BIP: minus 1%

    Food for thought..........

    13:23 Uhr, 10.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Ricco
    Ricco

    diese pfuscherei wird ihnen jetzt zum Verhängnis

    11:02 Uhr, 10.09.2015
  • 2 Antworten anzeigen
  • whynot
    whynot

    dann frage ich mich aber, warum die participation rate, also der anteil der aktuell erwerbstätigen in bezug auf die gesamtheit aller erwerbsfähigen in den usa auf ein historisches tief von ca. 60% gefallen ist. da geht doch irgend etwas nicht zusammen.

    08:53 Uhr, 10.09.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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