Fundamentale Nachricht
17:27 Uhr, 11.04.2014

Arbeitnehmer in Deutschland werden geschröpft

Fast nirgendwo zahlen Arbeitnehmer so hohe Steuern und Abgaben wie in Deutschland. Das zeigt eine Vergleichsstudie der OECD.

Der durchschnittliche Arbeitnehmer in Deutschland zahlt deutlich mehr an Steuern und Abgaben als Arbeitnehmer in fast allen anderen Industriestaaten. Unter den 34 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist die Steuer- und Abgabenlast nur in Belgien höher als in Deutschland, wie eine aktuelle Studie der Organisation zeigt.

Die OECD verglich die Steuern- und Abgabenlast für einen ledigen Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen ohne Kinder. Während in Deutschland 49,3% des Einkommens an Vater Staat und die Sozialkassen fließen, sind es im OECD-Schnitt nur 35,9%. Deutlich geringer als in Deutschland ist die Steuer- und Abgabenlast zum Beispiel in Großbritannien (31,5%), den USA (31,3%), Kanada (31,1%), Australien (27,4%), der Schweiz (22,0%), Südkorea (21,4%) und Neuseeland (16,9%). In Chile muss der durchschnittliche Arbeitnehmer ohne Kind sogar nur 7% seines Einkommens abgeben.

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Immerhin einen Lichtblick hält die Studie auch für deutsche Arbeitnehmer bereit. Während die Steuern- und Abgabenlast seit 2011 in den meisten OECD-Mitgliedsstaaten gestiegen ist, wurde in Deutschland ein leichter Rückgang verzeichnet. Angesichts des großen Abstands zu fast allen anderen entwickelten Volkswirtschaften dürfte aber noch erhebliches Potenzial für weitere Senkungen bestehen. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass die aktuelle Bundesregierung im Interesse der Arbeitnehmer tatsächlich Entlastungen im nennenswerten Umfang beschließt. So entschied sich die große Koalition erst jüngst dafür, die aktuell prall gefüllten Rentenkassen für Leistungserhöhungen und nicht für Beitragsenkungen zu nutzen.

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5 Kommentare

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  • markuss
    markuss

    Da kann man Herrn Baron nur zustimmen! Einem Staat, der das Geld nur in der Welt verteilt, gebe ich freiwillig keinen einzigen Cent. Leider werde ich dazu gezwungen.

    Deutschland würde es sehr gut gehen und wir hätten niedrige Abgaben und Steuern auf Arbeit usw., wenn unsere Regierung nicht weltweit unser Geld verschenken würde bei diversen Krisen in fremden Ländern. Ukraine ... das nächste Griechenland ... obwohl nicht mal in der EU?

    10:31 Uhr, 14.04.2014
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Sozial- und Steuersysteme verschiedener Länder sind nie völlig vergleichbar, das ist klar. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass die Steuern und Abgaben in Deutschland skandalös hoch sind. Die meisten Bürger wären sicher gerne bereit, auf die eine oder andere Sozialleistung zu verzichten, wenn dafür mehr vom Bruttoarbeitslohn auch auf dem Konto des Arbeitnehmers landen würde.

    10:21 Uhr, 14.04.2014
  • Löwe30
    Löwe30

    Zu den Abgaben:

    Das dramatische daran ist, was man bei diesen Umverteilungssystemen leider nicht sieht, nämlich das verhindert wird, dass wir tatsächlich vorsorgen. Es wird verhindert, dass wir tatsächlich sparen, weil wir gezwungen sind in ein Umlagensystem zu zahlen. Es wird verhindert, dass mit den angesparten Mitteln investiert werden kann, dass Zinsen erwirtschaftet werden können. Es wird verhindert, dass wir reicher werden durch das Sparen und Anlegen. Was wir also nicht sehen, ist der gewaltige Wachstumsimpuls, der aus einem vernünftigen Sozialsystem entstehen könnte. Wir verzichten also permanent auf Fortschritt und auf Wohlstand, weil wir ein falsches Sozialsystem ausgewählt haben.

    Zu den Steuern:

    Durch die kalte Progression im Steuersystem wurde in den letzten Jahrzehnten gerade den unteren und mittleren Einkommen immer höheren prozentualen Steuern aufgebürdet und so die Mittelschicht zerstört.

    Es wird Zeit umzukehren, nicht mehr Staat und höhere Steuern und Abgaben, sondern weniger Staat und mehr Chancen sein Leben selber zu meistern muss unser Ziel sein. Es gibt nichts Besseres als einen freien Markt, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen und Wohlstand für alle zu ermöglichen, denn auf einem freien Markt gilt: Tauschpartner müssen über Güter und Leistungen verfügen, die anderen attraktiv erscheinen. Nur dann sind sie ja bereit, ihre eigenen Güter und Leistungen gegen die der Marktgegenseite zu tauschen. Das zwingt die Menschen dazu, in gegenseitigem Interesse zu arbeiten, und selbst Egoisten haben einen Anreiz, den Interessen anderer zu dienen. Transaktionen am Markt erfüllen also die wichtige moralische Forderung: Berücksichtige die Interessen anderer Menschen!

    10:13 Uhr, 14.04.2014
  • Swiss Investor
    Swiss Investor

    Man sollte diese Vergleiche abschaffen, denn sie dienen nur dazu Meinungen zu beeinflussen. Meistens werden Äpfel mit bestenfalls Birnen, aber meistens jedoch mit Nüssen oder alten Trockenfrüchten verglichen.

    Zum Beispiel die Schweiz, da fehlen die Abgaben für die Renten und die AHV (5,2% + berufliche Vorsorge 14% =19.2%, dazu bezahlt der Arbeitgeber nochmals den gleichen Betrag!) Dann die Arbeitslosenversicherung 3%, dazu muss jeder Schweizer sich in einer Krankenkasse versichern lassen, was mindestens 200 Fr/mtl. kostet). Wenn man alles rechnet kommen noch weitere Gebühren, wie Abwasser, Abfallentsorgung etc. dazu, dann kommt man auf eine steuerliche Belastung von über 50%.

    Einzig Firmen bezahlen tiefe Steuern, der Arbeitnehmer wird jedoch geschröpft, vor allem der Mittelstand!

    12:44 Uhr, 13.04.2014
  • student
    student

    Sehr geehrter Herr Baron,

    eine internationale Statistik der OECD hat immer das gleiche Problem: kann ich soziale und wirtschaftlich-politische Systeme verschiedener Länder miteinander vergleichen? Sicherlich nicht. Ich bezahle in Deutschland viel, werde aber im Krisenfall von einem sozialen Netz aufgefangen. In Chile zahle ich am wenigsten. Aber möchte ich deswegen in Chile leben?

    Dieser Artikel suggeriert mir, dass wir mit den Belgiern doch am meisten bezahlen. Aber was bekommen wir dafür? Ein belgischer Sozialhilfeempfänger hat Anspruch auf ein Reihenhaus mit Vorgarten. Was bei uns Mittelschicht ist. Dafür haben wir gesetzliche Vollversorgung im Gesundheitswesen. In Belgien zahlst Du für die Krankenkasse praktisch alles privat. Nur zum Vergleich!!!

    Hier werden von der OECD mal wieder Äpfel, Bananen und ausgetrocknete Rosinen gleichgesetzt!

    20:43 Uhr, 12.04.2014

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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