Fundamentale Nachricht
14:08 Uhr, 12.05.2014

Anleihemärkte entwickeln sich nicht synchron

Die USA sind Robeco zufolge in eine Phase wirtschaftlicher Expansion eingetreten, während europäische Firmen vergleichsweise konservativ agieren und Schwellenländer sich mit härteren Kreditbedingungen konfrontiert sehen.

Rotterdam (BoerseGo.de) - Den internationalen Rentenmärkten drohen nach Einschätzung von Robeco schwierigere Zeiten: Die starke Versorgung mit Notenbank-Liquidität hat die Grundlage für eine Kreditblase in den Schwellenländern geschaffen, schreiben die Kapitalmarktexperten in ihrem Quartalsausblick. Bereits jetzt in die Bondmärkte der Emerging Markets zurückzukehren, halten die Investmentexperten daher für verfrüht. Sander Bus, Leiter des Credit-Teams von Robeco, rät Anleiheinvestoren auch grundsätzlich zur Vorsicht: „In den entwickelten Märkten bevorzugen wir aktuell eine konservative Positionierung. Investmentgrade-Unternehmensanleihen bewerten wir neutral, das High-Yield-Segment gewichten wir nun leicht unter.“

Nach einer aktuellen Analyse von Robeco laufen die Anleihemärkte der unterschiedlichen Segmente und Weltregionen nicht synchron. Die USA sind demnach in die Phase der wirtschaftlichen Expansion eingetreten, was die dortigen Unternehmen mit immer größeren Kredithebeln arbeiten lässt. Europäische Firmen agieren dagegen vergleichsweise konservativ, da der Kontinent das Rezessionstal erst kürzlich verlassen hat. Die Schwellenländer wiederum sehen sich mit härteren Kreditbedingungen und gleichzeitig mit einem schwächeren Wachstum konfrontiert.

Robeco sieht die Anleihen der Emerging Markets in einem Bärenmarkt, während qualitativ hochwertige Zinspapiere mit Investmentgrade-Rating den Zenit des aktuellen Bullenmarktes noch nicht erreicht haben (siehe Grafik unten). Sander Bus warnt Renteninvestoren allerdings davor, aus den unterschiedlichen Stadien der Weltregionen im Konjunktur- beziehungsweise Kreditzyklus falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. „Zum einen werden sich die europäischen Anleihemärkte nicht von der Entwicklung in Nordamerika lösen können. Zum anderen dürfte die derzeitige Abkopplung der entwickelten Märkte von den Schwellenländern wahrscheinlich nicht von Dauer sein“, so der Rentenexperte.

Robeco identifiziert derzeit mehrere Gefahrenherde für Anleiheinvestoren. „In den USA könnte die Notenbank Fed feststellen, dass sie ihre Leitzinsen wegen der robusten Wirtschaft früher anheben muss als avisiert“, erwartet Sander Bus. Für die Rentenmärkte, die bisher stark von monetären Stimuli profitiert hätten, wäre dies kein positives Szenario. In Europa sorgt sich Robeco um die möglicherweise bald rückläufigen Verbraucherpreise. „Eine Deflation gefährdet die Fähigkeit der zumeist hochverschuldeten Staaten, ihre Schulden zu bedienen“, so der Leiter des Credit-Teams von Robeco weiter.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten