Kommentar
10:14 Uhr, 07.07.2020

Anleger können sich auf die Bilanzsaison freuen

Unternehmen beginnen ihre Zahlen für das zweite Quartal vorzulegen. Da ein Großteil des Lockdowns ins zweite Quartal fiel, werden die Zahlen schlimm sein. Trotzdem können sich Anleger freuen.

Nicht alles, was auf den ersten Blick schlimm aussieht, muss auch gleich schlecht sein. Unter diesem Motto kann man die Zahlen, die Unternehmen nun vorzulegen beginnen, betrachten. Die meisten Firmen werden Zahlen zeigen, die alles andere als schön sind. So haben Analysten ihre Gewinnschätzungen in den letzten Wochen radikal nach unten revidiert.

Generell senken Analysten ihre Gewinnschätzungen bevor die Zahlen veröffentlicht werden. In den letzten Jahren gab es lediglich 2018 eine Ausnahme. Die Gewinnschätzungen wurden nach oben revidiert. Verantwortlich dafür war eine Steuersenkung in den USA. Für das gerade abgelaufene Quartal bleiben sich Analysten treu.

Es wurde bereits im Vorfeld mit einem Gewinnrückgang gerechnet. Das war spätestens im März klar. Während des zweiten Quartals von April bis Ende Juni wurden diese Schätzungen weiter angepasst. Insgesamt wird der Gewinn nun 39 % tiefer eingeschätzt als zu Beginn des zweiten Quartals (Grafik 1).


Diese Revisionen sorgen am Ende dafür, dass Unternehmen die Schätzungen übertreffen. Im Durchschnitt übertreffen zwei Drittel der Unternehmen die Gewinnschätzungen. Wir können mit hoher Zuversicht davon ausgehen, dass der Gewinneinbruch weniger schlimm sein wird als von Analysten prognostiziert.

Im Vergleich zum Vorjahr sollen die Gewinne im abgelaufenen Quartal um 43 % sinken. Das klingt dramatisch, doch im langfristigen Verlauf ist das gar nicht so schlimm (Grafik 2). Da das zweite Quartal das schlechteste wird und es danach wieder bergauf geht, hätte es für Anleger weitaus schlimmer kommen können.

Rezessionen haben in der Vergangenheit für stärkere Rückgänge gesorgt. Während der Finanzkrise gingen die Gewinne um 85 % zurück. Die Rezession zur Jahrhundertwende sorgte für einen Rückgang von 82 % und Anfang der 90er Jahre waren es 78 %.

Im Verlauf dieser Rezessionen gab es immer ein Quartal, in dem Unternehmen gar keine Gewinne schrieben, sondern Verluste ausweisen mussten (Grafik 3). Das soll diesmal nicht der Fall sein. Anleger kommen relativ glimpflich davon. Ob das dann wirklich so eintritt, wissen wir nicht mit Sicherheit. Die Gewinnschätzungen für ein gerade abgelaufenes Quartal sind allerdings recht zuverlässig.

Dass sich der Markt so schnell erholt hat, macht entsprechend Sinn. Damit die Erholung auch Bestand hat, muss nun vieles gut laufen. Die Gewinne müssen ab dem dritten Quartal wieder stark ansteigen. Andernfalls fällt das schöne Kartenhaus, welches Analysten gebaut haben, in sich zusammen.

Trotzdem ist das alles eine gute Neuigkeit. Anleger müssen vor der Berichtssaison keine Angst haben. Es wird – wie immer – sogar viele positive Überraschungen geben. Mittelfristig sind diese bedeutungslos. Anleger sollten sich daher genau überlegen, ob sie auf diese Zahlen reagieren wollen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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