Kommentar
08:28 Uhr, 23.02.2019

Anleger feiern: Fällt die Rezession aus?

Vor wenigen Wochen schien das Wachstum noch am Abgrund. Jetzt können sich Anleger vor Begeisterung kaum noch halten. Also was denn nun?

Erwähnte Instrumente

Als Anleger muss man schon recht flexibel sein. Die Stimmung kann an der Börse so schnell drehen, dass man als Anleger schnell zurückbleibt, wenn man nicht umschalten kann. Das können nicht alle. Das ist auch ein Grund dafür, dass viele Privatanleger an der Börse Geld verlieren. Man wünscht sich natürlich lange und stabile Trends. So funktioniert Börse aber nun einmal nicht. Wenn man als Analyst seine Meinung ändert, kommt das bei einigen nicht gut an. Das ist verständlich, allerdings besser, als der Börse meilenweit hinterher zu rennen.

Wenn es um das Thema Rezession geht, ist die Sache nicht weniger einfach. Ende 2018 entwickelte sich bei Anlegern Angstschweiß. Das hatte einen guten Grund. Die Notenbank wollte die Zinsen in diesem Jahr dreimal anheben. Anleger befürchteten, dass dies zu einer Rezession führen würde.

Im Januar kam die große Kehrtwende. Inzwischen besteht sogar die Möglichkeit einer Zinssenkung. Damit sind die Ängste nicht mehr angebracht, die Anleger vor wenigen Wochen noch umtrieben.

Zinsen sind nicht alles. Auch die Einkaufsmanagerindizes trübten sich ein. Mit einer sehr geduldigen Notenbank, weiterhin niedrigen Zinsen und einer möglichen Lösung im Handelsstreit wird die Wirtschaft unterstützt. Das Blatt kann sich noch einmal wenden.

Es ist daher absolut richtig, dass sich die Einschätzung von Anlegern so schnell verändert hat. Zu dem Zeitpunkt, als Anleger eine Rezession befürchteten, sah es tatsächlich düster aus. Fundamental hat sich seither wenig verändert. Der Ausblick ist nun aber deutlich positiver. Dass nun also wieder Aktien gekauft werden, ist absolut verständlich.

So kommt es, dass der Markt manchmal am Montag eine Rezession einpreist und am Freitag schon wieder Aufschwung. Die Realität ist viel langsamer. Man muss zwischen dem Markt und der Realität unterscheiden. Der Markt versucht zu erkennen, was in den nächsten Monaten geschieht. Einzelne Datenpunkte können die Einschätzung radikal verändern.

Einzelne Datenpunkte verändern allerdings nicht den langfristigen, vorherrschenden Trend. Dieser ist relativ klar. Die US-Wirtschaft wächst über Potenzial (siehe Grafik). Inzwischen liegt sie soweit darüber, dass man sich Sorgen machen muss. Die Kapazität ist mehr als ausgeschöpft. Die Wirtschaft überhitzt.


Bei 2,5 % Wachstum klingt das zwar merkwürdig, doch aufgrund der freien Kapazitäten und dem demographischen Wandel liegt das potenzielle Wachstum bei lediglich 1,5-1,8 %. Eine Überhitzung geht fast jeder Rezession voraus.

Wir können mir sehr hoher Sicherheit sagen, dass die Party vor dem Ende steht. Ob das nun schon 2019 oder 2020 der Fall, lässt sich nicht sagen. Der Markt versucht das Ereignis zu timen. Daher kommen die wilden Umschwünge. Ende 2018 wurde eine Rezession in diesem Jahr eingepreist. Jetzt sieht es eher nach 2020 aus. Die Party kann also noch eine Weile weitergehen.

Das alles ändert nichts daran, dass wir am Ende des Zyklus sind. Wer als Anleger jetzt darauf setzt, ist schnell frustriert, wenn der Markt das anders sieht. Es ist ein Timing-Problem. Persönlich sehe ich nach wie vor den Fahrplan, den ich seit Beginn der Oktoberkorrektur propagiere. Die Kurse (S&P 500) sollten nach Ende der Korrektur wieder nahe an ihre Allzeithochs herankommen, bevor die nächste, größere Korrektur beginnt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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