Kommentar
09:57 Uhr, 20.09.2021

Anleger am Aktienmarkt in Panik, also kaufen?

Wenn Panik herrscht, findet man Kaufkurse. Eine große Korrektur gab es schon lange nicht mehr. Trotzdem sind Anleger verängstigt.

In der vergangenen Woche fiel der S&P 500 um ca. 1 %. Das ist unter normalen Umständen nicht der Rede wert. Auch vom Allzeithoch steht der Index nicht weit entfernt. Der Index steht lediglich 2,2 % darunter. Trotzdem sind insbesondere US-Privatanleger geradezu in Panik. Das zeigt sich anhand der Größe des Bullenlagers. Nur noch 22 % der Anleger sind Bullen. Werte um 20 % findet man immer wieder, doch sehr viel tiefer geht es nicht. Selbst während der Finanzkrise schrumpfte das Bullenlager lediglich auf 19 %. Die Stimmung der Privatanleger ist stark prozyklisch. Steigen die Kurse, verbessert sich die Stimmung und umgekehrt. In den letzten Tagen und Wochen sind die Kurse jedoch nicht gefallen, sondern stagnierten vielmehr. Eine Seitwärtsbewegung scheint auszureichen, um für schlechte Stimmung zu sorgen.

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Schlechte Stimmung ist im Normalfall ein Kaufsignal. Das wird nicht nur vom kleinen Bullenlager angezeigt, sondern auch vom Spread (Differenz zwischen Bullen- und Bärenlager). Auch hier wird ein Niveau erreicht, das in der Vergangenheit auf Kaufkurse hingedeutet hat (Grafik 2).
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Nun sind nicht nur Anleger in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch US-Verbraucher. Im August sackte die Stimmung auf ein Niveau ab, das sogar das bisherige Pandemietief aus dem Frühjahr 2020 unterschritt (Grafik 3). Im September hat sich die Stimmung kaum verbessert.
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Auch hier gilt, dass Stimmungsextreme eine Verbesserung andeuten. Ist die Stimmung von Verbrauchern sehr tief, kann der Markt in der Folge steigen. Eine Garantie gibt es nicht, allerdings ist die Trefferquote von beiden Stimmungsindikatoren sehr hoch.

Dass die Trefferquote hoch ist, ist kein Zufall. Schlechte Anlegerstimmung kommt auf, wenn Anleger bereits reagiert haben. Es reflektiert die Depotausrichtung. Keiner verkauft seine Aktien, wenn er mit Zuversicht in die Zukunft blickt. Schlechte Stimmung signalisiert, dass Verkäufe stattgefunden haben. Wenn alle, die verkaufen wollten, verkauft haben, weil sie skeptisch sind, können die Kurse praktisch nur steigen.

Bevor man als Anleger nun aber all-in geht, muss man die außergewöhnliche Lage beachten. Die schlechte Stimmung kommt auf, obwohl am Aktienmarkt eigentlich nichts geschehen ist. Auch in der Realwirtschaft ist wenig passiert. Konsumenten kaufen weiterhin fleißig ein, neue Jobs werden geschaffen und die Löhne steigen kräftig.

Das macht eigentlich keinen Sinn. Wer gerät schon in Panik, wenn der Markt in der Nähe des Allzeithochs notiert?

Das kann mit folgendem Umstand zusammenhängen: US-Privatanleger sind mit sehr hohen Investitionsquoten im Markt aktiv.Darüber hatte ich in der vergangenen Woche berichtet. Zuletzt war die Investitionsquote kurz vor dem Platzen der Internetblase höher.

Als sich das Top vor 21 Jahren ausbildete, gab es ebenfalls einen Mangel an Bullen. Anleger waren schlecht gelaunt, weil es nicht mehr täglich neue Allzeithochs gab. Damals wie heute sind viele Anleger neu an der Börse. Diese neue Anlegergruppe kennt nur steigende Kurse. Stagniert der Markt einmal wie zwei Wochen, kommt gleich schlechte Stimmung auf.

Unter normalen Umständen ist das aktuell miserable Sentiment ein Kaufsignal. Da die schlechte Stimmung aufkommt, ohne dass am Markt etwas geschehen ist, kann es sich um ein Fehlsignal handeln.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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