Anlegen in Zeiten niedriger Zinsen
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Seit über 50 Jahren ist der „risikolose“ Zins ein Grundpfeiler der modernen Kapitalmarkttheorie, sowohl bei der Unternehmensanalyse als auch im Asset Management. Heute sind die Zinsen so niedrig wie nie zuvor, aber die Bonitätsratings der meist überschuldeten Industrieländer werden herabgestuft oder von den Ratingagenturen unter Beobachtung gestellt. Es scheint keineswegs mehr sicher, dass es keine Ausfallrisiken gibt – obwohl der risikolose Zinssatz ein fehlendes Ausfallrisiko unterstellt.
„Aber welche Bedeutung haben Herabstufungen eigentlich, wenn die Regierungen zur Not Geld drucken können?“, fragt Gilles Guibout, Leiter des Aktienteams von AXA Investment Managers. Offensichtlich berücksichtigten die Ratingagenturen, dass die expansive Geldpolitik zu immer höheren Zins- und Währungsrisiken führe – zumal die Zinsen zurzeit extrem niedrig seien. Deshalb dürften immer mehr Investoren (zumindest aber jene, die keine Restriktionen beachten müssen) über ein neues Konzept für ihre Asset-Allokation nachdenken, so Guibout.
„Anstatt risikolose Wertpapiere als Basis zu nehmen, überlegen einige institutionelle Investoren, ob man die einzelnen Wertpapiere nicht unabhängig voneinander beurteilen kann – anhand ihrer (nicht abdiskontierten) Cashflows, ihrer Wechselkurssensitivität und ihrer Liquidität. Dies dürfte zu Umschichtungen in Aktien führen, und damit in eine Assetklasse, die im Moment als besonders unattraktiv gilt. Dies lässt zumindest ihr geringer Anteil an den Portfolios vermuten“, so der Aktienexperte weiter.
Multinationale Unternehmen überzeugten mit stabilen Bilanzen, vor allem aber böten sie höhere Renditen als Staatsanleihen und eine möglicherweise geringere Verschuldungsquote – obgleich Unternehmensanleihen eine kürzere Duration hätten als Staatsanleihen und weniger liquide seien. Auch böten Unternehmen mit Preissetzungsmacht oder einem geringeren Kapitalbedarf einen attraktiven Schutz gegen Inflationsrisiken. Schließlich könnten sie, weil sie weltweit aktiv seien und weltweit produzierten, Steuererhöhungen aus dem Weg gehen und die Auswirkungen von Wechselkursänderungen besser verkraften, heißt es. „Anders als früher müssen Investoren jetzt aber weniger auf das Marktrisiko und mehr auf das Alpha achten – und sich die Zeit nehmen, die Geschäftsmodelle der einzelnen Unternehmen zu verstehen“, so Guibout.
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