Fundamentale Nachricht
10:15 Uhr, 07.04.2016

Anlagechancen bei Unternehmensanleihen

Bei US-Unternehmensanleihen ergeben sich den Experten von BMO Global Asset Management zufolge zurzeit interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Erwähnte Instrumente

  • FTSE 100
    ISIN: GB0001383545Kopiert
    Kursstand: 6.177,00 € (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) – Die Stimmung an den globalen Finanzmärkten ist infolge einer Reihe von negativen Entwicklungen zu Anfang des Jahres momentan schlechter als es die Fundamentaldaten erwarten lassen. Die Investoren übersehen dabei offensichtlich positive Faktoren wie zum Beispiel den robusten Konsum und den Arbeitsmarkt in den USA. Gerade bei US-Unternehmensanleihen ergeben sich daher zurzeit interessante Einstiegsmöglichkeiten. Zu dieser Einschätzung kommt Janelle Woodward, President und Portfoliomanagerin bei der Institutional Fixed Income Boutique Taplin Canida & Habacht (TCH) unter dem Dach des kanadischen Investmentunternehmens BMO Global Asset Management.

„An den weltweiten Aktienmärkten sind die Kurse zu Jahresbeginn ebenso schnell gesunken wie die Investoren an Risikoappetit verloren haben“, sagt Woodward im aktuellen Marktausblick von TCH. „Vor allem aber haben die Kreditmärkte in einer Art und Weise negativ reagiert, die nicht mehr als vernünftig bezeichnet werden kann.“ Woodward zufolge haben sich dabei vor allem die Renditeaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen stark ausgeweitet. „Die Bewertungen sind teilweise extrem geworden. Dabei sprechen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA eigentlich für ein recht passables Umfeld für Unternehmen“, so die Expertin.

Nach Daten von TCH erreichten die risikoadjustierten Spreads von US-Unternehmensanleihen im Februar 210 Basispunkte. Damit lagen sie nahe ihres 30-Jahres-Hoch von 247 Basispunkten im Oktober 2002, wenn man die beiden Krisenjahre 2008 und 2009 ausgeklammert. „Erfahrungsgemäß fällt die Erholung dann ebenso sprunghaft aus wie die vorhergegangenen Einbrüche. Dies spricht unter Berücksichtigung der Transaktionskosten dagegen, aus dem OTC-Anleihemarkt kurzfristig aus- und später wieder einzusteigen“, erklärt Woodward. Ein Blick zurück zeige zudem, dass es mit einer entsprechend beweglichen Strategie kaum möglich sei, das Risiko im Portfolio nachhaltig zu senken. „Das Krisenjahr 2008 war zum Beispiel für US-Unternehmensanleihen das schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Nimmt man jedoch die beiden Jahre 2008 und 2009 zusammen, lag der Mehrertrag bei 300 Basispunkten.“ Die TCH-Experten gehen außerdem davon aus, dass sich die negativen Erwartungen, die sich in den hohen Spreads manifestieren, nicht bewahrheiten werden.

Dies gilt in besonderem Maße für die Banken, die in der jüngsten Abwärtsbewegung besonders stark an Wert verloren haben. „Es gibt handfeste Gründe, warum der Finanzsektor anders als 2008 kein Krisenbeschleuniger ist“, erläutert Woodward. Dazu zählt zum einen die bessere Kapitalausstattung der Institute. So lag laut Woodward die Eigenkapitalquote der Citigroup im vergangenen Jahr bei 10,5 Prozent, während sie 2007 nur 2,7 Prozent betrug. Die neuen Eigenkapitalregeln gemäß Basel III sorgten dafür, dass vor allem europäische Banken ihre Kreditausleihungen stärker als bisher mit Eigenmitteln unterlegten. Hinzu komme, dass die Banken durch die Aufsichtsbehörden seit der Finanzkrise erheblich strenger reguliert würden. In Folge dieser Entwicklung seien auch die Liquiditätsstandards für die Institute angehoben worden. Nicht zuletzt finanzierten sich die Banken heute auch viel stärker über Einlagen als noch vor ein paar Jahren. „Das verbesserte Kredit-/Einlagenverhältnis bedeutet, dass die US-Banken eine geringeres Finanzierungsrisiko haben als vor der Finanzkrise“, so Woodward.

Den Investoren raten die TCH-Experten im derzeitig volatilen Umfeld, Geduld zu beweisen und den Blick auf die langfristige Perspektive zu richten. „Bislang waren einzelne Segmente und Titel im Investment-Grade-Bereich günstig bewertet, sodass sich dort Einstiegsmöglichkeiten für Anleger geboten haben. Mittlerweile sind die Bewertungen am gesamten Markt für Unternehmensanleihen günstiger. Dadurch können Anleger in diesem Bereich attraktive Erträge erzielen. Zudem glauben wir, dass die Möglichkeit besteht, von den Investments zu profitieren, wenn die Bewertungen wieder zu einem vernünftigem Niveau zurückkehren und sich die Spreads dem anpassen.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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