Kommentar
19:32 Uhr, 07.08.2017

Vorsicht! Kaum bekannter Angstindikator auf Rekordniveau

Als Angstindikator gelten eigentlich die Volatilitätsindizes wie der VIX und Vstoxx. Diese sind historisch niedrig. Trotzdem geht die Angst um.

Der S&P 500 Volatilitätsindex VIX feiert immer noch Rekorde. Seit der VIX Anfang der 90er Jahre eingeführt wurde, gab es noch nie so häufig Werte unter 10. Das sehen viele Anleger schon als Kontraindikator. Die Sorglosigkeit ist viel zu groß.

Der Gedankengang hinkt leider.

Es ist absolut korrekt, dass einer Phase besonders niedriger Schwankungsbreite auch irgendwann wieder eine Phase mit mehr Bewegung folgt. Der Markt ist keine Einbahnstraße und das weiß jeder. Phasen niedriger Volatilität können sich aber sehr viel länger halten als man glaubt. Grafik 1 zeigt die realisierte Volatilität. Es gab immer wieder Phasen, z.B. in den 60er Jahren, aber auch Mitte der 90er, in denen die Schwankungsbreite Monat um Monat niedrig blieb. Man muss also unter Umständen recht lang warten, bis sich der Kontraindikator in einem Rücksetzer bei Aktien zeigt.

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Der aktuellen Sorglosigkeit steht trotzdem Angst gegenüber. Diese Angst lässt sich konkretisieren. Es sind heftige, kurzfristige Bewegungen. Diese kommen für gewöhnlich aus dem Nichts und können erschreckende Ausmaße annehmen (Grafik 1). Ungeschlagen bleibt der Crash 1987, gefolgt von der Finanzkrise, in der Indizes rund um den Globus mehrfach Tagesbewegungen von -10 % und mehr auswiesen.

Wie groß die Angst vor solchen Crashs ist, lässt sich messen. Dafür gibt es einen Index, den SKEW Index (Grafik 2). Dieser Index misst wie überproportional teuer es ist, sich durch Put-Optionen gegen solche Crashs abzusichern. Derzeit ist das teuer. Die Nachfrage nach diesen Absicherungen ist groß.

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Es ist dabei kein Zufall, dass sich SKEW und VIX häufig konträr zueinander entwickeln. Je größer die Ruhe und Sorglosigkeit im Allgemeinen ist, desto größer ist auch die Angst vor plötzlichen Crashs.

Diese Angst nimmt derzeit fast ungekannte Ausmaße an. Seit Beginn des aktuellen Bullenmarktes steigt der SKEW Index systematisch an (Grafik 3). Anleger sind besorgt und diese Sorge sollte man ernstnehmen. Anleger halten ihre Finger nah an der Verkaufstaste.

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Um die Sache noch deutlicher darzustellen, kann man den SKEW Index durch den VIX dividieren. Es zeigt dann, wie groß die Angst relativ zur Sorglosigkeit ist. Derzeit sehen wir nie dagewesene Höhen dieses Indikators (Grafik 4). In der Vergangenheit haben so ausgeprägte Werte mit geringem zeitlichen Abstand heftige Bewegungen vorausgesagt.

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Man kann nicht mit Sicherheit sagen, dass es heute wieder so sein wird. Sicherheit gibt es auf dem Aktienmarkt nicht. Die Mischung aus Sorglosigkeit und latenter Angst (Verkaufsbereitschaft) ist jedoch brenzlig.

Wenn die Kurse erst einmal purzeln, dann wohl richtig!

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1 Kommentar

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Sehr guter Artikel Herr Schmale....manchmal schreiben Sie Abhandlungen bei denen man sich echt fragt was da wieder schief gelaufen ist... Und dann hauen sie so einen Topartikel raus. Naja, deshalb lasse ich mir keinen ihrer Artikel entgehe

    22:10 Uhr, 08.08.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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